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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
Autoren: Bastei Lübbe
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Maya und deren besonderem Zeitverständnis auf die Spur zu kommen, empfiehlt sich die Gegenwart als Ausgangspunkt für einen Spaziergang zurück: die Vergangenheit durchquerend, die Kalendersysteme verschiedener Kulturen durchwandernd, bis zu den Grundlagen der Zeitrechnung. Von dort aus, dem Ursprung der Zeitwahrnehmung und den Anfängen menschlicher Zeiteinteilung, folgen wir dann chronologisch der Entwicklung des menschlichen Zeitverständnisses, bis wir wieder bei der gehetzten Existenz des 21. Jahrhunderts angekommen sind. Dieser Ausflug verschafft uns nicht nur einen fundierten Überblick über den Umgang der Menschen mit der Zeit, sondern ermöglicht uns überhaupt erst einen differenzierten Zugang zur heute so exotisch anmutenden Maya-Kultur. Denn um den Maya-Kalender als kulturelle Errungenschaft verstehen und würdigen zu können, müssen wir ihn in die Geschichte von Kalendern und Zeitverständnis einordnen und zu ihren Grundbedingungen, Funktionen und Ausprägungen ins rechte Verhältnis setzen.Unser Kalender mit seiner Zählung von Tagen und Wochen, Jahren und Jahrtausenden lässt beliebige Zeitpunkte mathematisch exakt bestimmen, ob vergangen oder künftig. Dieser Kalender mit 365 Tagen und der gelegentlichen, nach klarer Regelung eingeschobenen Dreingabe eines weiteren Tages in Form des zusätzlichen 29. Februar, mit zwölf Monaten und gut 52 Wochen – er ist weltweiter ziviler Standard, auch wenn neben ihm noch zahlreiche andere Kalendersysteme in Gebrauch sind. Selbst die einigermaßen schiefe Aufteilung in 24 Stunden zu je 60 Minuten hinterfragen wir selten – bis wir zu überlegen beginnen, warum eigentlich der Tag nicht aus zehn oder zwanzig statt der 24 Untereinheiten besteht und wieso Stunde und Minute in jeweils 60 und nicht 100 Einheiten zerlegt werden.
    Vor allem die Kleinteilung der Zeit, die noch den Moment in Sekundenbruchteile zerlegt, wenn beispielsweise Sportler um einen neuen Rekord ringen – dann übrigens in Hundertstel und Tausendstel gezählt −, hat zu unserer modernen Wahrnehmung von Zeit beigetragen: Sie ist objektiv, wenn nicht wissenschaftlich, so befinden wir, sie ist unanfechtbar und exakt.
    Was das angeborene Bedürfnis nach Zeiteinteilung betrifft, ist die Naturwissenschaft ganz auf unserer Seite: Biologen versorgen uns mit Belegen, dass fast jedes Lebewesen eine Art innere Uhr besitzt, die selbst ohne äußere Impulse einen Rhythmus vorgibt − was wir von unserem Hund schon kennen, der stets zur gleichen Zeit nach Spaziergang oder Fütterung verlangt. Den Sitz der menschlichen Zeitwahrnehmung lokalisieren Hirnforscher sogar an einer bestimmten Stelle im Gehirn. Für uns moderne Menschen in komplexen Lebenszusammenhängen und weltweiter Vernetzung mit Flugplänen, Zeitzonen und normierter Stunde sind Uhr und Kalender nahezu lebensnotwendig, und wir verfügen wie selbstverständlich über sie.
    Das Alltagsinstrument Kalender ist ein ständiger Begleiter mitmanchmal unerbittlich diktatorischem Charakter, etwa wenn die Urlaubstage unwiderruflich verrinnen. Aber ebenso ist er ein unverzichtbarer Helfer, denn wie sollten wir unser Leben organisieren, wenn nicht eine allgemeine Standardvereinbarung über die Einteilung der Zeit zur Verfügung stünde? Wie wichtige Verabredungen treffen – vom leidigen Zahnarzttermin bis hin zum ungeduldig erwarteten Rendezvous?
    Ehrlicherweise müssen wir uns eingestehen, dass uns ein Leben, das Zeitabläufe ignoriert, indem es ihre Messung und Einteilung verweigert, nahezu unmöglich geworden ist. Wer gewohnt ist, tagsüber jederzeit auf die Armbanduhr schauen zu können, wird diese Gewohnheit irritiert vermissen, wenn der Zeitmesser morgens im Badezimmer liegen bleibt. Für die Auszeit eines Urlaubs mag es angehen, die Abfolge von Wochentagen und Daten nicht zu beachten, aber nach einer Weile kehrt das Bedürfnis zurück, die Tage zu strukturieren. Und wem Kalender und Uhr plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen, der versucht, wenigstens notdürftig Ersatz zu schaffen.
    In seinem berühmten Roman Robinson Crusoe aus dem frühen 18. Jahrhundert lässt Daniel Defoe den gestrandeten Helden auf seiner einsamen Insel einige Anstrengung unternehmen, um den inneren Halt und den Anschluss an die plötzlich unerreichbar ferne Zivilisation nicht vollends zu verlieren: »Nach etwa zwölf Tagen fiel mir ein, dass, wenn ich keine Vorkehrungen träfe, ich aus Mangel an Büchern, Feder und Tinte in der Zeitrechnung irre werden müsse und bald sogar
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