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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel
Autoren: Carter Brown
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»Dieser Tempel ist seit seiner Erbauung als Verteilerzentrum eines
Rauschgiftsyndikats benutzt worden. Entweder Sie beide oder einer von Ihnen
beiden gehört diesem Syndikat an. Wollen Sie sich das mal durch den Kopf gehen
lassen, Kendall?«
    Er glitt langsam auf den Stuhl
zurück. Sein Gesicht war bleich unter der Sonnenbräune. »Sind Sie da ganz
sicher?« flüsterte er. »Ist es ausgeschlossen, daß Sie sich irren?«
    »Völlig ausgeschlossen«, sagte
ich zuversichtlich.
    »Al?« Justines Augen waren zwei riesige Saphirteiche. »Deshalb bist du hierhergekommen, nicht
wahr? Um herauszufinden, wer von uns beiden es ist?«
    »Natürlich!« sagte ich.
    »Weißt du es schon?«
    »Ich glaube, daß nur einer mit
dem Syndikat unter einer Decke steckt. Der andere ist unschuldig.«
    Ihre Lippen zuckten plötzlich.
»Und hast du bereits die große Entscheidung getroffen, Al?«
    »Sieh dir Kendall an«, sagte
ich. » Gestern abend , als ich eine Bemerkung darüber
machte, daß er hier einen einträglichen kleinen Betrieb habe, war er willens
und bereit, mich eigenhändig aus dem Tempel zu schmeißen. Was hat ihn in diesen letzten fünf Minuten am meisten
erschüttert? Der Gedanke, daß jemand seine verrückte Therapie
durcheinanderbringt, indem er sie zu seinen eigenen Zwecken ausnützt. Er glaubt daran! An die ganze
idiotische Idee, Leute nackt in einen mit Plüsch ausgeschlagenen Sarg zu legen,
während die Lichter dauernd ihre Farben wechseln und Jazzmusik beinahe die
Trommelfelle zum Platzen bringt.« Ich schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich kann
mir zwar vorstellen, daß Kendall zwischen seinen beiden Ohren nicht allzuviel Gehirn sitzen hat, aber als Mitglied des
Syndikats sehe ich ihn nicht.«
    »Dann bleibe also ich?«
flüsterte sie.
    »Ja, du«, bestätigte ich. »Von
Anfang an warst du sehr begierig, mir bei meinen Ermittlungen zu helfen und
mich von Kendall fernzuhalten. Du hast es geschickt angefangen. Du erzähltest
mir, es handle sich um ein hübsches harmloses Geschäft, das niemandem weh täte.
Dann versuchtest du, meine Aufmerksamkeit auf Bryant zu lenken, damit mir ja
die Verbindung zwischen ihm und Gail Magnuson nicht
entginge. Auch auf Fenwick machtest du mich
aufmerksam, denn auch das würde mich ablenken, und der lachende Chuck konnte
als Mitglied des Syndikats schließlich auf sich selber aufpassen. Auf diese
Weise behielten mich zwei von euch so gut wie ständig im Auge. In der Nacht,
als ich das Licht, das den Menschen führt, erwähnte, wurdest du ziemlich
nervös, weil du nicht sicher warst, ob ich nicht sehr viel mehr wußte, als ich
zugegeben hatte. Deshalb ranntest du auch davon. Ich wurde neugierig und folgte
dir ein bißchen später. An der überdachten Passage war ein offenes Fenster, und
so gelangte ich in den Tempel hinein und schließlich auch in den psychedelischen Raum. Das war ein recht
aufwühlendes Erlebnis — gleich beim erstenmal die nackte
Gail Magnuson aufrecht in diesem Sarg sitzen zu
sehen! Wir waren eben im Begriff, eine recht interessante Unterhaltung zu
beginnen, als mir jemand einen Schlag auf den Hinterkopf verpaßte und ich später in meinem Wagen am Straßenrand draußen wieder aufwachte. Es
dauerte eine Weile, bis ich dahinterkam, daß du dem Syndikat angehören mußtest und nicht Kendall; denn für den Fall irgendwelcher
auftretender Schwierigkeiten mußte noch jemand im Tempel gewesen sein. Irgendein Schläger, der mich erst bewußtlos schlagen und dann zum Wagen tragen konnte.«
    Ich schob meine Jacke zurück,
zog die Achtunddreißiger aus der Gürtelhalfter und
hielt sie in der Rechten, den Lauf auf den Boden gerichtet. »Dieser Kraftmeier
muß die ganze Zeit über in der Nähe sein«, fuhr ich fort. »Als Kendall dir die
Nachricht zukommen ließ, ich sei hier, hat er das also vermutlich auch gehört?«
    »Es wird mir schwerfallen«,
sagte Justine leise, »mich wieder an schlichte
Supermänner zu gewöhnen! Wieviel weißt du denn nun
wirklich, Al?«
    »Genug!« sagte ich. » Magnuson war der Kurier, und er war die ganze Zeit über auf
Einkaufsreisen, bis er eines Tages fand, als kluger Junge könnte er sich ebensogut mit eurem Geld auf und davon machen. Sein Geld
ging zu Ende«, ich zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, dann fiel mir die
einzig logische Erklärung ein, »deshalb kam er an den einzigen Ort zurück, an
dem er, wie er wußte, ein zweites Vermögen zwischen die Finger kriegen konnte.
Ihr konntet nicht riskieren, das Rauschgift die ganze Zeit
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