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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
Autoren: Bastei Lübbe
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Aussicht zu stellen, mit dem Eintritt in einen neuen Zyklus 2012, der einer neuen Bewusstseinsstufe gleichkomme, werde die Menschheit in die Lage versetzt, ihre Probleme zu lösen. Das komme einem Quantensprung gleich, befindet das Buch; jedenfalls wenn die Menschheit bereit sei, sich darauf einzulassen – und dem Propheten zu folgen.

    Das vorliegende Buch jedoch handelt nicht von den unzähligen, mehr oder weniger abstrusen Theorien zum Maya-Kalender, seiner globalen Bedeutung und dem Weltuntergang, den er angeblich prophezeit, weshalb wir es bei dieser rein willkürlichen Auswahl kurzweiliger Hypothesen belassen wollen. Das eigentlich Interessante daran ist die Frage, warum überhaupt solche Theorien auch weiterhin wie Pilze aus dem Boden schießen und quantitativ auf mehr Resonanz stoßen als alle begründeten Erklärungen und tragfähigen Forschungsansichten über die Zeitrechnung der Maya. Ein Grund dafür ist die sicher weithin bestehende Unzugänglichkeitvieler Forschungsergebnisse, die zunächst oft in reinen Fachzeitschriften publiziert werden, aber das macht nur einen sehr kleinen Teil der Erklärung aus. Der wichtigere lautet: Spektakuläre und tröstende Theorien finden ihr Publikum, weil sie Bedürfnissen nachkommen – sei es demjenigen, eigene Ängste auf ein angeblich drohendes Weltende zu projizieren und dabei noch den Mitnahme-Effekt des Grusels zu genießen. Die Orientierung moderner kommerzieller Medien an Quote und Sensation kommt diesem Bedürfnis zusätzlich entgegen: Es ist erfolgversprechender, irrationale Ängste der Fernsehzuschauer zu bedienen, als ungleich nüchterner trockene Forschungsergebnisse darzulegen. Außerdem entlastet der Kinobesuch eines Katastrophenfilms das moderne Seelchen – ganz ähnlich, wie vor eintausend Jahren Endzeitbeschwörungen die Ängste der mittelalterlichen Christen linderten. Für sensiblere Zeitgenossen mit Hang zur Esoterik liegt der Trost in der trügerischen Gewissheit, dass es wenigstens damals im mittelamerikanischen Regenwald ein Völkchen gab, das die Geheimnisse des Lebens kannte und damit umzugehen wusste.
    In Michael Endes Kinderbuchklassiker Momo führt die Titelheldin – ein liebenswertes kleines Mädchen, das durchaus die gemeinsame Tochter von Pippi Langstrumpf und dem kleinen Prinzen sein könnte – todesmutig einen Kampf gegen die Armee der grauen Männer. Diese Truppe, stets mit Zigarre ausgerüstet und unangenehme Kälte verbreitend, ist zu nichts weniger angetreten, als die Menschen zu versklaven: indem sie ihnen vorgaukeln, sie müssten unentwegt Zeit sparen, anstatt sie bei Müßiggang und Plauderei, bei zwischenmenschlichen Nettigkeiten oder kurzweiligen Spielen zu vergeuden. Damit nehmen sie den Menschen das Wertvollste weg, ihre Lebenszeit und die Möglichkeit, frei und entspannt darüber zu verfügen, ohne sich dabei beirren oder hetzen zu lassen. Die fiesen grauen Männer tun das, weil sie von dieser gestohlenen Zeit leben, die ein gutmütiger alter Weiser namensMeister Horus den Menschen in Form wunderschöner Blumen schenkt. Man erkennt dahinter unschwer den Konflikt zwischen Erwachsenen und Kindern wegen ihres höchst unterschiedlichen Umgangs mit Zeit. Denn Kindern läuft es zuwider, mit dem Blick auf die Uhr zu spielen und der Zeit so etwas wie einen rationalen Wert beizumessen – sie sind in Sachen Beschleunigung und Zeitdiktat noch unverdorben. Aber natürlich geht es Michael Ende um viel mehr als den Eltern-Kind-Konflikt, nämlich um unseren gehetzten Umgang mit der Zeit. Nur ein Kind kann zum Retter der Menschen werden, weil die Erwachsenen das Phänomen der grauen Männer begünstigt, ja hervorgebracht haben. Die aber sind in Wirklichkeit nichts: »Sie entstehen, weil die Menschen ihnen die Gelegenheit geben, zu entstehen. Das genügt schon, damit es geschieht. Und nun geben die Menschen ihnen auch noch die Möglichkeit, sie zu beherrschen«, erklärt Meister Horus. Denn »alle Zeit, die nicht mit dem Herzen wahrgenommen wird, ist so verloren, wie die Farbe des Regenbogens für einen Blinden oder das Lied eines Vogels für einen Tauben«. Also nimmt Momo, dabei tatkräftig unterstützt von einer partiell hellseherischen Schildkröte namens Cassiopeia, den Kampf gegen die graue Horde der Zeit-Diebe auf und obsiegt.
    Nennen wir also die Motivation, die dafür gänzlich ungeeignete Kalenderwirtschaft der Maya zur Heilung des gehetzten modernen Menschen in der Zeitfalle heranzuziehen, den Momo-Effekt. Denn es ist eben
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