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Der Mann in Schwarz

Der Mann in Schwarz

Titel: Der Mann in Schwarz
Autoren: Wolfgang Ecke
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betritt, ist Jean Becker längst verschwunden. Nur ein offenes Fenster zeugt von seinem Besuch.
    Eine Viertelstunde später ist die Polizei zur Stelle und wiederum eine Stunde später gelingt es ihr, Mylord Becker zu verhaften. Er war gerade dabei, seinen Wagen aufzutanken, als ihn der Tankwart auf Grund einer Radiodurchsage erkannte.
    Obgleich Jean Becker alles abstritt, konnten ihn die Spezialisten des Einbruchdezernats fast mit einem fröhlichen Lächeln überführen. Und speziell ein Indiz war es, was ihnen dabei ganz entscheidend half.

    Um welches Indiz handelt es sich?

Emilio Farmolis großer Kummer

    Eigentlich unterschied sich der Tag in nichts von den vorhergehenden. Er war heiß wie immer, und es gab wie immer keinen Regen. Ja, nicht einmal eine Hoffnung darauf. Catonia, die sizilianische Kleinstadt, lag wie schon all die Wochen zuvor unter einer flimmernden Hitzeglocke. Signor Emilio Farmoli räkelte sich im Hinterzimmer seines bescheidenen Lebensmittel-Ladens auf einem Liegestuhl und las ohne jegliche Begeisterung die Zeitung.
    Doch plötzlich stutzte er. Hatte da nicht eben der Perlenvorhang geklirrt? Farmoli streckte den Kopf nach vorn... nichts!
    Er wollte sich gerade wieder beruhigt zurücklegen, als sich das gleiche Geräusch wiederholte.
    Ein fürchterlicher Verdacht kam ihm, und wie von der Tarantel gestochen stürzte er in den Laden.
    Beruhigt und aufatmend registrierte er, dass die Ladenkasse geschlossen war... Aber dann entdeckte er etwas anderes: Wo eben noch die drei Stangen amerikanischer Zigaretten lagen, klaffte jetzt ein Loch.
    Wütend schnappte Emilio Farmoli nach Luft und jagte durch den Perlenvorhang auf den sonnenüberfluteten Platz. Doch alles, was er sah, waren ein Paar braungebrannte Beine, die gerade über die Friedhofsmauer verschwanden. „Dieb!!!“, brüllte der Händler und schüttelte drohend die Fäuste. Dann kam ihm ein Gedanke, den er auch gleich in die Tat umzusetzen begann. Keuchend durchquerte er Laden und Hinterzimmer, zerrte sein Fahrrad aus dem Verschlag und erklomm keuchend den Sattel.

    Zehn Minuten später hatte er den Friedhof umrundet und auch entdeckt, was er suchte... oder besser, was er zu finden glaubte. Unter einer Pinie hockten sie und spielten mit ihren verdammten Kugeln.
    „Ihr diebischen Bengel! “, schrie Farmoli, warf sein Fahrrad hin und schwenkte drohend die Luftpumpe. „Los, raus damit, oder ich zerreiße euch in der Luft!“, zeterte er.
    Luigi Pirini, der Sohn des Apothekers, machte große Augen und erwiderte eingeschüchtert: „Aber was haben wir denn gemacht, Signor Farmoli?“
    Und sein Freund Enrico fügte hinzu: „Die ganze Zeit schon sitzen wir hier und spielen.“
    Emilio wollte gerade Luft für eine neue Schimpfkanonade holen, als Mario Aretti, der Dritte im Bunde, in Richtung Friedhof zeigte und rief: „Bestimmt haben Sie uns mit Jacomo verwechselt, Signor Farmoli.“
    „Jacomo?“
    Alle drei nickten. „Der ist vorhin aus dem Friedhof gekommen und Richtung Fluss gelaufen!“, meinte Luigi, und die beiden anderen nickten erneut.
    „Trug er etwas bei sich?“, erkundigte sich Farmoli, neue Hoffnung schöpfend.
    Mario schubste Luigi an: „He, Luigi, du warst ihm doch am nächsten... hast du was gesehen?“
    Der Sohn des Apothekers zuckte mit den Schultern.
    „Ja, aber ich kann nicht sagen, was es war.“

    Emilio Farmoli schwang sich auf sein Fahrrad und trat energisch in die Pedale. Fünf Minuten später hatte er die Hütte erreicht, in der die Pasolis wohnten.
    Jacomo fuhr erschrocken zusammen, als der Händler ohne Klopfen eintrat. „Wo ist deine Mutter?“, herrschte er den Jungen an.
    „Zum Fluss gegangen, Signor!“
    „Du warst vorhin bei mir, streite es nicht ab!“ Farmoli stampfte dabei mit dem Fuß auf den Boden.
    Aber Jacomo schüttelte den Kopf. „Ich war auf dem Friedhof!“
    Farmoli überlegte kurz. „Du warst auf dem Friedhof... hast du da zufällig Luigi Pirini gesehen?“

    Wieder schüttelte Jacomo den Kopf. „Nein, was ist denn geschehen?“
    „Ich bin bestohlen worden! Luigi und seine Freunde haben dich gesehen
    Jacomo winkte ab und erwiderte feindselig: „Weil ich nicht mit ihnen spiele, wollen die mir so was in die Schuhe schieben. Ich war es nicht, Signor Farmoli. Fragen Sie Luigi einmal, was er und seine Freunde abends immer in der alten Coso-Grotte tun.“
    Farmoli schluckte.
    „Was tun sie denn dort?“
    Jacomo sah den Kaufmann wie einen Verschwörer an: „Sie rauchen heimlich Zigaretten,
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