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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1
Autoren: Isabell Alberti
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gesehen.«
    »Nola, Nola«, rief Rhodry. Seine kräftige Stimme war kaum mehr als ein zittriges Flüstern, das der Wind sofort davontrug.
    Sie gingen dorthin, wo Moira das Glitzern gesehen haben wollte. Die Werwölfin ging in die Hocke und tastete auf dem Boden umher. Sie kümmerte sich nicht um ihre Röcke, die im Matsch schleiften. Eugene war nach wie vor skeptisch. Es war stockdunkle Nacht, der Mond nicht mehr als eine schmale Sichel, da war es selbst für einen Werwolf schwierig, etwas zu erkennen. Er wollte gerade sagen, dass sie ihre Zeit verschwendeten, als Moira nach etwas griff.
    Sie barg es in der Hand und richtete sich auf. Ihr Rock war bis zum Knie nass, ihr Gebiss blitzte auf, und Eugene konnte sich ihr Grinsen vorstellen. »Es ist ein Ring.«
    Sie streckte eine schmutzige Hand aus, auf der Innenfläche lag ein schmaler, goldener Ring. Rhodry nahm ihn.
    »Das ist Nolas.«
    »Wie kannst du dir da sicher sein? Es ist ein Ring.« Eugene sah nichts als einen schmalen Goldreif, wie ihn hunderte junge Frauen trugen. Sogar Amelia hatte einen.
    »Ich habe ihn an ihrer Hand gesehen.« Er roch an dem Ring, schüttelte jedoch den Kopf. »Erkennst du mehr, Moira?«
    Die Werwölfin sah sich um, sog prüfend die Luft ein, griff sich eine Handvoll Schlamm, roch daran. »Der Regen hat alle Spuren fortgewaschen. Einzig rieche ich Pferde, ihr Geruch hängt schwach in der Luft und im Boden.«
    »Pferde mitten in einer solchen Nacht und an diesem verlassenen Ort? Kein Mensch verlässt nachts seine Behausung, wenn er nicht muss.«
    Moira schaltete sich wieder ein: »Es ist noch nicht lange her, oder die Pferde waren sehr aufgeregt oder beides.«
    »Werwölfe«, vermuteten Rhodry und Eugene gleichzeitig.
    »Was riechst du noch?«, beschwor der Earl die Wölfin.
    »Mehr nicht.« Moira schüttelte den Kopf, dass ihr unfrisiertes Haar flog.
    »Wenn das Nolas Ring ist und die Pferde mit ihrem Verschwinden zu tun haben, gibt es nur zwei Wege, die sie genommen haben können«, sinnierte Eugene. »Entweder durchs Dorf oder nach Norden.«
    »Ruft die anderen zusammen. Wir erfahren im Dorf, ob Reiter oder eine Kutsche durchgekommen sind. Sonst geht es nach Norden.« Rhodrys Stimme war wieder kräftiger. Die Verzweiflung wich von ihm, jetzt wo sie eine erste Spur hatten.
    Im Dorf weckten sie den Ältesten. Der Mann erschien mit Nachthemd und Nachtmütze angetan in der Tür. Mit einer Hand hielt er eine Laterne hoch, schaute die Besucher kurzsichtig an. »Wer kommt mitten in der Nacht?« Seine Stimme klang ungehalten.
    »Ich bin der Earl of Shavick. Ich suche eine junge Frau. Ist in der Nacht eine Kutsche oder eine Gruppe Reiter durch das Dorf gekommen? Haben Sie etwas gehört?«
    Seine Frau drängte sich hinter ihm heran, genauso gekleidet wie er. Sie war von ihrem Mann nur dadurch zu unterscheiden, dass unter ihrer Nachthaube lange Haare hervorschauten. »Der hat wie ein Toter geschlafen. Nachts hört er nie was. Als Sie eben geklopft haben, musste ich ihn erst wachrütteln.«
    »Haben Sie Pferde gehört oder etwas anders Ungewöhnliches in dieser Nacht?« Rhodry wurde ungeduldig. Am liebsten hätte er die Frau am Hals gepackt und geschüttelt.
    »Oh, Mylord, da war etwas. Jemand ist heute Nacht mit einer Kutsche durch den Ort gefahren. Die Räder haben auf den Steinen gerattert, es war zum Fürchten. Nachts und bei diesem Wetter so schnell zu fahren …« »Von wo sind sie gekommen?« Der Earl ballte die Hände zu Fäusten. Er spürte wieder dieses Prickeln im Hinterkopf, und daran war diese Alte Schuld, wenn sie nicht gleich … Er fletschte die Zähne.
    Eugene stieß ihn an. »Freund, wenn du ihr die Kehle herausreißt, erfahren wir gar nichts.«
    Er hatte recht, dennoch war der Gedanke verlockend.
    »Die Kutsche ist von da gekommen.« Sie zeigte in die Richtung, in die Shavick Castle lag. »Und sie sind in diese Richtung gefahren.«
    Rhodry war fort, bevor sie ausgeredet hatte. Eugenes und Moiras Heulen hatte unterdessen mehr als ein Dutzend Mitglieder des Schottlandrudels zusammengerufen. Sie verließen das Dorf auf dem Karrenweg, der nach Westen führte, fort von Shavick Castle. Moira übernahm mit Rhodry zusammen die Führung. Immer wieder versuchte sie, eine Spur zu finden, den Geruch der Pferde zu wittern, während der Rudelführer unbeirrt voranstürmte.
    Keiner von ihnen hörte noch, wie der Dorfälteste zu seiner Frau sagte: »Da ist etwas im Gange. Es schleichen viele Fremde hier herum in letzter Zeit. Ich werde Lord
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