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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu
Autoren: Franziska Gehm
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schon bald wieder – vielleicht aber auch nie. Kerul riss sich von dem Anblick los und folgte Nara-Venja, die bereits mit ausgebreiteten Armen auf das gewaltige schwarze Changai-Gebirge zuflog.
    Kurz darauf landeten die vier blassen Flugsubjekte am Fuße des Changai-Gebirges.
    »Das da«, sagte Nara-Venja und zeigte auf ein gewaltiges schwarzes Loch, »ist der Eingang zur Höhle des Yak-Drachen.« Vom oberen Rand des Lochs ragten spitze helle Felsstücke nach unten und ließen den Eingang wie den Rachen eines gefräßigen Säbelzahntigers aussehen.
    Einen Moment starrten alle auf den Höhleneingang. Es war totenstill. Das schwarze Loch klaffte stumm und bedrohlich, als würde es jeden mit Haut und Haaren verschlingen, der auch nur einen Fuß hineinsetzte.
    »Ich mach dann mal wieder den Abflug«, sagte Nara-Venja leise. Ihre sonst so feste Stimme zitterte. »Ich sage allen in Ulan-Vampor Bescheid, damit sie sehen können, wie ihr wieder aus der Höhle herauskommt.« Nara-Venja blickte ängstlich zum Höhleneingang. »Wenn ihr wieder herauskommt.«
    Kerul sah Nara-Venja ernst an und nickte ihr zum Abschied zu.
    Die Vampgolin zog Kerul, Daka und Silvania nacheinander liebvoll an der Nase. Dann erhob sie sich in die Lüfte. »Möge die Modrigkeit mit euch sein!«, rief sie ihnen zu und flog in Richtung Ulan-Vampor davon.
    Kerul, Daka und Silvania sahen ihr nach, bis sie hinter einem Hügel verschwand. Ihnen kam der Gedanke, dass Nara-Venja vielleicht die letzte lebende fliegende Person war, die sie in ihrem Leben sehen würden.
    Dann drehten sie sich langsam wieder zum Höhleneingang um.
    Kerul erschien das schwarze Loch noch gewaltiger.
    Daka kamen die hellen Felsstücke am oberen Rand noch spitzer vor.
    Silvania hatte das Gefühl, etwas lauerte bereits auf sie in der endlosen Finsternis der Höhle. Um sich abzulenken, holte sie das Mobilnoi aus der Rocktasche und tippte mit zitternden Fingern eine Nachricht an ihre Eltern:
    Gut gelandet. Flug o.k. Mongolei schön. Wetter gut. Gleich Besuch der Yak-Drachen-Höhle. Alles boibine. S+D
    »Okay«, sagte Kerul mit dünner Stimme. »Bringen wir es hinter uns. Ihr wollt bestimmt schnell wieder nach Hause.«
    Daka und Silvania nickten.
    »Und ihr wollt wirklich mit da rein?« Kerul sah die Schwestern zweifelnd an. »Ihr könnt auch hier warten. Oder euch in der Zeit die Mongolei mal ein bisschen ansehen.«
    »Gumox!«, sagte Daka. Allerdings sehr leise.
    »Vielleicht kann man mit so einem Yak-Drachen auch gar nicht fertig werden. Aber drei Halbvampire können sicher mehr ausrichten als einer«, sagte Silvania.
    »Und außerdem haben wir die ja auch noch.« Daka zeigte auf drei ovale Plastikstücke, die vor ihnen im sandigen Boden lagen und die sie während des Flugs auf den Rücken geschnallt hatten.
    Silvania sah auf die Plastikteile vor ihnen und nickte zögernd. Diese Hilfsmittel für den Kampf gegen den Yak-Drachen waren ihre Idee gewesen. Aber würden sie auch funktionieren?
    Kerul hob eins der drei Plastikstücke auf. »Also dann – seid ihr bereit?«

In der Höhle des Yak-Drachen
    I st es bei dir da drüben auch so dunkel?«, rief Daka ihrer Schwester leise zu.
    Sie gingen zu dritt in einer Reihe. Daka links außen. Kerul in der Mitte. Silvania rechts außen.
    »Bei mir ist es noch dunkler«, erwiderte Silvania, die sich mit beiden Händen eine Schutzbrille vors Gesicht hielt. Es war keine gewöhnliche Brille. Genau genommen war es eine Klobrille. Ganz genau genommen war es eine Klobrille von Frau Tepes. Sie benutzte im Reihenhaus in Bindburg einen ganzen Raum zur Lagerung von Klobrillen. Grund dafür war keine sanitäre Sammelleidenschaft, sondern ihr Beruf. Elvira Tepes hatte einen Klobrillenladen und gestaltete Klobrillen so, dass die Verrichtung der Notdurft zum Kunsterlebnis wurde.
    Es war Silvanias Idee gewesen, drei Klobrillen zu Yak-Drachen-Schutzbrillen umzubauen. Die Vampirschwestern und Kerul hatten zusammen mit Frau Tepes getönte Sonnenschutzfolie über das Loch in der Sitzfläche der Brille geklebt. So konnten sie sich den Sitzteil vors Gesicht halten und mit dem Deckel den Rest ihres Körpers vor den drei Sonnen des Yak-Drachen schützen.
    Wie viel Schutz diese Schutzbrillen tatsächlich boten, wusste natürlich niemand. Es lagen keine Testergebnisse vor.
    Silvania hielt sich ihre Schutzbrille vors Gesicht, seit sie die ersten Schritte in die Höhle gewagt hatten. Wer sagte denn, dass der Yak-Drache ganz hinten in der Höhle hauste? Vielleicht sah er
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