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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote
Autoren: Michael Connelly
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daß Sie sich anders fühlen würden.«
    »Glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht, Doktor. Lassen Sie es mich erklären. Das Resultat meiner sogenannten Mission war, daß zwei Männer umgebracht wurden und ein Dritter von mir getötet wurde. Gelöst … einen Moment … gelöst habe ich … eins, zwei, drei Morde. Das ist gut. Aber ich habe nicht den Mord aufgeklärt, den ich aufklären wollte. Mit anderen Worten, ich habe mich im Kreis gedreht und dabei den Tod mehrerer Menschen verursacht. Was hatten Sie denn erwartet, wie ich mich heute bei unserer Sitzung fühlen würde?«
    »Haben Sie getrunken?«
    »Ein paar Bier während des Mittagessens. Es war ein langes Mittagessen, und ich bin der Ansicht, daß ich nach all dem mindestens zwei Bier nötig hatte. Ich bin jedoch nicht betrunken, falls Sie das wissen wollen. Und im Moment arbeite ich nicht. Also, was soll’s?«
    »Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, daß Sie weniger …«
    »Scheiß drauf. Wir befinden uns hier in der Realität. Haben Sie es nicht so ausgedrückt? Seitdem wir das letztemal gesprochen haben, habe ich einen Menschen umgebracht, Doc. Und Sie wollen, daß ich weniger trinke. Als ob das noch etwas bedeuten würde.«
    Bosch holte seine Zigaretten heraus und steckte sich eine an. Er ließ die Packung und sein Bic auf der Lehne liegen. Carmen Hinojos betrachtete ihn lange, bevor sie sprach.
    »Sie haben recht. Entschuldigung. Sprechen wir über das, von dem ich glaube, daß es der Kern Ihres Problems ist. Sie sagten, sie haben nicht den Mord aufgeklärt, den Sie aufklären wollten. Das ist natürlich die Ermordung Ihrer Mutter. Ich weiß nur, was in der Times gestanden hat. Daß Gordon Mittel der Mörder war. Wollen Sie jetzt sagen, Sie wüßten, daß das unbestreitbar falsch ist?«
    »Ja, das weiß ich in der Tat.«
    »Wie?«
    »Einfach. Fingerabdrücke. Ich bin heute zur Leichenhalle, habe mir Mittels Fingerabdrücke besorgt und sie dann mit denen auf dem Gürtel, der Mordwaffe, vergleichen lassen. Sie stimmen nicht überein. Er hat es nicht getan. Er war nicht dort. Bekommen Sie jedoch jetzt keinen falschen Eindruck. Wegen ihm habe ich keine Gewissensbisse. Er hat die Ermordung von Menschen angeordnet. Einfach so. In mindestens zwei Fällen. Und mich wollte er ebenfalls umbringen lassen. Also spucke ich auf sein Grab. Er hat seine verdiente Strafe bekommen. Aber ich werde Pounds und Conklin lange mit mir herumschleppen. Vielleicht für immer. So oder so werde ich dafür bezahlen. Es wäre leichter zu ertragen, wenn es einen Grund dafür geben würde. Irgendeinen Grund. Verstehen Sie, was ich meine? Aber es gibt keinen guten Grund dafür. Nicht mehr.«
    »Ich verstehe. Ich weiß nicht … wie wir vorgehen sollen. Wollen Sie über Ihre Gefühle in bezug auf Pounds und Conklin sprechen?«
    »Eigentlich nicht. Ich habe schon genug darüber nachgedacht. Sie waren beide keine Unschuldslämmer. Aber sie verdienten es nicht zu sterben. Besonders Pounds nicht. Gott … Ich kann nicht darüber sprechen. Ich kann nicht einmal darüber nachdenken.«
    »Wie werden Sie dann weitermachen?«
    »Ich weiß nicht. Wie ich schon sagte, ich werde dafür bezahlen.«
    »Was wird die Polizei unternehmen? Haben Sie irgendeine Ahnung?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist mir egal. Das liegt nicht mehr in der Entscheidungsgewalt der Polizei. Das wird jetzt weiter oben verhandelt. Aber ich muß mir meine Buße überlegen.«
    »Was meinen Sie damit? Sie machen mir angst.«
    »Keine Angst, ich gehe nicht zum Wandschrank. Ich bin nicht der Typ.«
    »Zum Wandschrank?«
    »Ich stecke mir keinen Revolver in den Mund.«
    »Ihren Worten entnehme ich, daß Sie die Verantwortung für den Tod der beiden Männer übernehmen. Sie stellen sich der Sache und flüchten nicht vor der Realität. Das ist ein Grundstein, auf dem man aufbauen kann. Was mir Sorgen macht, sind Ihre Bemerkungen über Buße. Sie müssen die Sache überwinden, Harry. Ganz egal, was Sie sich antun wollen, Sie machen sie nicht wieder lebendig. Sie müssen weiterleben.«
    Er sagte nichts. Auf einmal war er alle ihre Ratschläge leid. Er hatte es satt, wie sie sich in sein Leben einmischte.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir heute eher Schluß machen?« fragte er. »Ich fühle mich nicht besonders gut.«
    »Ich verstehe. Kein Problem. Aber ich möchte, daß Sie mir etwas versprechen. Versprechen Sie mir, keine Entscheidung zu treffen, bevor wir wieder miteinander gesprochen haben.«
    »Sprechen Sie von
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