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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel
Autoren: Carter Brown
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der dich mitnimmt.«
    Kendall hob plötzlich den Kopf,
und in seinen Augen lag ein trüber, lebloser Ausdruck, als ob all der innere
Glanz für immer verschwunden sei. »Bin ich froh«, murmelte er. »Mein Gewissen hätte
mich nicht ruhen lassen.«
    »Sie jämmerlicher Knilch!«
knurrte ich. »Sie haben Mithilfe bei einem Mordversuch geleistet!«
    »Al?« Das katzenhafte Schnurren
lag wieder in Justines Stimme.
    »Was?« Ich blickte in ihre
saphirblauen Augen und hatte das unbehagliche Gefühl, daß sie mich auslachte.
    »Du hattest recht, was die
Spielregeln anbetraf, aber manchmal schwindelt ein Spieler ein bißchen und
zieht plötzlich einen zweiten Faktor X aus dem Ärmel.«
    »Welchen zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel den hier.« Sie
streckte beiläufig die Hand aus und nahm meine Pistole vom Rand der
Schreibtischplatte.
    »Laß sie fallen!« brüllte ich.
    Sie ließ sie keineswegs fallen.
Sie hielt sie auf Armeslänge von sich weg, ohne sich zu bewegen. »Das sind
deine angeborenen ritterlichen Instinkte. Wenn du klug gewesen wärst, hättest
du Cherie in dem Augenblick, als ihr Kopf im Türrahmen erschien, in den Schädel
geschossen. Dann hättest du die Situation die ganze Zeit über in der Hand
gehabt. Aber du brachtest es nicht fertig.« Sie lächelte schadenfroh. »Du
schaffst es auch nicht, mich zu erschießen. Nicht das Mädchen, das du erst gestern nacht geliebt hast. Aber ich habe keine solchen
Hemmungen.« Ihr Arm beschrieb einen gemächlichen Bogen und der Lauf der Pistole
bewegte sich in Zielrichtung auf meine Brust zu. »Du hast die Wahl, Al. Laß
entweder deine Waffe fallen, oder ich erschieße dich innerhalb von zwei
Sekunden.«
    »Ich werde dich zuerst
erschießen«, sagte ich mit tonloser Stimme.
    »Darauf lasse ich es ankommen!«
Ihr Lächeln wurde breiter, während die Pistole direkt auf meine Brust wies.
    Kendall warf sich plötzlich
seitwärts auf sie, sein Arm schlegelte durch die Luft. Mit dem Unterarm traf er Justines Schulter, so daß sie vom Stuhl gefegt wurde
und auf den Boden stürzte. Im Bruchteil einer Sekunde ging die Pistole in
meiner Hand los. Cherie kam hinter mir hervorgesaust, hob meine eigene Waffe
vom Boden auf und gab sie mir so schnell, als sei sie glühend heiß. Ich steckte
sie in die Gürtelhalfter zurück und fühlte mich wesentlich besser.
    »Sie haben sich gerade selber
einen Gefallen getan«, sagte ich zu Kendall. »Jetzt sind Sie nur noch
Hauptzeuge, anstatt Beihelfer bei einem Mordversuch.«
    Ich war nicht sicher, ob er
mich überhaupt hörte. Er war in seinen Stuhl zurückgesunken und starrte an die
gegenüberliegende Wand. Justine erhob sich mühsam vom
Boden und blickte dann auf das Loch, das die Kugel in die Rücklehne ihres
Stuhls gebohrt hatte, da wo ungefähr ihre rechte Brust gewesen wäre, wenn
Kendall sie nicht zuerst heruntergestoßen hätte. Dann wandte sie mir langsam
den Kopf zu, und in ihren Augen lag der Beginn des Begreifens.
    »Ich wäre tot, wenn Rafe nicht...« Sie schluckte krampfhaft. »Du hattest von
dem Augenblick an, als ich die Pistole auf dich richtete, die Absicht, mich
umzubringen!«
    »Nur, wenn es sein mußte«,
sagte ich wahrheitsgemäß. »Setz dich hin und beruhige dich erst mal. Ja?«
    Sie sank auf den Stuhl zurück
und begann zu zittern. Ich trat einen Schritt zurück und gab Cherie die Waffe.
»Richten Sie sie auf sie und drücken Sie ab, wenn sie auch nur die geringste
Bewegung macht«, sagte ich.
    »Es wird mir ein Vergnügen
sein«, sagte Cherie mit gepreßter Stimme.
    »Siehst du?« Ich grinste Justine an. »Sie wird dich ohne mit der Wimper zu zucken
umlegen.«
    Dann nahm ich den Telefonhörer
ab, rief im Büro an und hörte Annabelles Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Wieso, zum Teufel, sind Sie denn noch da, es ist doch nach fünf?« sagte ich.
    »Al? Ist alles in Ordnung?«
Ihre Stimme klang leicht erstickt.
    »Alles bestens. Haben Sie den
Sheriff erwischt?«
    »Noch nicht, aber Sergeant Polnik ist zurück und, ich soll Ihnen von ihm ausrichten,
er habe das Rauschgift gefunden und Schaffer sei selig gewesen, als sich die
Zellentür hinter ihm geschlossen hat.«
    »Ausgezeichnet!« sagte ich
vergnügt. »Er soll jetzt zur Schönen Aussicht hinausfahren und den Besitzer, Chuck Fenwick ,
herbeischaffen. Am besten nimmt er einen Fahrer mit, denn Fenwick ist ein bißchen anders als Schaffer. Außerdem sollen so schnell wie möglich
zwei Streifenwagen zum Tempel der
Liebe herauskommen. Okay?«
    »Natürlich, Al.« Ihre
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