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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu
Autoren: Franziska Gehm
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stehen.
    Kerul brannte die Nasenspitze. Er fand es herrlich. Es war fast, als würde ihn seine Mutter liebevoll an der Nase ziehen.
    »Ich habe dlei Kloblillen im Gesicht«, stellte der Yak-Drache fest.
    Kerul nickte. »Damit kannst du jetzt jederzeit Besuch empfangen.«
    Der Yak-Drache strahlte (nicht mehr ganz so hell).
    Kerul überlegte einen Moment und fügte hinzu: »Zumindest von Halbvampiren.«
    »Also von uns dreien«, erklärte Daka.
    »Wir wohnen allerdings ungefähr sechstausend Kilometer entfernt«, gab Silvania zu bedenken. »Allzu oft können wir nicht vorbeikommen.«
    Die Mundwinkel des Yak-Drachen sackten nach unten. Beinahe hätte er auch die Schutzklobrille über seinem Mund sinken lassen.
    »Aber ich kann ab und zu vorbeikommen«, sagte Kerul schnell. »Und dir die neuesten Witze erzählen.«
    Der Yak-Drache grinste und seine Nase tropfte vor Rührung. Er griff mit der anderen Kralle nach der Eckzahnkette, die um seinen Hals hing, und nahm sie ab. »Hiel«, sagte er und hielt Kerul die Kette entgegen. »Als Zeichen unselel Fleund-schaft.«
    »Danke!« Kerul nahm die Kette entgegen. Sie war so dick und so schwer wie ein Schiffstau.
    Daka sah mit offenem Mund auf die Kette, an der unzählige spitze Eckzähne hingen. Unbewusst fuhr sie sich mit der Zunge über ihre eigenen Eckzähne. Ohne die Schutzklobrillen würden sie jetzt womöglich auch an dieser Kette hängen.
    Silvania sah mit offenem Mund den Yak-Drachen an. Die Klobrillen standen ihm ausgezeichnet. Er wirkte sehr weise damit. Einen Moment flogen Silvanias Gedanken über sechstausend Kilometer gen Westen. Ihre Mutter wäre sehr stolz auf ihre Klobrillen, wenn sie sie so sehen könnte.

Held der Höhle
    K aum traten Kerul, Silvania und Daka aus der Höhle, gingen lauter Jubel, begeisterte Schreie und wildes Geflatter und Geflopse wie ein warmer Sommerregen über sie nieder. Ganz Ulan-Vampor hatte sich vor der Höhle des Yak-Drachen versammelt.
    »Sie haben es geschafft!«, rief eine Mädchenstimme.
    »Kerul ist keine Asche!«, rief ein Jungvampgole.
    »Kerul hat die drei Sonnen des Yak-Drachen ausgepustet!«, rief ein anderer.
    »Seht doch nur, die Kette!«, rief ein alter Vampgole, dem selbst nur noch ein paar Zähne geblieben waren.
    »Kerul ist der größte und mutigste Drakung-Fu-Meister aller Zeiten. Und Silvania und Daka auch!«, rief Nara-Venja und fügte etwas leiser hinzu: »Obwohl sie gar kein Drakung-Fu können.« Sie flog zu ihren Freunden und zog einen nach dem anderen kräftig an der Nase.
    Kurz darauf wurde schon wieder an Keruls Nase gezogen. Doch ganz sanft. Seine Mutter sah ihn voller Stolz und mit Tränen der Wiedersehensfreude in den Augen an. Dann fiel sie Kerul um den Hals und drückte ihn fest an sich.
    Kerul atmete den modrigen Geruch ihrer schwarzen Haare tief ein und schloss einen Moment die Augen. Endlich war er wieder zu Hause.
    Danach wollte die Schlange der Gratulanten und Bewunderer gar nicht mehr abreißen. Kerul, Silvania und Daka bekamen Kopfnüsse von allen Seiten und ihre Nasen wurden immer länger und roter, so oft zog jemand daran.
    Als einer der Letzten stand sein Kampfgegner Bajar vor Kerul. Die beiden sahen einander fest in die Augen. Es vergingen ein paar Sekunden, dann lächelte Bajar. Er hob langsam die Hände über den Kopf und legte sie mit den Handflächen aneinander. Dann klatschte er zweimal und klapperte mit den Eckzähnen, wie es als Gruß vor großen Meistern Brauch war.
    »Vampgolen!«, brauste eine Stimme wie ein uralter Nordwind von oben auf sie herab. Dschingbiss Zhan schwebte über den Bewohnern von Ulan-Vampor. Er hatte den Knochenstab erhoben. Eine Strähne hatte sich aus seinem grauen Bart gelöst, den er mit zwei Essstäbchen hochgesteckt hatte, und wehte im Wind.
    »Kerul Tschagatai Jugur Selenga hat uns als außergewöhnlich starrsinniger, eigenwilliger und unangepasster junger Krieger verlassen. Noch immer ist er außergewöhnlich starrsinnig, eigenwillig und unangepasst.« Dschingbiss Zhan sah Kerul ernst an und schüttelte bedauernd den Kopf. Dann hellte sich sein Gesicht auf. »Doch genau deshalb ist ihm das Außergewöhnliche gelungen. Genau deshalb hat er den Yak-Drachen besiegt. Genau deshalb ist er ein Held! Der größte, mutigste und weiseste Drakung-Fu-Meister seit Vampgolen-Gedenken.«
    Die Vampgolen fauchten, klatschten und flopsten vor Begeisterung.
    Nara-Venja flog ein dreifaches Looping.
    Bajar jonglierte mit drei Yaks.
    Zwei kräftige Vampgolen flogen zu Keruls
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