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Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten
Autoren: Raymond F. Jones
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verschwunden. Er erreichte den Gebäudeeingang.
    Die seltsame Ruhe zerrte an seinen Nerven. Man hörte nicht einmal das Donnern der Generatorstrahlen.
    Er trat ein. Der Korridor war schwach beleuchtet – und leer. Mit der Waffe in der Hand schob er sich langsam vorwärts. Er erwartete jeden Augenblick einen Angriff. Von seinem ersten Besuch hatte er sich den Weg zum Direktor nicht gemerkt. Keine der Rolltreppen war in Betrieb. Er ging über eine schräge Rampe ins nächste Stockwerk. Am Ende des Korridors war eine Tür, die in einen großen Saal führte. Und er sah Menschen darin.
    Er preßte sich gegen die Wand und atmete langsam. Die Leute mußten ihn gesehen haben. Aber niemand kam. Vorsichtig hob er die Waffe und ging noch ein paar Meter näher. Und dann entspannte er sich.
    Die Gestalten saßen oder lagen in seltsamen Stellungen da. Sie waren tot. Er trat näher.
    Es waren Statiker. Man sah es an ihren Gesichtern und ihrer Kleidung. Aber man konnte nicht erkennen, woran sie gestorben waren.
    Er ging weiter durch den Saal, bis er in den nächsten Korridor kam. Vorsichtig sah er in die leeren Räume und Büros. Und dann erkannte er plötzlich, wo er sich befand. Er war schon einmal hier gewesen.
    Vor ihm war das verschlossene Portal. Er hob mit einer entschlossenen Geste die Waffe und brannte die Türangeln durch.
    »Ein stürmischer junger Mann. Aber solche Leute brauchen wir«, sagte eine Stimme. Sie erfüllte den ganzen Raum. Ketan hatte eine Gänsehaut.
    »Direktor!«
    »Der Direktor, bitte. Komm näher. Du hättest die Tür nicht ruinieren müssen. Hast du diesen Augenblick herbeigesehnt?«
    »Und wie«, sagte Ketan. »Ich glaube, ich werde jetzt beweisen, daß ich ohne Gewissensbisse töten kann.«
    Er hob die Waffe in Richtung der schwarzen Vertäfelung.
    »Hast du vergessen, daß ich abgeschirmt bin?« fragte der Direktor amüsiert.
    »Irgendwie werde ich einen Durchbruch finden. Irgendwie wird es mir gelingen, diese Stromkreise abzuschalten. Dann wirst du in deiner Glaswanne sterben.«
    »Ah, so ist die Sache.« Der Direktor seufzte müde. »Aber unterhalten wir uns zuerst. Dann werde ich gern den Schutzschild entfernen. Du bist gar nicht neugierig, wer ich bin?«
    »Mich interessiert nur, daß du der Direktor bist.«
    »Ich habe einen Freund, den du vielleicht sehen möchtest, bevor du mich tötest.«
    Instinktiv drehte sich Ketan um. Aus einer Tür zu seiner Linken trat eine Gestalt, braungebrannt und mit kurzen Hosen. Ketan ließ beinahe die Waffe fallen.
    »Hameth!«
    Hinter ihm kam eine zweite und eine dritte Gestalt. Jede stellte Hameth in einem anderen Altersstadium dar.
    Ketan brachte kein Wort hervor.
    »Nicht schlecht, was?« fragte der Direktor. »Du hast Hameth unter deinem Generator sterben gesehen.
    Ich habe ihn hergestellt. Ich habe durch ihn gesprochen. Ich habe dich und die ganze Restauration durch ihn geleitet. Verstehst du, was das bedeutet?«
    Ketans Gedanken und Gefühle wirbelten durcheinander. »Igon!«
    Nach geraumer Zeit sprach der Mann weiter. »Könntest du dir ein besseres Versteck vorstellen?«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Ketan schwach. »Die Zerstörung Kronwelds – die Vernichtung der Nichtregistrierten …«
    »War weit weniger schlimm, als sie es unter einem anderen Direktor gewesen wäre. Ich habe auf tausend verschiedene Arten die Not der Ungesetzlichen gelindert. Ich habe die Zerstörung von Kronweld hinausgeschoben, bis die meisten Bewohner gerettet waren.
    Ich ließ Elta die Maschine zerstören. Glaubst du, die Statiker hätten keine Mittel gehabt, diesen Plan aufzudecken und zu verhindern? Ich ließ es zu, weil du noch nicht bereit warst. Die Restauration hätte noch nicht siegen können.«
    »Was ist mit Elta?«
    »Sie ist mit ihrem Vater und William Douglas in der Felsnadel. Bocknor hält sie gefangen. Er leitet von dort den Angriff.«
    »Elta – lebt.« Ketans Augen wurden feucht. »Wie kann ich zu ihr kommen?«
    »Im Augenblick ist sie sicher. Ich muß dir vieles sagen, Ketan. Vielleicht habe ich nur noch Minuten zu leben. Die letzten Monate hielt ich mich nur durch den Wunsch aufrecht, mein Werk vollendet zu sehen. Du wirst meine Stelle übernehmen.«
    »Wie könnte ich das jemals?«
    »Es gibt viele Gründe. Mein ganzes Erbe ist in dir.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich bin dein Großvater.«
    Ketan wurde blaß. »Mein Vater – wo ist er? Und wo ist meine Mutter?«
    »Sie wurden von dem gleichen Strahl getötet, der mich zum Krüppel machte. Sie gehörten
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