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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1
Autoren: Isabell Alberti
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Fensterladen und fegte die Scherben hinter ihnen zusammen.
    Auf dem Pfad vom Dorf herauf schwankten Lichter heran: berittene Männer. Die Werwölfe rochen sie deutlich, Schweiß, Leder, der schwere Geruch der Pferde und die Angst der Männer. Sie verständigen sich mit einem Blick, umrundeten die Gruppe der Jäger lautlos, der eine rechts, der andere links. Drei weitere Mitglieder des Clans, ebenfalls in Wolfsgestalt, schlossen sich ihnen an. Amelias zierliche Gestalt entdeckten sie nicht unter den Menschen.
    »Da stimmt was nicht«, wisperte Eugene knurrend. »Ich rieche .«
    Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da waren sie über ihnen: fremde Werwölfe, mehr als drei Dutzend. Sie erkannten das Krakauer Rudel. Eine Falle. Eugene stieß ein Heulen aus, brüllte seine Wut und seinen Ärger hinaus. Ihm antwortete ein langgezogenes Knurren. Rhodry stürzte sich stumm in den Kampf. Eugene folgte. Das Schicksal der Jäger kümmerte ihn nicht weiter, es galt die nackte Existenz verteidigen.
    Die Krakauer waren deutlich in der Überzahl und immer noch fluteten mehr den Weg hinauf.
    »Bringt euch in Sicherheit!«, schrie Rhodry auf Gälisch in der Hoffnung, dass ihn die Feinde nicht verstanden.
    Eugene fand sich in einer Umklammerung mit einem der Krakauer Werwölfe, ein großes Männchen mit zottigem Haar, die Zähne nur zentimeterweit von seiner Nase entfernt. Beide bemühten sich, dem anderen an die Kehle zu gehen. Eugene hatte die Zähne gebleckt und sich in die Schulter des Feindes verbissen, als er Rhodrys Ruf vernahm. Drei weitere Gegner tauchten vor ihm auf.
    Er versuchte, die anderen Wölfe des Schottlandclans auszumachen und gleichzeitig seinen Gegner von sich abzuschütteln. Als er sich einen Moment Luft verschafft hatte, setzte er sich mit weiten Sprüngen ab. Aus den Augenwinkeln sah er die Wölfe des Schottlandclans das Gleiche tun, Rhodry entdeckte er nicht. Er wurde verfolgt, aber die Krakauer waren ihm in diesem Punkt unterlegen, sie kannten die Gegend nicht, und er schüttelte sie ab. Dann hörte er ihren verhassten Anführer etwas heulen.
    Seine Verfolger ließen von ihm ab. Im Schutz eines Hügels kauerte er sich nieder. Er war nicht außer Atem, die Aufregung ließ ihn keuchen. Vorsichtig schob er sich nach oben und schaute über die Kuppe. Die Krakauer wimmelten alle auf einem Fleck wie eine Horde Ameisen. Einige hatten wieder ihre menschliche Gestalt angenommen, oder sie hatten sich nie verwandelt. In dem ganzen Durcheinander war es schwer, einzelne Wölfe auszumachen. Eugene schaute sich vorsichtig um und witterte. Niemand war in seiner Nähe, der Regen fiel unvermindert heftig.
    Die Krakauer hoben etwas hoch. Voller Schrecken erkannte Eugene seinen Freund. Sein erster Impuls war aufzuspringen und sich auf den Feind zu stürzen, um den geliebten Menschen zu befreien. Er zitterte und nur mit großer Willensanstrengung gelang es ihm, weiter im Gras zu kauern. Rhodry hatte ihn nicht zu seinem Stellvertreter gemacht, damit er sich wie ein kopfloser Jungwolf benahm.
    Der knurrte und schnappte nach seinen Peinigern. Zu viert hielten sie ihn. Ein Fünfter warf ihm eine Schlinge über den Kopf, eine zweite über die Schnauze. Er zog beide zu. Rhodrys Bewegungen erlahmten. Sie hatten ihn überwältigt, die Bastarde. Ein langgezogenes Heulen der Qual konnte Eugene mit Mühe zurückhalten. Rhodry kämpfte noch, obwohl er nicht mehr tun konnte, als mit den Ohren zu zucken und mit dem Schwanz zu schlagen.
    Jemand schlug mit einer Peitsche auf ihn ein. Die Schnur leuchtete kurz silbern auf, gleich darauf entfuhr dem Gefangenen ein gequältes Knurren. Eugene roch verbranntes Fleisch und Fell bis zu seinem Versteck. Die Bastarde mussten Silbernägel in die Peitschenschnur eingearbeitet haben. Silber war das Einzige, was einem Werwolf zusetzte, ihn tötete. Bereits die leichteste Berührung verbrannte ihn.
    Was hatten sie vor? Wenn sie Rhodry töten wollten, warum holten sie nicht die Jäger, damit die den Rest erledigten? Die Fackeln auf dem Weg waren zum Stillstand gekommen, entfernten sich sogar von Shavick Castle. Was zur Hölle hatte das zu bedeuten?
    Eugene schob sich über die Kuppe, kroch wie eine Schlange den Hügel hinunter und duckte sich schließlich hinter einem Stein. Er musste sehen, was sie taten.
    Die Krakauer trugen Rhodry zur Ruine eines Brochs, einer vorzeitlichen Festungsanlage. Eugene schlich hinterher, er kam ihnen dabei näher. Sie mussten ihn riechen, aber sie kümmerten sich nicht um ihn.
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