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Der Mantel - Roman

Der Mantel - Roman

Titel: Der Mantel - Roman
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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gefahren?«
    »Du hast mich immer als spießigen Aufgabenerfüller gesehen. Mama bestimmt auch. Und Papa hat das ja gerade an mir geschätzt. Aber es wird mir nicht gerecht.« Das hölzerne Gesicht hatte eine theatralische Lebendigkeit entfaltet.
    »Sieht ganz so aus, Franz. Dein Ausflug aus dem Eheleben vor fünfzehn Jahren hat mich auch schon vollkommen überrascht. Trotzdem. Das kannst du jetzt nicht machen. Deine Familie hat diesen sinnlosen Ausbruchsversuch nicht verdient. Das hättest du damals machen müssen. Jetzt ist es zu spät. Sabine ist älter geworden, sie würde niemals wieder zu dir Vertrauen fassen. Das muss ich dir leider so direkt sagen. Ausgeschlossen. Und Fabian, dein Sohn, ist von seinem angeblich nach Lateinamerika ausgewanderten Vater derart enttäuscht, dass du auch hier schlechte Karten hast. Es wäre ein Totalausfall. Ich kenne den Jungen ganz gut, gehe mit ihm gelegentlich spazieren. Wir sprechen viel miteinander. Er hat sich eine eigene, neue Welt gebaut. Ohne den flüchtigen Vater. Bizarrerweise komme ich darin auch vor. Als stabilisierender Faktor. Auch ihn würdest du in eine schlimme Krise stürzen.« Schmidt legte die Hand auf Franz’ knochige Schulter, eine brüderliche Geste, die für ihn selbst so ungewohnt war, dass er überrascht die zwei Weißbier dafür verantwortlich machte. »Also lass davon ab. Bleib bei deiner Familie. Wenn du unbedingt Sabine gegenüber eine Zuneigungsbekundung loswerden musst, tu das. Aber ich rate dir nicht dazu. Sie ist eine erwachsene Frau, nicht mehr das Mädchen von damals, das du einmal kanntest, sie ist auf anderen Pfaden unterwegs.«
    Franz richtete sich brüsk auf und fixierte seinen Halbbruder scharf: »Was erzählt du mir da eigentlich? Rede ich hier womöglich mit einem Konkurrenten? Du orakelst über dein Verhältnis zu Fabian, immerhin meinem Sohn.« Er wurde lauter: »Du rätst mir von Sabine ab und gibst den Schutz meiner Familie als Grund vor. Als hättest du dich je für die Frau auch nur eine Sekunde interessiert. Wenn es so wäre, wärt ihr doch schon lange zusammen. Oder bastelst du etwa an ihr herum? Und bist noch nicht zum Zuge gekommen? Und jetzt willst du mir die Lust aus eigenem Interesse verderben?«
    Schmidt blieb betont ruhig: »Schau Franz, mach, was du willst, okay? Du bist zu mir gekommen mit einer wichtigen Angelegenheit, die unsere Familie tangiert. Ich habe reagiert und meine Sicht dazu angeboten. Weil ich jeder Familie den Erhalt wünsche. Ich selbst habe eine Familie schließlich nicht hingekriegt. Basta. Sabine ist meine geschätzte Mitarbeiterin. Fabian ist mir – ja, ich muss sagen, zugelaufen, wenn ich an sein enges Verhältnis mit Shiva denke. Und das ist alles, verstanden? Der Rest ist deine Sache. Du musst alleine entscheiden, welchen Weg du gehst. Ich rate dir nur, dir Zeit zu lassen und gut nachzudenken. Was du einmal richtig beschädigt hast, kriegst du so schnell nicht wieder repariert.«
    Schmidt winkte der Kellnerin: »Zahlen bitte.«
    »Ist schon in Ordnung, Uli. ’Tschuldige, wenn ich dich eben angegriffen habe. Ich bin mit der ganzen Situation überfordert. Und weiß nicht, was ich wirklich tun soll. Ich will nur raus aus dem Versteckspiel. Hab verstanden, was du mir gesagt hast. Nur eins: Das hier bleibt absolut zwischen uns beiden. Kein Wort zu Mama, auch nicht zu Sabine. Versprochen?«
    »Nur zu gern versprochen. Hoch und heilig.«
    Schmidt überlegte schon beim Abschiednehmen, wie er sich bei Sabine würde rausreden können, die schließlich von diesem Gespräch wusste. Franz hatte ihm die Rechnung abgerungen. Dann trennten sie sich mit einem festen Handschlag. »War gut, dich gesehen zu haben, Franz. Pass auf dich auf.«
    »Wir reden, bestimmt bald. Servus Uli.«
    In der Wohnung erwartete ihn Shiva an der Tür. Er wollte raus. Also gingen sie sofort los. Kurz nach zwanzig Uhr. Es wurde langsam dunkler. Shiva wirkte beweglicher als am Morgen. Ob er wohl in die Oper gehen konnte? Er musste noch die Graseder fragen, ob sie einspringen würde für ein paar Stunden abends. Mit Unbehagen dachte Schmidt an das nächste Aufeinandertreffen mit der Graseder. Hatte Franz recht und er war nicht nur Wimmers, sondern jetzt auch Franz’ Konkurrent? Wollte Franz denn wirklich noch etwas von Sabine? Und wollte sie wirklich etwas von Wimmer? Und was ging es ihn eigentlich an, außer der Regelung der Verhältnisse der Kanzlei? Ob sie ihn mit der Wimmer-Geschichte aus seinem Bau locken wollte? Er hatte sie über
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