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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe
Autoren: Steve Hamilton
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wusstest du es. Du hast den Mann aus Detroit und Schlafzimmerblick umgebracht. Hast sie so sicher umgebracht, als hättest du sie selbst ins Wasser geworfen. Aber so einfach ist es nicht. Es ist
nie
einfach. Wie konntest du dir das nur einreden?
    Irgendjemand ist dahintergekommen, wer das Geld genommen hat. Dieser Jemand wird dich jetzt jagen. Du weißt nicht einmal, wer er ist. Er, sie, wer auch immer. Du hast nicht die geringste Ahnung. Alles, was du weißt, ist, dass du tot bist. Du bist so tot wie Julian und Ramona. So tot wie Gunnar und Lucy bald sein werden, wo sie auch gerade sind.
    Du kannst sie nicht einmal anrufen. Kannst sie nicht warnen. Kannst nichts tun.
    Doch, eines kannst du, dachte ich. Eines kannst du tun.
    Ich holte den Karton mit den Pagern hervor und schob sie beiseite, um an das Handy zu gelangen, das ich aus Michigan mitgebracht hatte. Das ich von Onkel Litos Küchentresen genommen hatte. Ich hatte es nicht ein einziges Mal angeschaltet seitdem. Nun tat ich es und sah, dass ein Dutzend Nachrichten auf der Mailbox waren. Was mich nicht wunderte. Wenn Banks herausgefunden hatte, dass ich in Milford gewesen war und sein Telefon an mich gebracht hatte, würde er so lange anrufen, bis er mich irgendwann erreichte.
    Ich brauchte seine Nachrichten jetzt nicht abzuhören. Schließlich kannte ich den Text. Stell dich, bevor es zu spät ist, ich will dir nur helfen und so weiter. Ich hatte ihm nie geglaubt. Doch jetzt, nun ja … Jetzt sah alles ganz anders aus. Die Art und Weise, wie Julian und Ramona hingerichtet worden waren – so würde ich auch enden. Wenn nicht heute, dann bald.
    Und falls ich wirklich nach Michigan zurückkehrte, könnten wir beide dran sein. Dasselbe Szenario, Amelia und ich.
    Ich rief die einzige gespeicherte Nummer auf und drückte die Wähltaste. Es klingelte zweimal, dann meldete sich Banks.
    »Michael, bist du das?«
    Ich hielt das Telefon beim Gehen weiter ans Ohr und stieg über Gunnars Hanteln hinweg.
    »Ich bin froh, dass du anrufst. Pass auf, ich sage dir, was du tun sollst. Bist du in der Nähe einer Polizeiwache?«
    Ich ging ins Haus und setzte mich an den Esstisch.
    »Hallo, Michael? Bist du noch da? Bleib dran, okay?«
    In dem Moment sah ich, dass die Tür mit dem Bücherregal ein Stück offen stand. Der Eingang zu der Geheimkammer. Ich beendete den Anruf und legte das Handy auf den Tisch. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Dann stand ich auf und ging hin.
    Als ich die Regaltür aufgezogen hatte, sah ich Gunnar vor dem Safe knien. Ein Mann stand neben ihm.
    Es war Schlafzimmerblick.
    Als er mich sah, zog er seine Pistole und richtete sie auf mich. Nicht, dass ich eine Gefahr darstellte. Ich war viel zu überrascht, um etwas zu unternehmen. Er kam auf mich zu und zog mich herein.
    »Wird auch langsam Zeit«, sagte er. »Dein Freund hier hat ein kleines Problem mit dem Safe.«
    »Michael und Lucy ändern ständig die Kombination«, beklagte sich Gunnar. Was stimmte. Sie stellte immer wieder eine neue ein, und ich knackte sie. Um in Übung zu bleiben. »Nur er kriegt ihn auf.«
    Er ist viel zu ruhig, dachte ich. Er wird nicht dazu gezwungen.
    »Okay, öffne einfach den Safe.« Gunnars Stimme war vollkommen flach und emotionslos. »Mach es uns nicht schwerer als nötig.«
    »Du hast es nicht gewusst«, sagte Schlafzimmerblick mit diesem kranken kleinen Lächeln, das ich so hasste. »Ein Judas in eurer Mitte, und ihr hattet nicht den Hauch von einer Scheißahnung.«
    Nun ging mir ein Licht auf. Gunnar hatte tatsächlich einen Kontakt auf dem Boot gehabt. Schlafzimmerblick. Der Rest war nichts als Täuschung gewesen. Sie hatten das alles zusammen geplant.
    Warum hatte ich bloß nichts gemerkt? Sie waren sich so ähnlich, jetzt, wo ich darüber nachdachte. Sogar ihr Gerede, die Art, sich ständig darüber zu beschweren, dass sie die Drecksarbeit machen mussten. Auf alle anderen sauer zu sein. Gunnar konnte es nur ein bisschen besser verbergen.
    »Ich werde mich nicht dafür entschuldigen«, sagte Gunnar zu mir. »Jedenfalls nicht bei dir. Ich hab dir gesagt, dass du die Finger von Lucy lassen sollst, oder? Hab ich es dir gesagt oder nicht?«
    »Wo ist sie überhaupt?«, wollte Schlafzimmerblick wissen. »Das ist die kleine Rothaarige, oder?«
    »Hör mal, du hast jetzt alles, was du wolltest«, sagte Gunnar. »Gleich kriegst du vier Millionen Dollar. Du bist sogar deinen Boss losgeworden.«
    Den Teil des Plans haben sie also auch verwirklicht. Der Mann aus
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