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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai
Autoren: Frank Coates
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muss für eine Weile allein sein. Hier auf der Farm. Ich … Ich kann jetzt nicht für andere Menschen, andere Anliegen kämpfen. Das geht im Augenblick einfach nicht.«
    Er bedauerte sogleich, sie wegen seiner eigenen Schwäche in diese schwierige und peinliche Lage gebracht zu haben. Um ihr zu zeigen, dass er ihre Gefühle verstand, berührte er behutsam ihre Schulter. Sie war mager und kam ihm so zerbrechlich vor wie die eines Vogels.
    »Schon gut.« Er war bestrebt, die Angelegenheit rasch zu beenden. »Ich werde nach Ngatet gehen. Ich muss mich mit meinen Altersgenossen treffen und ihnen sagen, dass ich für die Massai über unser Land sprechen werde und dass das, was ich sagen werde, Ärger bereiten könnte. Ich benötige ihre Zustimmung, bevor ich weitermachen kann.«
    Er hatte immer geglaubt, dass die Augen das enthüllten, was im Herzen vor sich ging. Katherine musste wohl derselben Ansicht sein, denn er sah sich gezwungen, sich ihrem forschenden Blick zu entziehen. Als er sich abwandte, nahm er eine Bewegung an dem Küchenfenster wahr. Er drehte sich rasch wieder Katherine zu und fragte sie, wie sie mit der Farm zurechtkam.
    Gut, lautete ihre Antwort, doch er merkte, dass sie nicht mehr bei der Sache war.
    Ihre Unterhaltung hatte eine angespannte Stimmung zwischen ihnen erzeugt.
    »Dann werde ich nun meinen Weg fortsetzen«, sagte er. »Ich muss heute noch eine weite Strecke zurücklegen.«
    Sie nickte und sagte, dass sie das verstehe.
    Es gab nichts mehr hinzuzufügen, und als er sich zum Gehen wandte, da fielen ihm seine Abschiedsworte schwerer als die Begrüßung.
    Er schritt zum Tor hinaus und ignorierte dabei die Gestalt am Fenster des Farmhauses.
    Auf seinem Weg nach Limuru hatte er ausführlich über Kira nachgedacht. Diese Angelegenheit bereitete ihm großes Unbehagen. Er hatte immer noch Schuldgefühle, weil er sich zu ihr hingezogen fühlte, und hatte deshalb beschlossen, bei seinem Besuch ein Gespräch mit ihr zu vermeiden.
    In sicherer Entfernung, kurz bevor er zwischen den Akazien verschwand, drehte er sich noch einmal um und schaute zu Katherine zurück. Sie stand immer noch mit der Hacke in der Hand am Rande des Feldes und starrte in den Mais.
     
    Kira beobachtete den Wortwechsel vom Küchenfenster aus. Sie hoffte, dass Parsaloi zu ihr kommen würde, aber er schritt die Straße hinauf, ohne auch nur einen Blick zum Haus zurückzuwerfen.
    Kira war aufgebracht und gekränkt. Sie zermarterte sich einige Minuten lang den Kopf über ihre Entscheidung, ehe sie aus dem Haus rannte.
    Sie traf Katherine auf dem Weg, und sie blickten einander wortlos an.
    In Katherines schicksalsergebene Traurigkeit schlich sich für einen kurzen Moment ein Lächeln, das in ihren Augen zu erkennen war, wenngleich es nicht ihre Lippen erreichte. »Geh ihm nur nach, wenn dies dein Wunsch ist, Kira«, sagte sie und nickte ihr ermutigend zu.
    Die junge Massai zögerte. Sie war sich sehr wohl bewusst, wie Katherine unter George Colls Tod litt, und wollte ihr keinen weiteren Kummer bereiten.
    »Und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, Liebes«, fuhr Katherine fort. »Es ist dein Leben. Du kannst entscheiden, ob du zu deinen Leuten zurückkehren oder hierbleiben willst.«
    Kira hatte es nicht vergessen. Seit Parsaloi ihr von ihrer Familie erzählt hatte, war nicht ein einziger Tag vergangen, an dem sie nicht über die Möglichkeit nachgedacht hatte. Zwei Dinge standen ihr im Weg: Da war zuerst ihre Sorge um Katherine. Und dann ihr Unvermögen, allein zu den Massai zurückzukehren. Sie fürchtete sich vor dem, was sie dort vorfinden könnte, und hatte Angst, nicht willkommen zu sein. Sie wollte, dass Parsaloi sie mit zurücknahm, getraute sich aber nicht, ihn zu fragen.
    Katherine ergriff ihre Hand und tätschelte sie. »Sprich wenigstens mit Parsaloi. Ich glaube, er braucht jemanden, mit dem er reden kann. Und wenn er dich bittet, mit ihm zu gehen … Nun, das ist eine Entscheidung, die nur du allein treffen kannst.«
    Kira gab ihr einen Kuss auf die Wange und rannte den Weg zur Straße hinauf. Aber als sie dort ankam und sich suchend umschaute, konnte sie niemanden entdecken.
    Ihr Herz klopfte so heftig in ihrer Brust, dass ihre Ohren zu pochen schienen. Sie biss sich auf die Lippe. In welche Richtung sollte sie gehen? Sie trat von einem Fuß auf den anderen und konnte sich nicht entscheiden.
    Plötzlich tauchte Parsaloi aus dem Busch auf und blieb am Rande der Straße stehen, wo er seinen Speer in den Boden rammte und
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