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Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten
Autoren: Raymond F. Jones
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die Zahlen ab. »Fünfundzwanzig, sechzehn, neun …« Er sah Ketan an. »Wir könnten also Nachforschungen anstellen?«
    »Wenn der Nebenkreis den tatsächlichen Index darstellen würde«, sagte Ketan. Er brachte die Tastatur wieder in ihren normalen Zustand. Dann erneuerte er vorsichtig das komplizierte Siegel und brachte Branen zurück in die Haupthalle.
     
    *
     
    »Deshalb habe ich dich heute herrufen lassen«, sagte Ketan langsam. »Du sollst meine Stelle bei den Nichtregistrierten einnehmen – falls mir etwas zustößt.«
    »Was sollte dir denn zustoßen?«
    »Ich glaube, es wird Zeit, daß wir unsere Kräfte messen. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, sterben die Nichtregistrierten aus, und alles war umsonst.«
    »Du bist der einzige Unzufriedene«, protestierte Branen. »Die anderen warten gerne noch, bis die Situation günstiger wird.«
    »Günstiger! Das wird sie nie, wenn wir nichts dazu beitragen.« Ketan starrte ins Dunkel. »Aberglaube, falsches Wissen, Degenerierung des Verstandes – sie sind so groß, daß wir neun Zehntel alles Wissenswerten nicht untersuchen dürfen, weil die Bevölkerung glaubt, es sei Gotteslästerung. Diejenigen unter uns, die das Thema ihres Suchens nicht registrieren, müssen im geheimen arbeiten, um nicht degradiert zu werden.« Er sah Branen ernst an. »Die Nichtregistrierten müssen ans Licht der Öffentlichkeit treten und alles erforschen – das Geheimnis des Geburtstempels, das Geheimnis des Großen Randes, das Geheimnis von Feuerland. Diese Dinge darf man uns einfach nicht verbieten. Für jedes Thema müssen wir uns bei schnurrbärtigen alten Männern und ausgetrockneten Frauen bewerben. Sie gründen ihr Recht zur Ablehnung nur auf die falschen Daten des Karildex.«
    »Wir können es nicht wagen«, flüsterte Branen.
    »Nein, wir nicht«, erwiderte Ketan bitter. »Das heißt – die meisten Nichtregistrierten. Aber ich lasse mich nicht zurückhalten. Ich werde dem Rat der Sucher in einer öffentlichen Sitzung sagen, daß ich das Geheimnis von der Entstehung des Lebens entdeckt habe.«
    »Man wird dich degradieren.«
    »Vielleicht – wenn sie es nach meinen Beweisen wagen.«
    Branen sah den großen Anführer bewundernd an. Er bemerkte keine Unsicherheit in den harten Gesichtszügen. Dann schüttelte er müde den Kopf. »Ich könnte deinen Platz nie einnehmen. Du bist so selbstsicher. Du läßt dich an deinem Weg nicht irremachen. Wenn du sagst, daß fünfhundert Tara an Tradition in einem Tag zunichte gemacht werden können, dann ist es nicht anders, als würdest du eine Mahlzeit bestellen. Ich will ehrlich sein. Keiner deiner Anhänger glaubt, daß du dem Rat trotzen kannst – obwohl du mich fast überzeugt hast.«
    »Und deshalb bist du der einzige, dem ich meinen Platz anbieten kann, wenn mir etwas zustößt.«
    Branen nickte. »Gut, ich nehme an. Wie wirst du vorgehen?«
    »Lehrer Daran bat mich, heute abend zu ihm zu kommen. Ich werde ihn so reizen, daß er einen Tadel für mich beantragt. Das wird mir die Möglichkeit verschaffen, um ein öffentliches Verhör zu bitten.«
    »Es wird nicht schwer sein, Lehrer Daran herauszufordern. Er hatte von Anfang an etwas gegen dich.«
    »Ich weiß. Wenn mein Plan mißlingt, findest du alle Aufzeichnungen in meinem Geheimlabor. Du weißt, wo es ist.«

 
2
     
    Ketan ging auf die Tür zu. Jetzt, nachdem er sich entschieden hatte, wich die Anspannung einer Müdigkeit. Er konnte sich jetzt nicht mehr aus dem Strom befreien.
    Er war froh, daß der Tag um war. Da die Maschine der Bevölkerung dauernd zur Verfügung stand, wußte er nie, wann er heimgehen konnte. Denn er war der oberste Techniker und mußte bleiben, bis der letzte Besucher gegangen war.
    Aber heute kam bestimmt niemand mehr. Er schaltete das Licht aus und eilte auf die schwach leuchtende Tür zu. Die große Maschine schlief.
    Ketan wußte, daß er zu spät zu Elta kommen würde. Eine Zeitlang war sie sicher wütend – aber das hielt nie lange an. Dazu verstanden sie sich zu gut.
    Der kühle Nachtwind war erfrischend. Er dachte an Elta. In diesem Augenblick sah er die alte Frau.
    Sie war allein und humpelte über den Pfad, der von der Straße zu den Stufen des Karildex führte. Die verschrumpelte Gestalt schien Ketan zu hypnotisieren. Der schwarze Schal, den sie um sich gewickelt hatte, erinnerte an ein Leichentuch.
    »Warte!« krächzte sie. Es war ein Befehl.
    »Das Gebäude ist eben für die Nacht geschlossen worden. Es ist zu spät, jetzt noch etwas
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