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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai
Autoren: Frank Coates
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durch einen Wald länger werdender Schatten auf den Weg zur Wallace-Farm abbog.
    Sein Mund war erfüllt von Bitterkeit und Bedauern. Er versuchte, den Geschmack auszuspucken, aber auf seinen trockenen Lippen bildete sich nichts.
    Katherines Farm war ihm ein willkommener Anblick, und er verspürte Erleichertung, es bis hierher geschafft zu haben.
    Aber die Farm war nicht sein Zuhause. Er fühlte sich getrennt von Massai-Land. Gefangen zwischen zwei Lagern. Und doch in keinem daheim.
     
    Kira rief von der aus Veranda nach Katherine.
    Als Katherine hinaustrat, sich die Hände an ihrer Schürze abwischend, erblickte sie Ole Sadera, der mit gesenktem Kopf, die Arme an den Seiten herabbaumelnd, auf die Farm zukam. »Hol Wasser«, wies sie Kira an, »und sag George Bescheid«, fügte sie hinzu.
    Sie hatten den Massai nicht mehr gesehen, seit er vor über einer Woche aus dem Haus gestürmt war. Sie war froh, dass George diese Zeit geschenkt worden war, um sich zu erholen. Hätte Ole Sadera seine Zustimmung zu der Klage gegeben, wäre Coll gewiss bemüht gewesen, sich sogleich um die Angelegenheit zu kümmern.
    In der letzten Woche hatte es Zeiten gegeben, in denen sie meinte, Georges Kraft zurückkehren zu sehen, und sie begann daran zu glauben, dass er wieder gesund werden würde. Sie verspürte ein so großes Glücksgefühl, ihn bei sich zu haben, dass ihr die Freudentränen in die Augen schossen. Sie putzte sich für ihn heraus, machte ihr Haar zurecht, kniff sich in die Wangen, um ihnen einen rosigen Schimmer zu verleihen, und lächelte viel.
    Aber dann gab es diese Momente, in denen sie gelähmt war von der Angst, dass er nicht wieder genesen würde, denn an seinen schlechten Tagen sah Coll grau aus, wurde von quälenden Hustenanfällen geplagt, und seine Taschentücher waren gesprenkelt mit hellrotem Blut.
    Coll trat auf die Veranda hinaus, als Ole Sadera das Gartentor erreicht hatte.
    »Parsaloi, was, in drei Teufels Namen, ist mit dir geschehen?«, fragte er ihn.
    »Nichts. Ich bin gekommen.«
    Katherine schob ihm einen Stuhl hin und forderte ihn auf, sich zu setzen.
    Der Massai lehnte sich dagegen, blieb aber stehen, während er von dem Wasser trank, das man ihm reichte. Erst dann ließ er sich auf ihr Zureden hin auf dem Stuhl nieder.
    »Wo kommst du denn her, mein Freund?«, fragte Coll.
    Vom Laikipia-Plateau, lautete die Antwort, und er wolle den Mann treffen, der laut Coll für die Massai sprechen konnte.
    »Du meinst den Anwalt? David Morrison?«
    »Ich will gegen das kämpfen, das die Regierung getan hat.«
    Coll wurde ganz aufgeregt. »Heißt das, dass du die Sache vor Gericht bringen willst?«
    »Ja. Es muss sein.«
    »Und du hast die Unterstützung der Massai? Der Ältesten?«
    Ole Sadera zögerte, fragte dann: »Wirst du mir dabei helfen, mit ihm zu reden?«
    »Gewiss. Er ist in Mombasa. Ich werde dich zu ihm bringen.«
    »Nein, George«, sagte Katherine. »Du kannst in deinem Zustand unmöglich nach Mombasa reisen.«
    »Aber das muss ich, Katherine. Parsaloi kann nicht allein reisen. Es wird schon gutgehen.«
    Als wolle sein Körper seine Worte Lügen strafen, begann Coll zu husten. Als der Anfall vorüber war, saß er schweißgebadet da und schnappte nach Luft.
    »George, ich weiß, was du zu tun versuchst, und ich finde es wirklich ganz großartig von dir, aber du kannst nicht nach Mombasa reisen. Das wäre eine Tollheit.«
    »Aber –«
    »Wenn es dir bessergeht und ich dich ein paar Tage allein lassen kann, dann werde ich für dich nach Mombasa reisen.«
    »Katherine, wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, die Umsiedelung aufzuhalten, müssen wir zunächst eine gerichtliche Verfügung erwirken, ehe die Sache an den Obersten Gerichtshof geht. Es wird nicht lange dauern, das Ganze in die Wege zu leiten, aber es muss umgehend geschehen.« Er ergriff Katherines Hand und drückte sie. »Das hier bedeutet mir so viel, mein Liebling.«
    Katherine wusste, dass sie verloren hatte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, sich in Schadensbegrenzung zu üben, und dafür zu sorgen, dass Georges Gesundheit geschont wurde. Sie erklärte sich bereit, den Anwalt in Mombasa aufzusuchen, aber Coll musste ihr versprechen, ein guter Patient zu sein und beim ersten Anzeichen einer Verschlimmerung sofort den Doktor rufen zu lassen. Und sie erteilte Kira und Ole Sadera strikte Anweisungen, dafür zu sorgen, dass sich Coll ausruhte und schonte.
    George gab ihr zum Dank
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