Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu
Autoren: Franziska Gehm
Vom Netzwerk:
immer näher aneinander.
    Plötzlich leuchtete der Höhlengang auf, als würde ein Feuerball in seinem Rachen glühen.
    »SCHUTZBRILLEN HOCH!!!«, schrie Kerul.
    Im nächsten Moment wuchtete sich eine gigantische dunkle Gestalt um die Ecke und riss dabei den halben Felsen mit sich. Als sie die drei Eindringlinge sah, riss sie Mund und Augen weit auf. Das geballte Licht von drei glühenden Sonnen stieß aus ihnen heraus und brannte gnadenlos auf alles hernieder.

Die Asche
meiner Besucher
    D ie Höhle flammte auf, als hätte jemand 500 Flutscheinwerfer gleichzeitig angeworfen. Kerul, Silvania und Daka pressten sich die Schutzbrillen vors Gesicht und an den Körper. Die Kraft der drei Sonnen war so stark, dass die Höhlenbesucher selbst hinter der getönten Folie die Augen zukneifen mussten, um nicht geblendet zu werden. Silvania hätte es nicht gewundert, wenn die Folie samt Klobrille geschmolzen wäre. Und danach sie selbst.
    Daka hatte den ganzen Körper angespannt und hielt die Klobrille vor sich wie ein Surfer sein Surfbrett, mit dem er gegen eine gigantische Welle ankämpft. Daka war zäh. Aber nicht kräftig. Wie lange konnte sie dem geballten Sonnenlicht noch standhalten? Schon meinte sie, ihre Knochen bröseln zu hören. Sollte sie tatsächlich so enden? Als ein Häufchen unter einer Klobrille in einer mongolischen Höhle?
    Kerul stand steif wie die Höhlenwand hinter seiner Schutzklobrille. Das Sonnenlicht drang unerbittlich durch seine derben Schuhe, die als einzige Stelle nicht vom Klodeckel bedeckt wurden. Es pikste in den Zehen wie tausend Nadelstiche. Doch Kerul wagte es nicht, sich zu bewegen. Er behielt das Sonnenlicht sprühende Ungeheuer fest im Blick. Die ersten paar Sekunden kniff er die Augen zusammen, dann blinzelte er nur noch. Schließlich gewöhnten sich seine Augen an das grelle Licht. Er sah immer deutlicher, was sich nur wenige Schritte vor ihnen erhob.
    Auch Dakas und Silvanias Augen kamen immer besser mit dem geballten Sonnenlicht klar. Zwar blinzelten sie noch alle paar Sekunden, aber sie erkannten immer besser, was vor ihnen stand. Als sie das Ungeheuer in seiner ganzen Größe und Scheußlichkeit sahen, stockte ihnen das Blut in den Adern.
    Daka zitterte so sehr, dass sie beinahe die Klobrille fallen ließ.
    Silvania atmete so heftig, dass die getönte Folie beschlug.
    Nur fünf Armlängen von ihnen entfernt stand der Bewohner der Höhle. Das Monster der mongolischen Finsternis. Das unbarmherzige Ungeheuer.
    Der Yak-Drache.
    Genau wie die Legende es besagte, war sein Fell zottelig und schwarz und seine Hörner so groß und spitz wie bei einem Yak. Sein Hals aber war lang wie der eines gewaltigen Drachen. Aus dem Maul hing eine lange, gespaltene Zunge. Seine kräftigen Krallen waren voller Warzen und seine Flügel dunkelrot.
    Genau wie Nara-Venja gesagt hatte, war er zehn Köpfe größer als Kerul. Das Furchtbarste aber waren seine Augen und sein Maul. Hinter ihnen glühten die drei Sonnen, heiß, blendend hell und gefräßig.
    Doch obwohl der Yak-Drache sie mit seinem Sonnenlicht verschlingen wollte, gelang es ihm nicht. Kerul, Silvania und Daka waren sich selbst nicht sicher, woran es genau lag – daran, dass sie Halbvampire waren, oder an den Klobrillen von Frau Tepes. Vielleicht hatte die Kraft der drei Sonnen auch in all den Jahrtausenden etwas nachgelassen. Oder der Yak-Drache wollte sie doch nur leicht angrillen und gar nicht sofort zu Staub zerfallen lassen.
    Kerul fragte sich langsam, was der Yak-Drache als Nächstes vorhatte. Mittlerweile musste ihm ja aufgefallen sein, dass sie sich nicht verkrümelt hatten oder zu Asche verglüht waren. Würde er sein gefräßiges Maul noch weiter aufreißen, sich mit einem Satz auf sie stürzen und sie verschlingen? Würde er seine kräftigen, scharfen Krallen nach ihnen ausstrecken, sie packen und mit ihnen in die Tiefen der Höhle davonfliegen, aus der sie nie mehr zurückkehren würden?
    Was er auch vorhatte – Kerul wurde erst jetzt mit Schrecken bewusst, dass sie keinen Plan hatten. Sie hatten immer nur daran gedacht, dass sie das Licht der drei Sonnen aushalten mussten. Dass sie nicht zu Staub zerfallen durften. Wie es danach weitergehen sollte, daran hatten sie noch keinen einzigen Gedanken verloren. Jetzt waren sie also tatsächlich nicht zu Staub zerfallen und blieben aber so reglos und sprachlos stehen, als wären sie es.
    Kerul überlegte gerade, mit welchem Drakung-Fu-Schritt er den Yak-Drachen wieder zurück in die Tiefen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher