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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai
Autoren: Frank Coates
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Menschen zu verabschieden –, doch dort war niemand.
    Der Swahili rief ihn erneut.
    Der Mann ging langsam auf den Prahm zu, schien sich mit seinen Füßen über den Sand und die Kiesel zu tasten. Als er das Boot endlich erreicht hatte, klemmte er sich seine Tasche unter den Arm und trat rasch an Bord, wo er einen Platz an der Reling einnahm wie ein verurteilter Mann auf der Anklagebank und zu den Fassaden der leeren Läden hinüberschaute, die dem Wasser zugewandt waren.
    Der Kahnführer schrie einigen Männen an Land Befehle zu, damit sie das Boot abstießen.
    Als es sich langsam der
Quartermaine
näherte, klammerte sich der rotgekleidete Mann mit einer Hand an die Reling und wandte sich dem Ozean zu. Die Wellen schlugen mit schäumender Wut gegen das Riff. Er schien in ihre Betrachtung versunken, öffnete dann aber seine Hand und starrte darauf, als sehe er dort etwas von großer Wichtigkeit.
    Der Kahnführer beugte sich fasziniert vor, um einen Blick auf das zu werfen, was die Aufmerksamkeit des Fremden derartig fesselte.
    Aber wie er bereits vermutet hatte, war es nichts von Bedeutung – lediglich zwei kleine Steine.

Anmerkung des Verfassers
    I n der Historie geht es darum, wer wem was antut.
Der letzte Massai
ist ein Roman, der auf historischen Ereignissen basiert, in dem aber die Figuren, die das
Wer
und das
Wem
repräsentieren, verschmelzen. Diese Entscheidung habe ich der Geschichte zuliebe getroffen, denn jeder Autor, der sich historischer Fakten annimmt, um sie zu einem Roman zu verarbeiten, steht vor dem Dilemma, diesen unterhaltsam zu gestalten. Das Dilemma für den Leser (insbesondere für den, der sich mit der Historie beschäftigt) besteht dagegen darin, zu wissen, wo Historie endet und Fiktion beginnt.
    Ungeachtet des Unrechts, das von den Weißen und ihren Repräsentanten begangen wurde, als sie das Land der Massai, das später Kenia werden sollte, in Besitz nahmen, gab es doch viele, die das Verhalten ihrer Landsleute empörte. Leser, die sich mit der Historie dieser Zeit beschäftigen, werden in den Figuren von George Coll und Norman Lewis Menschen wie Arthur Collyer, William McGregor Ross und Norman Leys erkennen, die nur einige wenige der zahlreichen unvoreingenommenen Menschen dieser Zeit waren, die sich gegen diese Ungerechtigkeiten ausgesprochen haben. Selbst die Hauptakteure der an den Machenschaften um das Massai-Land Beteiligten könnte man mangels an Beweisen freisprechen. Elspeth Huxley schrieb in
White Man’s Country:
»Männer wie Charles Eliot und Delamere machten sich für eine weiße Besiedlung und die Gründung einer neuen britischen Kolonie stark, weil sie darin ein Ideal sahen, von dem sie zutiefst überzeugt waren. Man tut ihnen womöglich Unrecht, wenn man sie dafür verurteilt, dass sie Überzeugungen vertraten, die durch spätere Ereignisse in Europa ins Wanken gerieten und vielleicht zerstört würden.«
    Die Figuren von Ole Sadera und Ole Mantira basieren auf dem wirklichen Leben der Massai-
Moran
Parsaloi Ole Gilisho und Nkapilil Ole Masikonde, zwei der vielen Massai, die energisch darum kämpften, ihr Land zu behalten.
    Damit bleibt nur noch die Kategorie des
Was
übrig, das heißt, die Fakten des Sachverhalts. Diese sind im Wesentlichen historisch korrekt. Die Massai wurden im Jahre 1904 in Reservate umgesiedelt und im Jahre 1911 erneut umgesiedelt – dieses Mal aus dem nördlichen Reservat –, was erhebliches Leid verursachte. Ihre Klage blieb aus den gegebenen Rechtsgründen erfolglos, und es wurden keine Rechtsmittel vor dem Kronrat eingelegt.
    Wie schon in meinem früheren Roman
Die Tränen der Massai
habe ich gewisse historische Persönlichkeiten der Massai verwendet und mir einige Freiheiten bei der Darstellung ihres Lebens erlaubt. Es lag nicht in meiner Absicht, lebenden oder toten Personen gegenüber in irgendeiner Weise respektlos zu erscheinen, noch beabsichtigt dieser Roman, der Reputation bedeutender Anführer der Massai zu schaden.
    Man mag wohl zu der Ansicht gelangen, dass die Massai gescheitert sind, aber ihr Kampf ist nicht verloren. Der Zorn der Massai ist bei vielen auch heute noch nicht erloschen. Ihre Landansprüche werden vielleicht erneut auf den Prüfstand gelangen, sollte Kenia, wie es derzeit berichtet wird, zustimmen, die Frage der Landreform einer Untersuchung zu unterziehen.

Danksagung
    O bgleich es sich bei diesem Buch um ein belletristisches Werk handelt, sind historische und kulturelle Fakten, die die Menschen und die Zeiten
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