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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai
Autoren: Frank Coates
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in der Hand.
    »Laikipiak! Laikipiak!«
    Der Schrei sprang von einem Purko-Jungen zum nächsten, lief wie ein Grasfeuer über den Abhang, bis alle fünf aufgeregt schrien.
    Die Angst bohrte sich einer kalten Klinge gleich in Parsaloi Ole Saderas Herz. Er flitzte wie eine aufgeschreckte Gazelle auf den Fluss zu. Seine Peiniger sprangen jauchzend die Anhöhe hinunter und folgten ihm dicht auf den Fersen.
    Parsaloi rannte durch das dürftige Gestrüpp der Savanne in den dichteren Bewuchs des Flussufers. Dornbusch peitschte gegen seine Beine, und Kletterpflanzen griffen nach seinen Waden. Er stürzte und fiel kopfüber in einen Teppich aus schleimigen Pflanzen, die die jüngste Überflutung zugrunde gerichtet hatte. Er war sofort wieder auf den Beinen und rannte weiter, aber der schnellste seiner Verfolger hatte aufgeholt.
    Die Jungen rannten schweigend, um ihre Positionen nicht preiszugeben, aber Parsaloi konnte ihr Keuchen und das Stampfen ihrer Füße hören. Sie brachten das Blattwerk hinter ihm zum Pfeifen und Knacken. Er wusste, dass ihm nur wenige Augenblicke blieben, um ein Versteck zu finden, sonst würden sie wie ein Rudel Wildhunde über ihn herfallen.
    Die jüngsten Flutwasser der Regenzeit hatten Löcher in das steile Flussufer gespült, und seine einzige Chance bestand darin, rasch eins zu finden, um sich darin zu verstecken. Er konnte nur hoffen, dass er bei seiner Suche nicht über eines der riesigen Flusskrokodile stolperte.
    In seiner Verzweiflung ließ er sich in die erste Vertiefung fallen, die er fand, und kauerte sich zusammen, als auch schon der Schnellste seiner Verfolger über ihn hinwegrannte. Er wartete ab, bis alle Läufer die Stelle passiert hatten, und startete dann rasch einen Rückzug entlang des Flusses, um einen Unterschlupf zu finden, der mehr Sicherheit bot.
    Die einzige Vertiefung, die er entdeckte, war zu nahe am Wasser. Krokodile beäugten ihn vom entfernten Ufer. Doch dann hörte er, wie die Jungen zurückkehrten, und er kroch in die Höhle, die in Wahrheit viel kleiner war, als es den Anschein gehabt hatte. Er presste sein Gesäß fest gegen die hintere Wand, trotzdem war seine Nase nur eine Armlänge weit von der Öffnung entfernt, die sich wiederum nur wenige Schritte vom Wasser entfernt befand. Während er darauf lauschte, wie die Jungen das Ufer nach ihm absuchten, glitten zwei der großen Reptilien in das trübe Wasser und verschwanden außer Sichtweite.
    Die Purko-Jungen verließen langsam die Umgebung seines Verstecks, und die Krokodile wurden frecher, hoben nicht weit von ihm entfernt ihre Köpfe aus dem flachen Wasser und starrten ihn mit ihren kalten Topasaugen an.
    Parsaloi wusste, dass die Jungen nicht mehr lange ihre Pflichten vernachlässigen durften und sich schon bald wieder dem Hüten des Viehs widmen würden. Dann wäre der Moment für seine Flucht gekommen. Aber wenn er sich zu früh hinauswagte, würde man ihn fassen, würde er zu lange warten, drohten die Krokodile ihm den Weg abzuschneiden.
    Seine Beinmuskeln begannen, sich zu verkrampfen, aber endlich hörte er, wie die Jungen laute Drohungen ausstießen, die für seine Ohren bestimmt waren und die die Strafen auflisteten, die er erleiden würde, sollten sie das Laikipiak-Schwein noch einmal dabei erwischen, wie es ihr Weideland beschmutzte.
    Er wartete noch ein bisschen länger, um sicherzugehen, dass sie verschwunden waren, überprüfte das Wasser auf irgendwelche Zeichen von Krokodilen und kroch dann mit steifen, schmerzenden Gliedern aus dem Loch.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Flussoberfläche in Bewegung geriet und eine riesige Gestalt in einer schlammigen Welle auf ihn zuglitt. Das Krokodil schwang seinen mächtigen Kopf in Parsalois Richtung, und ein lautes, dumpfes Geräusch ertönte, als sein Maul nicht weit von seinen Beinen entfernt zuklappte. Er fiel nach hinten, rutschte auf seinem Hinterteil weg. Seine Füße schlitterten über das Flussufer, das durch den überraschenden Angriff des Krokodils mit Wasser überschwemmt war. Das Maul öffnete sich wieder, entblößte für einen kurzen Augenblick vorzügliche Zähne und die Zunge, ehe es sich mit einem weiteren dumpfen Schlag wieder schloss.
    Das steile Ufer verhinderte, dass Parsaloi weiter rückwärtsrutschen konnte, um sich in Sicherheit zu bringen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Krokodil den Rücken zuzukehren und das Ufer hochzuklettern, aber er hatte Angst, seine Augen von der Kreatur zu lösen. Doch als er sah, wie sich
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