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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu
Autoren: Franziska Gehm
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Höhle jagen konnte (die Auswahl war nicht besonders groß), als der Yak-Drache nicht mehr nur Sonnenlicht aus seinem Maul ausstieß, sondern auch seltsame Laute.
    Zuerst klang es wie ein fernes Grunzen. Dann wie ein Gurgeln aus dem Mittelpunkt der Erde. Dann wie ein Schall, der langsam und blasenartig durch eine dicke Flüssigkeit an die Oberfläche drang. Schließlich machte es plopp! und der Yak-Drache sagte: »Hai-lo, Fleun-de!«
    Kerul, Silvania und Daka starrten den Yak-Drachen durch ihre getönten Klobrillen an.
    »Er spricht«, flüsterte Kerul.
    Daka und Silvania nickten.
    »Hat er eben ,Hallo Freunde' gesagt?«, flüsterte Kerul.
    Daka und Silvania nickten abermals.
    »Meint ihr, er verwechselt uns mit jemandem?«, fragte Kerul.
    »Vielleicht mit einem Yak?«, fragte Daka.
    »Oder mit einem Drachen?«, fügte Silvania hinzu.
    Auf einmal gluckste, blubberte und brodelte es aus dem Yak-Drachen. Wie eine alte Waschmaschine, die schäumend überläuft. Der ganze gewaltige Körper erzitterte. Die Zottelhaare wackelten. Die gespaltene Zunge zuckte. Eine große, runde Wasserblase rollte dem Yak-Drachen aus dem rechten Augenwinkel und fiel auf eine seiner kräftigen Krallen. Sie zerplatzte und bildete eine Pfütze, so groß wie ein Planschbecken.
    »Er weint«, flüsterte Silvania.
    Wie zur Bestätigung jaulte der Yak-Drache laut auf und schnaufte einmal kräftig. Ein glibberiger hellgrüner Fladen schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit aus seiner Nase und landete nur wenige Zentimeter von Keruls Füßen entfernt.
    Flummbatsch!
    Kerul, Silvania und Daka starrten auf den Fladen. Dann auf den Yak-Drachen.
    »Solly!«, sagte der Yak-Drache. Seine Stimme dröhnte so sehr, dass die Höhlenwände wackelten. Aber sie klang warm und so tief, als wäre sie seit Jahrhunderten in einem Abgrund verschüttet gewesen. »Abel meine Fleude so gloß, dass endlich Fleunde gekommen. Endlich jemand, del bleibt und nicht velfällt zu Staub.«
    Der Yak-Drache hob eine seiner riesigen Krallen und zeigte in eine Höhlenecke.
    Kerul, Silvania und Daka schnappten vor Schreck nach Luft. Die Ecke war voller Aschehäufchen. Sie bedeckten den Höhlenboden wie unzählige Termitenhügel.
    »Die da«, sagte der Yak-Drache. »Keine Fleunde.« Er seufzte. »Leidel.« Dann streckte er die Krallen von sich, ließ sich auf den Boden sinken und erzählte den Höhlenbesuchern seine Geschichte.
    Seit Tausenden von Jahren, erfuhren Kerul, Daka und Silvania vom Yak-Drachen, war es immer dasselbe. Alle Jubeljahre kam endlich mal jemand in die Höhle, um den Yak-Drachen zu besuchen. Natürlich freute er sich dann sehr – endlich jemand, mit dem er sich unterhalten konnte, endlich jemand, mit dem er lachen konnte. Endlich jemand, der ihm neue Witze erzählen konnte. (Der Yak-Drache liebte Witze. Aber die, die er kannte, waren schon alt und er hatte sie sich selbst schon abertausend Mal erzählt.) Also war es ja wohl verständlich, dass der Yak-Drache vor Freude wie verrückt strahlte und Augen und Mund weit aufriss, wenn er Besuch bekam. Aber kaum hatte der Besucher ihn gesehen, machte er sich aus dem Staub beziehungsweise zu Staub. Darüber war der Yak-Drache sehr, sehr, sehr unglücklich.
    »Sehen ich wilklich so zum Fülchten aus?«, fragte der Yak-Drache.
    Kerul, Silvania und Daka wiegten die Köpfe.
    »Odel habe ich Gestank am Kölpel?« Der Yak-Drache schnupperte unter seinen Achseln.
    Kerul, Silvania und Daka rümpften unauffällig die Nasen.
    »Ist meine Stimme schlill wie Silene?«
    Kerul, Silvania und Daka schüttelten langsam die Köpfe.
    Der Yak-Drache sah traurig zu den Aschehäufchen und fuhr mit seiner Geschichte fort. Das Einzige, so erzählte er, was von seine Besuchern übrig blieb, waren diese Aschehäufchen und vier spitze Eckzähne. Sie waren so schön und lang, dass der Yak-Drache sie zu sammeln anfing. Da er sonst nicht so viel zu tun hatte in seiner Höhle, bohrte er Löcher in die Zähne. In manchen waren sogar schon Löcher drin. Dann fädelte er die Eckzähne auf eine Kette. So hatte er zumindest ein Andenken an seine bröseligen Besucher.
    »Abel ihl nicht Asche.« Der Yak-Drache grinste und das Sonnenlicht ergoss sich quer aus seinem Mund. »Ihl Fleunde!«
    Silvania starrte noch immer auf die Aschehäufchen.
    Daka starrte auf die Kette mit den Eckzähnen, die um den Hals des Yak-Drachen baumelte.
    Kerul sah dem Yak-Drachen in die Augen. An dessen Rändern hatten sich bereits wieder planschbeckengroße Freudentränen
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