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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt
Autoren: Corina Bomann
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Bastille noch eisiger, doch ansonsten erinnerte ihn hier viel an den Weg, den er vor Monaten genommen hatte, um dem Großmeister den Tod der Familie d’Autreville zu melden. Es gab hier Ratten, es stank und die Wände waren feucht wie in den Katakomben. Nur die Geräuschkulisse war eine andere. Das Stöhnen der Gefangenen drang an sein Ohr, und er fragte sich, warum sie sich so aufführten.
    Er hatte die Befragung, bei der er mit Seilen und Eisen traktiert worden war, ohne große Klagen hinter sich gebracht. Und ohne jemanden zu verraten. Bei seinen Kameraden war das schon etwas anderes gewesen. Besonders die rangniederen Mitglieder der Bruderschaft hatten versucht ihr Leben zu retten, indem sie ranghöhere belasteten. Soweit er wusste, war der Großmeister mittlerweile verhaftet und enteignet worden. Mazarin sollte außer sich gewesen sein, als er davon erfuhr. Der Königshof war nach Saint-Germain-en—Laye umgezogen, damit die Gerüchte nicht den jungen König erreichten.
    Der Capitan wusste, was ihm blühen würde. Er war dabei gewesen, als sie alle in die Falle getappt waren, und hatte mit angesehen, wie ein Mädchen Blanchet besiegt hatte. Königsmörder erhielten das Rad oder den Richtblock. Doch bis dahin würden noch Tage vergehen.
    Wer weiß, vielleicht würde auch er um sein Leben schachern, indem er Auskünfte anbot. Später.
    Erschaudernd zog er seinen löchrigen Mantel enger um die Schultern. Dass eine Ratte über seinen Fuß huschte, ignorierte er. Er schloss die Augen und träumte davon, wie alles geworden wäre, wenn sie gewonnen hätten.

Epilog
    Frühling 1644
    Es gab eine Zeit, da haderte ich damit, ein Mädchen zu sein. Und ich muss zugeben, dass es diese Zeiten noch immer gibt. Auch als Comtesse d’Autreville ist das Leben alles andere als leicht.
    Da waren Ängste und Nöte, Einsamkeit und Tränen. Da war die Trauer, die mir noch immer das Herz schwer machte. Manchmal wünschte ich mir, ein Mann zu sein, in der Hoffnung, weniger zu fühlen und mehr Härte zeigen zu können, aber ich bin nun einmal eine Frau mit einem fühlenden Herzen.
    Mittlerweile konnte ich jedoch in die Gruft meiner Familie und an die Gräber unserer Bediensteten treten, ohne dass es mich vor Schmerz zerriss.
    Die ersten Frühblüher erschienen zwischen den neuen Grashalmen. Mit einer Handvoll Gänseblümchen eilte ich auf den Friedhof, in einfachem Gewand wie eine Bauersfrau. Ich suchte mir meist eine Zeit aus, in der keine anderen Leute den Gottesacker besuchten. Ich mied den Umgang mit meinen Dorfleuten nicht, doch sollten sie mich nicht in Trauer, sondern würdevoll und freundlich sehen.
    Von dem Geld, das ich von der Königin erhalten hatte, hatte ich die Familien entschädigt, die Angehörige beim Überfall der Schwarzen Lilie verloren hatten. Natürlich sahen sie es ebenso wie ich, Geld brachte keine geliebten Menschen zurück. Aber schon einen Monat später verheiratete eine der Familien ihre Tochter mit einem Handwerker aus der Nachbarschaft. Die Brauttruhe, die durchs Dorf gefahren wurde, war stattlich gewesen.
    Bei meiner Rückkehr war das Schloss von den neuen Herren bereits wieder geräumt gewesen. Den Bischof hatte bei seiner Rückkehr nach Paris Arrest erwartet.
    Die Schwarze Lilie mochte den Grundsatz haben, eher sterben zu wollen, als Brüder zu verraten. Doch bei einigen rangniederen Verrätern war dieser Grundsatz alles andere als gefestigt. Der alte Ismael, der eigentlich Jean Iselle hieß, sowie fünf weitere Mitglieder der Schwarzen Lilie berichteten von ihrer Weihe, ihren Spitzeleien und vor allem vom Großmeister. Der Schüler Richelieus, der sich meines Schlosses bemächtigt hatte, war der Anführer gewesen. Da er den Königsmord zwar geplant hatte, dieser aber nicht durchgeführt worden war, wurde er zur Haft in der Bastille verurteilt. Lebenslang. Die Männer, die versucht hatten, die Königin zu überfallen und zu töten, hatten nicht so viel Glück. Das Messer Ravaillacs, das Blanchet im Hosenbund getragen hatte, wurde sichergestellt und von der Königin in Verwahrung genommen. Nie wieder sollte es gegen einen französischen König erhoben werden.
    Blanchet selbst starb, wie ich es vorhergesehen hatte, nicht an der Verletzung, die ich ihm beigebracht hatte. Im Nachhinein war ich froh darüber, denn so befleckte kein Blut meine Hände, und der Tod, den ich ihm gebracht hätte, wäre außerdem viel zu gnädig für ihn gewesen.
    Als er hingerichtet werden sollte, begab ich mich nach Paris zur
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