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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe
Autoren: Steve Hamilton
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Detroit ist tot. Für Schlafzimmerblick ist ein Traum wahr geworden.
    »Ich habe dich was gefragt«, sagte Schlafzimmerblick. »Wo ist die Rothaarige?«
    »Sie ist fort. Mach dir keine Gedanken um sie.«
    Sie steckt da nicht mit drin, dachte ich. Gunnar, okay, das kann ich noch glauben. Aber Lucy? Niemals. Er muss sie im Dunkeln gelassen und unter einem Vorwand weggeschickt haben. Wahrscheinlich wartet sie jetzt auf ihn. Irgendwo dort draußen. Ohne zu ahnen, was hier geschehen ist.
    Schlafzimmerblick starrte ihn nieder. Dann wandte er sich wieder mir zu.
    »Was ist mit dir?«, sagte er. »Hast du irgendwelche Überraschungen für mich in petto?«
    Schön wär’s. Eine Knarre in meiner Hosentasche zum Beispiel.
    »Dann mach den Safe auf, okay?«
    Gunnar stand auf und trat beiseite. Ich regte mich nicht.
    »Ich bitte dich noch ein einziges Mal«, sagte Schlafzimmerblick. »Bitte öffne den verdammten Safe.«
    Nichts, dachte ich. Du kriegst gar nichts.
    Schlafzimmerblick richtete die Waffe auf mich. Zum ersten Mal sah ich sie bewusst an. Der Lauf war durch den aufgeschraubten Schalldämpfer stark verlängert. Ich hatte noch nie einen in Wirklichkeit gesehen.
    »Bitte, bitte.«
    Dann drehte er sich um und schoss Gunnar zwischen die Augen.
    Es war ein hohles Geräusch, gar nicht wie ein echter Schuss. Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, was da passiert war. Gunnar stand noch ziemlich lange aufrecht, mit einem verblüfften Ausdruck im Gesicht. Seine Stirn hatte ein Loch, und Blutspritzer liefen über die Wand hinter ihm. Dann fiel er um.
    »Mach den Safe auf«, sagte Schlafzimmerblick. »Jetzt.«
    Ich stand vor ihm und dachte wieder an den Räuber im Schnapsladen damals und wie er seinen Revolver gehalten hatte. Wie er mehr Schiss davor gehabt hatte als wir.
    Wie anders war es jetzt. So viele Jahre später, ein anderer Mann und eine andere Waffe, aber dieser Mann hatte kein bisschen Angst. Er würde mich so seelenruhig erschießen, wie jemand den Fernseher einschaltet.
    »Ich jag dir eine Kugel ins linke Bein«, sagte er. »Dann ins rechte Bein. So mache ich weiter, bis du den Safe aufhast. Hast du mich verstanden?«
    Ich bewegte mich immer noch nicht.
    »Ich habe das schon öfter gemacht. Mein Rekord sind zwölf Schüsse. Einmal nachgeladen. Das war einer, der das Passwort für einen Computer nicht eintippen wollte, aber gleiche Situation. Soll ich heute versuchen, meinen Rekord zu brechen?«
    Er zielte auf mein linkes Bein. Das riss mich aus meiner Starre. Ich kniete mich hin und begann die Nummernscheibe zu drehen.
    »Irgendwie habe ich dich immer gemocht«, sagte er. »Ich hoffe, du weißt das.«
    Viermal linksherum drehen. Dreimal rechtsherum. Sobald ich den Griff herunterdrücke, bringt er mich um, dachte ich. Das dürfte feststehen.
    Zweimal linksherum.
    Ich war noch eine Drehung vom Tod entfernt. Mann, wenn er was von Safes verstünde, könnte er mich jetzt sofort töten und die letzte Drehung bis zum Anschlag selbst vornehmen.
    Ich drehte noch ein paarmal nach links. Zeit, von vorn anzufangen.
    »Lass die Verzögerungstaktik, okay? Mach ihn einfach auf.«
    Ich setzte die Einstellungen zurück und drehte erneut. Viermal linksherum, dreimal rechtsherum, zweimal linksherum. Ich sah zu ihm auf.
    Er lächelte mich mit diesem Lächeln an.
    Ich drehte die Nummernscheibe nach rechts. Jetzt brauchte ich nur noch den Griff zu drücken.
    Eine Stimme von der offenen Regaltür. »Lassen Sie die Waffe fallen.«
    Schlafzimmerblick fuhr herum.
    »Fallen lassen. Sofort.«
    Harrington Banks kam langsam ins Zimmer, die Waffe zielsicher auf Schlafzimmerblicks Brust gerichtet. Ich sah drei weitere Männer dahinter, mit genug Feuerkraft, um ihn zu durchlöchern.
    Schlafzimmerblick lächelte mich ein letztes Mal an, bevor er seine Pistole fallen ließ.
     
    Es war das Handy, das sie dorthin geführt hatte. Inzwischen weiß ich, dass man ein eingeschaltetes Handy über das Funksignal einigermaßen genau lokalisieren kann. Zumindest hatte es sie zum richtigen Straßenabschnitt gebracht, so dass sie nur noch die Häuser abzuklappern brauchten, bis sie zu dem gesuchten kamen. Ein Haus mehr, und ich wäre wahrscheinlich tot gewesen.
    Kurz darauf wurde Schlafzimmerblick in Handschellen abgeführt. Banks brachte mich hinaus zum Esstisch und ließ mich hinsetzen. Er fragte, ob ich was trinken wolle. Ich schüttelte den Kopf.
    Ich würde Amelia nicht wiedersehen. Das war der einzige Gedanke in meinem Kopf. Ich würde mein Versprechen
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