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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton
Autoren: Carter Brown
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Dollar für nichts und wieder nichts gezahlt.«
    »Sie sagten Tybolt ,
wenn er Ihnen behilflich sei, den Hund zu entführen, dann würden Sie Donna ihm
gegenüber wohlwollender stimmen — und gleichzeitig Kendall loswerden, indem Sie
ihn für das Verschwinden Nikis verantwortlich machten«, sagte ich. »Sie legten
ihm nahe, sich mit dem gleichen Argument an Helen Mills heranzumachen — und es
funktionierte aus dem gleichen Grund.«
    »Sie kennen also die ganze
Geschichte, Boyd«, sagte Kasplin bedächtig. »Es
scheint sinnlos, sie Punkt für Punkt noch einmal aufzurollen. Wir sind wohl beide
nicht der Typ für solch langweilige Unterfangen, glaube ich. Ich plante von
Anfang an, Kendall umzubringen — er war ein Barbar, ein nichtsnutziger Rohling,
der sich daran ergötzte, mich bei den meisten seiner dummen Scherze zum Narren
zu halten. Als er sich einmal entschloß, mich bei einem davon mitwirken zu
lassen und ich ihm bei seiner Torheit mit dem Schachtelmännchen helfen sollte,
da tat ich dies nur zu gern. Der Gedanke an Kendall in Donnas Schlafzimmer,
ganz gleich für wie kurz — er war einfach unvorstellbar!«
    »Sie kamen also gegen 22 Uhr in
seine Wohnung — ehe Margot wieder erschien, jedenfalls —, und da bot sich Ihnen
eine sozusagen maßgeschneiderte Gelegenheit«, sagte ich. »Dann riefen Sie
selber die Polizei an, damit sie genau dann eintraf, als Margot den Deckel
hochspringen ließ?«
    »Da war ein bißchen Glück im
Spiel«, räumte er ein. »Ich konnte ja nicht genau wissen, wie lange sie
brauchen würden. Der Anruf selbst hingegen war kinderleicht zu bewerkstelligen.
Ich kannte Kendalls Wohnung fast ebensogut wie Margot
Lynn. Nachdem ich Kendall in den Kasten geholfen hatte...« Er lachte erregt.
»Ich werde nie den Ausdruck in seinem Gesicht vergessen, als ich ihm erklärte,
wie ich ihn umbringen würde. Hilflos saß er da in den Kasten eingeklemmt...« Widerstrebend
trennte er sich von der Erinnerung. »Jedenfalls, nachdem dies erledigt war,
brachte ich das Telefon aus dem Speisezimmer in die Küche — er besaß in jedem
Raum einen Anschluß . Als ich dann später zur Party
erschien, ging ich ins Badezimmer neben der Küche, und von dort konnte ich
leicht in die Küche schlüpfen und telefonieren.«
    »Und was war mit Tybolt ?« fragte ich.
    »Er war ein Narr«, sagte Kasplin kurz. »Er empörte sich wegen der — besonderen
Behandlung, die ich dem Hund angedeihen ließ, und dann wurde er sehr
verdrossen, weil er der Verwirklichung seiner wüsten Träume von Donna noch
immer nicht nähergekommen war. Er begann davon zu reden, welche Verbindung wohl
zwischen dem Tod des Hundes und dem Mord an Kendall bestehe. Schließlich besaß
er die Unverschämtheit und versuchte, mir zu drohen. Wenn ich nicht dafür sorge , daß er bei Donna landen könne, dann werde er ihr
verraten, daß ich den Hund getötet hatte.«
    »Deshalb mußten Sie ihn beiseite schaffen «, sagte ich. »Mich interessieren da noch
zwei andere Punkte. Es war Ihnen unmöglich, an Earl Harveys Material zu kommen,
deshalb mußten Sie also bezüglich der Oper tanzen, wie er pfiff. Dann
ermordeten Sie seinen Produzenten und danach seinen Bariton — und dessen Kopf
legten Sie auf einen silbernen Schild, der auf die Bühne getragen wurde.«
    »Ja und?« säuselte Kasplin .
    »Mir scheint, Ihr eigentliches
Ziel war, die ganze Inszenierung platzen zu lassen«, meinte ich. »Harvey eins
auszuwischen, ohne daß er merkte, woher der Schlag kam.«
    »Sie könnten recht haben,
Boyd«, sagte er und nickte mit Nachdruck. »Natürlich war Donna der Anlaß.«
    »Wieso?« fragte ich.
    »Der Welt bedeutendste
Primadonna in einer drittklassigen Inszenierung, in einem zehntklassigen
Theater der Second Avenue?« Er schüttelte sich angewidert. »Das durfte ich
nicht erlauben, Boyd. Sie müssen verstehen, daß ich dem um jeden Preis Einhalt
gebieten mußte.«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an, betrachtete ihn und fragte mich, ob es ihn wirklich gab oder ob er nur eine
Phantasiegestalt aus einem meiner Tagträume war.
    »Eine Frage hätte ich noch«,
sagte er gelassen. »Nachdem Ihnen nun die ganze Geschichte bekannt ist — was
werden Sie unternehmen?«
    »Das einzige, was mir zu tun
bleibt, Kasplin «, sagte ich. »Leutnant Chase
anrufen.«
    »Das täte ich an Ihrer Stelle
nicht«, sagte er sanft.
    »Mir bleibt keine Wahl.« Ich
griff nach dem Hörer.
    Kasplin erhob sich urplötzlich, seine
Rechte drehte am Silbergriff des Ebenholzstocks — und dann
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