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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel
Autoren: Carter Brown
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recht sein.« Ich zuckte die
Schultern.
    »Es kommt keine
Streifenpolizei«, sagte sie zuversichtlich. »Glaubst du vielleicht, daß,
während du versuchtest, mir hinter die Schliche zu kommen, ich nicht dasselbe
bei dir versucht habe? Du und Don Annan hättet ein gutes Paar abgegeben. Er hat
die Eitelkeit des professionellen Killers, und sie ist ungefähr ebenso groß wie
deine Einsamer-Wolf-Eitelkeit. Im Augenblick spielst du Ein-Mann-Armee, Al,
weil du einfach unfähig bist, anders zu handeln.«
    »Wir haben also ein
mexikanisches Unentschieden?« sagte ich. »Annan wartet draußen im Korridor, und
ich hier drinnen. Keinerlei Problem — und ich habe außerdem einen Stuhl.«
    »Du tust mir leid, Al,
wirklich.« In ihrer Stimme lag wieder das katzenhafte Schnurren. »Ich wollte,
es wäre möglich, daß wir ein letztes Mal... Nun ja, du verstehst schon. Aber
ich kann mir das Risiko nicht leisten. Also muß ich meinen Faktor X gegen
deinen Erfolg ausspielen.« Ihre Stimme hob sich ein wenig. »Okay, Don, wir sind
hier jetzt fertig.«
    Ich drehte mich leicht im
Stuhl, so daß ich der Tür geradewegs gegenübersaß und trotzdem Justine aus dem Augenwinkel heraus noch sehen konnte. Dann
hob ich die Achtunddreißiger um ein paar Zentimeter,
so daß der Lauf auf die Tür wies — in ungefährer Höhe von Annans Solarplexus.
    »Lieutenant?« sagte eine dünne
Stimme im Korridor draußen, und es klang wie ein unterdrückter Schrei. »Bitte
schießen Sie nicht, Lieutenant!«
    Dann erschien langsam Cherie Cordovers entsetztes Gesicht am Türpfosten. »Er hält eine
Pistole auf meinen Rücken gerichtet«, wimmerte sie. »Und er behauptet, er würde
mich erschießen, wenn sie ihr«, sie wies mit dem Kopf in Justines Richtung, »nicht Ihre Waffe gäben.«
    »Und zwar in alle möglichen
Stellen, Lieutenant.« Annans freundlich klingende Stimme drang ebenfalls ins
Zimmer. »Nicht in tödliche Stellen, jedenfalls noch lange nicht. Vielleicht in
gewisse empfindliche Körperteile, damit Sie sie schreien hören. Ein schreiendes
Frauenzimmer ist immer ein überzeugendes Argument. Finden Sie nicht?« Eine
leichte Pause entstand, bevor er weitersprach, und Cherie zuckte plötzlich
zusammen.
    »Sie ist nicht gerade ein
fleischiger Typ«, sagte Annan nachdenklich. »Aber ich glaube, eine Kugel in ihr
rechtes Hinterteil würde keinen großen Schaden stiften. Was finden Sie,
Lieutenant?«
    Ich fand, daß ich von einem
lausigen Faktor X hereingelegt worden war und daß es keinen Sinn hatte, die
Sache unnötig zu verlängern. Eins war sicher, Annan meinte es ernst, und
vielleicht machte ihm das Ganze auch noch Spaß. Deshalb drehte ich die Achtunddreißiger um und streckte sie, den Kolben voran, Justine hin.
    »Vielen Dank, Al.« Sie kicherte
befriedigt, während sie die Waffe nahm. »Ritterliche Instinkte haben etwas
Hemmendes, aber ich bewundere sie so sehr an einem Mann.«
    Cherie stolperte ins Büro,
gefolgt von Annan, der nach wie vor seine dunkle Brille trug.
    »Was haben Sie mit den beiden
vor?« fragte Kendall heiser.
    »Wir werden sie zu einer
vornehmen letzten Ruhestätte in der Schönen
Aussicht bringen. — Was sonst?« sagte Justine leichthin. »Sie werden sich in unseren mit Plüsch ausgeschlagenen Sarg teilen
müssen, aber er reicht für beide. Sicher werden sie auch nichts dagegen
einzuwenden haben, wenn der Deckel zugeschraubt wird, denn dann sind sie
bereits tot.«
    »Das kannst du nicht tun«,
stammelte er. »Das ist kaltblütiger Mord.«
    »Das schätze ich eben so an dir, Rafe , der
Groschen fällt bei dir so schnell.« Ihre Stimme wurde plötzlich hart. »Bring
das endlich in deinen dicken Schädel hinein! Du steckst selber bis zum Hals in
dieser Sache, genau wie wir. Was willst du denn? Als der größte Trottel aller
Zeiten dastehen und vielleicht die nächsten zehn Jahre im Gefängnis zubringen?
Oder willst du hier in deinem eigenen Tempel weiter lehren? Entschließ dich besser schnell, denn unter
Umständen müssen wir noch einen Sarg bestellen!«
    »Ich — ich weiß nicht.« Er sah
mich an und wandte schnell den Blick ab. »Müßt ihr das Mädchen umbringen?«
    »Vor allem das Mädchen«, sagte Justine mit gepreßter Stimme.
»Dieses hinterhältige kleine Luder! Sie betrog Chuck mit Magnuson und dann, als der Lieutenant auftauchte, machte sie sich fast in die Hose. Sie
wollte Chuck davonlaufen, aber sie beging den Fehler, bei Magnusons Witwe Hilfe zu suchen. Alles, was sie von Gail erhielt, war eine genau
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