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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan
Autoren: Amelie Fried
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rückwärts.
    »Paß auf«, brüllte Malise, »der kommt noch mal hoch!«
    Kate hob die Taschenlampe, aber Mattuschek rührte sich nicht mehr.
    Entsetzt starrte Kate auf den leblosen Körper und wünschte, alles wäre nur ein Traum.
    Sie spürte den Schwindel kommen. Die Situation war unwirklich. Zu ihren Füßen lag der Mann, der ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte. Mit einer Erektion. Was für ein häßliches Ding, dachte Kate und brach im selben Augenblick in hysterisches Gelächter aus.
    Malise packte sie grob am Arm. »Reiß dich gefälligst zusammen.«
    Kate wollte gehen, hätte das alles am liebsten hinter sich gelassen. Aber Malise hielt sie fest.
    »Wir müssen was tun!« sagte sie und sah Kate hilfesuchend an.
    Ja, aber was? »Ich hol’ die anderen«, murmelte Kate und flüchtete.
    Erstaunlich schnell gelang es ihr, Rita zum Mitkommen zu überreden. Auch Inge wollte plötzlich mit. Zu dritt kehrten sie an den Ort des Geschehens zurück.
    Kate sah zu, wie Rita ungerührt Mattuscheks Puls fühlte. »Er lebt noch. Aber vielleicht nicht mehr lange.«
    Wieder spürte sie den leichten Schwindel. Verdammt noch mal, das war es doch, was sie gewollt hatten. Also, ruhig bleiben. Sie bemühte sich, genau zuzuhören, als Rita von den drei Möglichkeiten sprach, die sie hätten.
    »Erstens: Wir rufen den Notarzt. Dann müssen wir erklären, was wir hier gemacht haben. Zweitens: Wir lassen ihn liegen. Wenn er wieder zu sich kommt, haben wir ein Problem. Drittens: Wir sorgen dafür, daß er nicht mehr zu sich kommt.«
    Blieb wohl nur die letzte Möglichkeit. Verstohlen blickte Kate zu den anderen Frauen. Alle schwiegen. Malise ergriff die Taschenlampe, wog sie in der Hand, warf einen Blick auf den am Boden liegenden Mann. Ihr Arm sank herab. Sie drehte sich um, wollte ihr die Lampe geben. Kate schüttelte den Kopf.
    Malise sprang auf. »Also gut, dann ins Auto! Wir schaffen ihn weg.«
    Sie wickelten Mattuschek in ein Badetuch, zogen und zerrten ihn die Treppe hinunter. Kate wunderte sich, wie schwer der Kerl war. Krampfhaft versuchte sie, sich vorzustellen, er sei ein Sack Kartoffeln. Wenn bloß die Blutspur nicht wäre.
    »Die Sauerei müssen wir nachher wegputzen«, hörte sie Inge keuchen.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie ließ los, Mattuscheks Kopf polterte auf die Stufen, das Badehandtuch rutschte herab. Sie ignorierte Malises Protest, lief ins Schlafzimmer, räumte Kartons und Ordner wieder in den Schrank. Ihre Sachen stopfte sie in Hosen- und Jackentaschen. Dann kehrte sie zurück zu den anderen, die in der Tiefgarage angekommen waren.
    »Wir können unmöglich einen nackten Mann durch die Gegend fahren«, sagte Inge.
    Um ein Haar hätte Kate wieder losgeprustet.
    »In den Kofferraum«, befahl Malise und schloß auf.
    In diesem Moment hörte Kate ein Geräusch. Sie erstarrte. Auch die anderen lauschten atemlos. Der Nachbar war ihnen entglitten und zu Boden gesunken.
    Nichts geschah. Doch, da waren Schritte. Jemand kam zu Fuß in die Tiefgarage.
    Mattuscheks Hand lag direkt neben Kates Fuß. Entsetzt starrte sie nach unten; gleich würde die Hand sich bewegen, nach ihr greifen …!
    »Aaaah!« schrie sie.
    Die Frauen erwachten aus ihrer Erstarrung, packten Mattuschek, warfen ihn in den Kofferraum. Seine haarigen Beine hingen über den Rand.
    Malise beugte sich nach unten und wollte ihn umdrehen. Nun ragten auf der einen Seite seine Füße heraus, auf der anderen sein Kopf. Sie drückte den Kofferraumdeckel so weit es ging nach unten und hielt ihn mit einer Hand fest.
    In diesem Moment bog eine Gestalt um die Ecke.
    Kate schloß die Augen.
    »Was macht ihr denn da?« hörte sie eine vertraute Stimme.
    Vor ihnen stand Gudrun und musterte sie argwöhnisch.
    »Ist was passiert?«
    Gudruns Blick fiel auf Malise, die immer noch den Deckel festhielt und gleichzeitig versuchte, die heraushängenden Beine zu verdecken. Mit beiden Händen packte Gudrun die Klappe und öffnete gegen Malises Widerstand den Kofferraum.
    Jetzt ist es aus, dachte Kate. Bis ich aus dem Gefängnis komme, bin ich vielleicht schon Großmutter.
    Gudrun schrie nicht, zeigte kein Erschrecken. Sie stand einfach da und betrachtete ihren Mann.
    Kate sah sie starr an. Warum reagierte sie nicht?
    Mattuschek begann sich zu bewegen. Aus seinem Mund drang ein leichtes Stöhnen.
    »Der lebt ja noch«, stellte Gudrun fest.
    Sie packte den Wagenheber, der lose im Kofferraum lag, holte aus und drosch mit aller Kraft auf Mattuscheks Schädel. Es gab ein
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