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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel
Autoren: Carter Brown
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berechnete
Antwort, die ich ihr in ihren psychedelisch verwirrten kleinen Kopf
hineinsuggeriert hatte. Danach schlich Gail zu einem Telefon, rief mich an und
erzählte mir, was passiert war. Ich rief meinerseits Chuck an, und Don fuhr in
einem Leichenwagen hinaus, um Cherie abzuholen. Du hast immer noch die Wahl, Rafe . Gehen zwei in den Sarg oder drei?«
    »Ich — äh — ich nehme an, es
ist ihre eigene Schuld«, sagte er mit zitternder Stimme. »Ich kann nichts
dagegen tun.«
    »Sperr die beiden einstweilen
in den psychedelischen Raum«, sagte Justine energisch. »Chuck wird später am Abend mit einem Leichenwagen herkommen. Sie
können sich die Zeit damit vertreiben, sich an ihre neue Adresse zu gewöhnen.«
Ihre Augen hatten etwas Abweisendes, als sie mir einen kurzen Blick zuwarf.
»Ich werde am Ende nicht mit dabeisein , weil ich den
Anblick von Blut nicht mag. Also — eine angenehme Reise, Al, wohin sie auch
gehen mag.«
    »Los, los!« sagte Annan
nachsichtig und gab Cherie einen Stoß, so daß sie auf den Korridor
hinausstolperte.
    Wir bildeten eine kleine
Prozession, Cherie an der Spitze, danach ich, und Annan am Schluß. Auf dem Weg
zum psychedelischen Raum dachte ich mir hundert Möglichkeiten aus, ihm seine
Waffe zu entreißen, aber keine bot eine Chance, mit dem Leben davonzukommen. Also
trafen wir dort in ordentlicher Reihe ein und Annan wies Cherie an, das Licht
einzuschalten. Sie gehorchte, und gleich darauf entstand ein wirbelndes
Kaleidoskop wechselnder Farben im Raum.
    »Nicht den Hebel, du verdammte Idiotin«,
zischte er, »den daneben.«
    Sie schaltete den Hebel aus und
den nächsten ein, so daß der Raum in stetem Bernsteingelb erstrahlte und der
mit Plüsch ausgeschlagene Sarg wie ein Requisit aus Dantes Inferno wirkte.
    »Rein, Polyp!« sagte Annan.
»Dann werde ich von außen abschließen. Wenn Sie das nächstemal hören, wie der Schlüssel im Schloß umgedreht wird, wissen Sie, daß es Zeit ist,
Ihre Gebete zu sprechen.« Er lachte leise. »Wenn es Ihnen langweilig wird,
könnt ihr beide euch ja zum Abschied im Sarg amüsieren.«
    Ich trat über die Schwelle und
drehte mich langsam zu ihm um, die Hände seitlich am Körper herabhängen
lassend. »Tun Sie mir einen kleinen Gefallen?« fragte ich höflich.
    »Was denn?«
    »Ich habe keine Zigaretten
mehr.«
    »Pech!« Er verzog spöttisch die
dünnen Lippen. »Na, ich finde, das ist jetzt der geeignete Zeitpunkt, sich das
Rauchen abzugewöhnen, Lieutenant! Vielleicht verlängert das Ihr Leben um volle
fünf Minuten.«
    Meine linke Schulter war von
ihm aus gesehen zum Teil hinter dem Türpfosten verdeckt, und ich brachte es
fertig, während wir redeten, sie ein paar Zentimeter weit anzuheben. Es fehlten
immer noch gut zwei Zentimeter, aber ich durfte nichts übereilen, denn wenn ich
auch nur zuckte, würde er schießen, ohne auch nur zu überlegen.
    »Okay.« Ich seufzte. »Also
keine Zigaretten. Dann befriedigen Sie wenigstens meine Neugierde. Wie haben
Sie Magnuson erwischt?«
    »Leon entdeckte ihn, als er im
Schilf umherkroch.« Er grinste finster. »Er muß angenommen haben, Leon sei
blöde genug, das Zeug nicht an einen anderen Ort zu bringen, nachdem er, Hank,
verschwunden war. Leon rief mich an, und ich fuhr hinaus. Leon war überzeugt,
daß Hank sich noch draußen herumtrieb, aber er wußte nicht, wo. Deshalb nahmen
wir einen starken Scheinwerfer mit hinaus ins Boot und fuhren am Ufer entlang.
Ich richtete den Scheinwerfer auf das Schilf, denn ich wußte, daß Hank im Grund
seines Herzens ein Feigling war und daß er in Panik geriete, so daß wir ihn
rascheln hören würden. Na klar, und etwa zwanzig Minuten später hörten wir ihn
ungefähr hundert Meter vor uns. Er machte einen Lärm wie eine ganze Armee.
    Wir fuhren mit dem Boot zu ihm
hin, und dann starben wir beinahe vor Lachen! Er hatte sich im Schilf
verfangen, steckte bis zur Taille im Schlamm und sank langsam immer tiefer.
Leon wollte ihn ertrinken lassen, aber ich fand, das Risiko sei zu groß. Wenn
wir weggefahren wären, hätte ihn vielleicht irgend jemand schreien hören und ihn herausgezogen. Also holten wir ihn ins Boot. Ich hielt
die Pistole auf ihn gerichtet, während Leon in Richtung seines Hauses
zurückruderte. Dann tat Hank was verdammt Blödes!« Abscheu lag auf seinem
Gesicht. »Er glaubte, er könne es mit Schwimmen schaffen und sprang auf,
bereit, über die eine Seite des Bootes ins Wasser zu springen.«
    »Und Sie konnten einfach nicht
umhin, gewöhnt,
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