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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt
Autoren: Corina Bomann
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Place de Grève, deren erster Besuch mir so viel Schrecken bereitet hatte. Ich konnte nicht behaupten, dass es ein Freudentag für mich war, aber ich sah auch nicht weg, als der Henker mit dem Beil ausholte und ihm den Kopf nach drei Versuchen abschlug. In meiner Hand hielt ich das Medaillon mit Antoines Haar und hatte das Gefühl, er würde neben mir stehen, doch als ich zur Seite blickte, sah ich dort Jules. Jules, der gereift war und wesentlich älter als siebzehn aussah.
    Auch alle anderen, die an der Unternehmung teilgenommen hatten, hatten sich verändert. Aramitz, der in den oberen Rang des Lilienpaktes aufgerückt war, trug aus unerfindlichen Gründen stets eine Bibel bei sich. Noch immer war er der Spion der Königin, doch einmal ließ er durchblicken, dass er sich irgendwann einmal dem geistigen Stand zuwenden würde.
    »Ich fürchte, eines Tages werde ich Abbé werden müssen.«
    »Müssen?«, wunderte ich mich.
    »Ja, müssen. Mein Vater ist vor einigen Wochen zurück in meine Heimat nach Béarn gereist, weil mein Großvater verstorben ist. Er war Abbé, und mein Vater wird seine Stelle nun übernehmen. Und wenn mein Vater stirbt, werde ich der Abbé sein. Deshalb sorge ich schon einmal vor.«
    Er klopfte auf die Bibel unter seinem Wams und verabschiedete sich dann von mir.
    Während Troisville, Aramitz und der neu bei den Musketieren aufgenommene Isaac de Porthau weiterhin in Paris blieben, wurde Maître Nancy mein persönlicher Leibwächter. Ich holte ihn ins Schloss, wo er nach Herzenslust seine Schüler unterrichten konnte. Auch Madame Poussier holte ich ins Haus. Jetzt, da ich die Herrin des Schlosses war, beschäftigte ich sie als Hausdame, welche die Mägde befehligte und deren Fähigkeiten bei der Handarbeit verbesserte.
    Ich selbst genoss die ausführlichen Fechtstunden mit dem Maître, obwohl ich wohl nie eine berühmte Fechterin werden würde. Aber sollten sich wieder Kräfte regen, die mein Glück zerstören wollen, würde ich bereit sein und sie mit dem Degen in die Schranken weisen.
    Als ich die Gänseblümchen gerecht verteilt hatte und meinem Bruder Antoine noch einen zusätzlichen Augenblick gewidmet hatte, verließ ich die Gruft wieder.
    »Ach, hier steckst du!«, ertönte eine Stimme neben mir. Es war Jules. Jules, der Waffenschmied geblieben war. Mittlerweile musste sein Vater ihn mit mir teilen. Aus mir würde nie eine Waffenschmiedin werden und aus ihm nie ein Comte.
    Diese Erkenntnis war die Grundlage unserer Beziehung. Unserer Liebe. Mittlerweile wussten wir, was das Brennen in unseren Herzen bedeutete und das Sehnen danach, uns zu küssen. Jules gehörte fünf Tage in der Woche der Schmiede, aber an zwei Tagen mir. Tage, die wir nutzten, auch wenn wir wussten, dass wir unsere Beziehung nie in einer Kirche segnen würden lassen können. Aber war nicht ich es gewesen, die niemals hatte heiraten wollen? Offenbar gab es doch jemanden, der Wünsche erhörte, auch wenn ich mittlerweile meine Meinung hätte ändern können.
    »Natürlich, wo soll ich sonst sein?«, gab ich zurück, während ich die Arme um ihn schlang und ihn leidenschaftlich küsste.
    »Nun, das Land ist groß, du könntest dich überall verstecken«, sagte Jules lächelnd und strich mir eine Locke aus dem Gesicht.
    »Das muss ich nicht mehr«, entgegnete ich, fasste ihn bei der Hand und zog ihn mit mir zum Schloss.

Nachwort
    Wer kennt sie nicht, die berühmten ›Drei Musketiere‹ von Alexandre Dumas? Auf Lesungen werde ich oft gefragt, wie ich auf die Idee gekommen bin, historische Romane zu schreiben. Die Antwort ist: Seit ich die drei Musketiere, die eigentlich vier waren, kennenlernte, war ich ihnen verfallen. Neben dem Roman, der im Jahr 1844 erschien und zwei Fortsetzungen nach sich zog, habe ich kaum eine Verfilmung ausgelassen, und mit meiner kindlichen Fantasie ersann ich neue Abenteuer meiner Helden. Damals hätte ich nicht gedacht, dass es sie wirklich gegeben haben könnte. Doch dann entschloss ich mich, selbst historische Romane zu schreiben, und fand eines Tages einen kurzen Zeitungsartikel, in dem enthüllt wurde, dass die Musketiere wirklich gelebt haben – nur nicht so, wie Alexandre Dumas es beschrieben hatte.
    D’Artagnan hieß in Wirklichkeit Charles de Batz-Castelmore. Er wurde zwischen 1611 und 1615 in Lupiac, einer Ortschaft in der Gascogne, geboren. Er trat 1640 in die Compagnie des Essarts ein und nahm an den Feldzügen in Flandern teil. Zu den Musketieren kam er im Jahr 1644. Er wurde
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