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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan
Autoren: Amelie Fried
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diesem verhuschten Wesen irgendwas Böses zu?«
    »Man weiß nie. Bei Rita Weber bin ich mir nicht sicher. Die hat zwar mit Abstand das größte kriminelle Potential, aber als einzige kein klares Motiv. Bleiben noch Sie.«
    »Ich?«
    »Ja. Der Brand hat Sie ruiniert. Um ein Haar wäre Ihr Sohn dabei gestorben.«
    »Aber es wurde keine Brandstiftung nachgewiesen!«
    »Das ist nicht das Entscheidende«, sagte Lander sanft.
    »Entscheidend ist, was Sie glauben. Entscheidend ist immer, was jemand glaubt.«
    »Sagen Sie, was wollen Sie eigentlich von mir?« fragte Kate verunsichert.
    Im nächsten Augenblick hatte er sie gepackt, zog sie eng zu sich heran und küßte sie. Bevor sie begriffen hatte, was vor sich ging, sagte er: »Das.«
    Eine Sekunde später schlossen sich mit einem klickenden Geräusch Handschellen um ihre Gelenke.
    »Und das.«
    Entgeistert starrte Kate auf ihre gefesselten Hände. Ihr Herz schlug plötzlich bis zum Hals.
    »Was soll das heißen … Sie nehmen mich fest?«
    »Wären Sie überrascht?«
    Kate verzichtete sicherheitshalber auf eine Antwort.
    »Mit Handschellen hab’ ich’s noch nie getan«, sagte sie statt dessen frech und fragte sich, wo sie die Kaltblütigkeit hernahm.
    »Stehen Sie auf so was?« schoß er blitzschnell zurück.
    »Nehmen Sie mir die Dinger bitte ab.« Sie hielt ihm ihre Hände entgegen.
    »Ich denke gar nicht daran.«
    Wieder zog er sie an sich und küßte sie.
    Sie erwiderte seinen Kuß. Dann stieß sie ihn weg.
    »Sie sind unverschämt!«
    »Unverschämt anziehend, wollten Sie doch sagen, oder?«
    »Das ist Nötigung, wenn ich nicht irre.«
    »Sie irren. Man nennt es Verführung.«
    Er öffnete die Knöpfe ihrer Bluse und streifte sie ihr über die Schultern. Er küßte ihren Hals, strich mit den Händen über ihren Rücken. Seine Lippen wanderten tiefer.
    Kate stöhnte auf. Sie war wütend. Gleichzeitig war sie erregt. Sie wollte ihn. Ja, natürlich, die ganze Zeit wollte sie ihn schon.
    »Nehmen Sie mir die verdammten Dinger ab«, schrie sie und hob hilflos ihre gefesselten Hände.
    »Nein«, flüsterte er und fuhr fort, sie auszuziehen.
    Kate bemerkte widerwillig, daß der wehrlose Zustand, in dem sie sich befand, ihre Lust steigerte. Wut und Begehren wurden zu einer erregenden Mischung. Sie gab vor, Widerstand zu leisten, in Wahrheit warf sie sich Lander entgegen.
    Sie sanken auf das Sofa, und Kate ergab sich einem Kerl, der sie für Jahre in den Knast bringen könnte, wenn er es nur geschickt genug anstellte.
     
    »Was bekomme ich dafür?« fragte er später lächelnd und ließ den Schlüssel für die Handschellen vor Kates Gesicht kreisen.
    »Dasselbe noch mal«, hauchte Kate.
    »Gerne. Ich komme bei Gelegenheit darauf zurück.«
    Die Fesseln schnappten auf, Kate rieb sich die Handgelenke. »Warum mußt du ausgerechnet ein Bulle sein?« murmelte sie.
    Er verschränkte seine Arme, hielt sich mit einer Hand die Nase zu und schwenkte einen Arm wie einen Elefantenrüssel. Dazu trompetete er laut.
    »Sind doch nette Tiere, oder nicht?«
    Kate begriff nicht gleich. Dann fielen ihr seine Zeichnungen ein.
    »Ach so.« Sie lachte. »Ein Elefantenbulle! Warum eigentlich ausgerechnet Elefanten?«
    »Die sind so wie ich«, sagte er, plötzlich ganz ernst, »die vergessen nicht.«
     
    »Fffff« machte es, als das Feuer in den Ballon stieß. Kates Herz vollführte vor Freude einen Sprung.
    Die Verankerungen wurden gelöst, Ballast abgeworfen, und gleich darauf stieg der Ballon unerwartet schnell in die Höhe.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!« sagte Malise und hob ein gefülltes Sektglas.
    Kate stieß mit ihr an. »Danke, Malise!« sagte sie mit Rührung in der Stimme. »Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen habe!«
    »Brave Mädchen kommen eben in den Himmel!«
    Malise grinste.
    Fasziniert beobachteten sie, wie der Ballon höher und höher stieg. Häuser und Autos nahmen die Größe von Spielzeug an, und am Horizont tauchten immer mehr schneebedeckte Berggipfel auf.
    Der Ballon schwebte geräuschlos über die Landschaft; stellenweise lag auch in den Tälern noch Schnee. Es hatte noch mal einen Kälteeinbruch gegeben, obwohl schon April war. Nur vereinzelt hatten sich ein paar Knospen und Blüten hervorgekämpft.
    »Wahnsinn, jetzt kann man bestimmt schon bis nach Österreich sehen«, staunte Kate.
    »Wie hoch sind wir jetzt?« fragte Malise den Ballonfahrer, und ihr Atem bildete eine Wolke.
    »Nicht sehr hoch, vielleicht
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