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Der Mann in Schwarz

Der Mann in Schwarz

Titel: Der Mann in Schwarz
Autoren: Wolfgang Ecke
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Schlange eingefangen... Es geschah im Auftrag eines Institutes, das das Gift verwertete.“ Er klopfte wie zur Bestätigung auf den Tisch, während Henry Sunbis, der Reporter, bedauernd mit den Schultern zuckte. „Bei mir hat es leider nie bis Indien gereicht. Schade, ich liebe Hitze über alles.“
    In diesem Augenblick schaltete sich der ernst dreinschauende Mister Conter ein: „Dann sollten Sie mal ein verlängertes Wochenende in Afrika einlegen, Mister Sunbis. Ich war zweimal zur Tigerjagd drüben. Aber ich sage Ihnen, die Hitze war so unerträglich, dass man am liebsten den ganzen Tag im Schatten gelegen hätte.“
    Der alte Oberst beugte sich interessiert vor und erkundigte sich: „Wo waren Sie da in Afrika?“
    „Einmal im südlichen Kongo und einmal an der Elfenbeinküste... Man muss aber ziemlich lange unterwegs sein, bis man einen Tiger erwischt. Aber was tut man nicht alles für ein schönes Fell!“
    Joel Ludd breitete schwärmerisch die Arme aus. „Mein Traumziel ist Australien. Ich habe nämlich eine stille Leidenschaft für Kängurus. Am liebsten würde ich mir so ein Tier im Garten halten.“
    Der Reporter nickte zustimmend: „Ja, Australien ist eine Reise wert. Ich war drüben, als sie die große Kaninchenplage hatten. Sie machen sich keine Vorstellung, welchen immensen Schaden diese possierlichen Tierchen angerichtet haben. Ganze Bahndämme haben sie zum Einstürzen gebracht... Ja, ja, Australien...“
    Vorsichtig richtete sich Caroline Baxter auf. ,Ist er nun nur ein Aufschneider — oder ist er auch ein Hochstapler? 4 , ging es ihr durch den Kopf. ,Muss einer, der schwindelt, auch gleich ein Verbrecher sein? Eigentlich bin ich noch keinen Schritt weiter... Ich werde halt weiter Augen und Ohren offen halten müssen...’
    Und das tat sie dann auch. Aber anscheinend war der Aufschneider doch kein Hochstapler, denn er bezahlte seine Rechnung wie alle anderen. Und silberne Löffel fehlten nach seiner Abreise ebenso wenig...

    Und wer war der schwindelnde Aufschneider?

Die Geschichte einer Nachricht, die nie ankam

    Der Häftling Hugo Wimmerl, Finger-Wimmi genannt, gab sich besonders lustig und leutselig, und er nahm es an diesem Tag auch mit dem Fleiß sehr genau, als er den Wagen mit der schmutzigen Wäsche an Wachtmeister Hauff vorbeischob.
    Er tat, als habe er sich schon ein Leben lang auf so eine Arbeit gefreut. Und gerade das machte den Beamten stutzig. Und einmal misstrauisch geworden, verfolgte er aus den Augenwinkeln heraus jede Bewegung des Häftlings.
    Und so entging es ihm nicht, wie sich Hugo Wimmerl zweimal ganz dicht an dem Fahrer des Wäschereiautos vorbeischob.

    Fünfundzwanzig Minuten später stand Wachtmeister Hauff vor dem Gefängnisdirektor Dr. Hutter und hielt ihm triumphierend einen Zettel hin.
    „Ich habe einen Kassiber entdeckt, Herr Direktor. Jetzt eben, beim Wäscheverladen...“
    „Und welcher unserer Gäste war der Schreibwütige?“, erkundigte sich Dr. Hutter, während er Hauff den Zettel aus der Hand nahm.
    „Nummer hundertzweiundneunzig, Finger-Wimmi...“, als Hauff den missbilligenden Blick seines Direktors sah, verbesserte er schnell: „... ich meine Hugo Wimmerl. Er wollte ihn mit dem Wäschereiauto hinausschmuggeln. Ich habe mir den Fahrer vorgeknöpft... Angeblich sollte er ihn zu Wimmerls Bruder nach Dengsheim schaffen... “

    „Haben Sie schon mit dem Häftling gesprochen?“ Wachtmeister Hauff schüttelte ein wenig verlegen den Kopf und deutete auf den Zettel: „Ich wollte erst mit Ihnen sprechen, Herr Direktor... wegen des Geheimcodes... Ich muss zugeben, dass ich noch nicht schlau aus dem Geschreibe geworden bin... Vielleicht sollten wir einen Experten hinzuziehen, Herr Direktor.“
    Doktor Hutter lächelte: „Aber lieber Hauff, lassen Sie sich doch nicht ins Boxhorn jagen... Schauen Sie sich den Wisch noch einmal ganz genau an, dann kriegen Sie schon heraus, was diese sogenannte ,Geheimschrift“ zu bedeuten hat. Der gute Wimmerl will seinem Bruder nur mitteilen, an welchem Tag und zu welcher Stunde er hier aus dem Gefängnis auszubrechen gedenkt. Tja, so Leid es mir tut, aber diese Suppe müssen wir ihm ja nun versalzen...“ Und Doktor Hutter reichte seinem Beamten den Zettel zurück.
    „Ich will’s versuchen!“, nuschelte Wachtmeister Hauff und machte dabei keineswegs ein überglückliches Gesicht. Anscheinend wäre ihm der Experte doch lieber gewesen... Dann las er... Und er las wieder und wieder. Und nach dem siebzehnten Lesen
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