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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1
Autoren: Isabell Alberti
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und sich in einen reißenden Wolf verwandeln. Doch genau das machte für sie beide den Reiz dieses Spiels aus — zu schauen, wie weit sie gehen konnten.
    »Halbschwester«, korrigierte er, fügte aber sogleich hinzu: »Als ob diese bürgerlichen Moralvorstellungen für uns gelten. Uns, die wir seit Zeitaltern frei durch diese Welt streifen.«
    »Recht hast du.« Antonia genoss mit zurückgeworfenem Kopf seine Küsse. Sie zog an ihrer Zigarette und drückte mit der freien Hand Derenskis Kopf ein wenig fester gegen ihren Hals.
    Er befreite sich aus ihrem Griff und sah auf. Seine scharfen Zähne glänzten im Schein des Feuers.
    »Gierige Katze! Nie kannst du genug bekommen.« Er gab ihr einen Klaps aufs Hinterteil.
    Ihre Hand flog zu ihrer Kehle. Die Haut war gerötet von seinen Bissen. »Hast du es getan?«, fragte sie atemlos und tastete hoffnungsvoll nach Blut aus einer Wunde.
    »Wo denkst du hin!« »Ich denke, du könntest mir einen Gefallen tun.« Antonia zog ein letztes Mal an der Zigarette und drückte sie in einem Aschenbecher aus, der auf dem Tischchen mit den Zeitungen stand.
    »Gefallen nennt sie es«, sagte Derenski amüsiert. »Andere bezahlen es mit dem Leben, und du nennst es Gefallen.«
    »Du hast mein Leben verändert vor vierhundert Jahren. Was willst du noch?« Antonia ließ wieder ihr dunkles, sinnliches Lachen hören und lehnte sich an Derenski.
    »Dass du von meiner Zeitung runtergehst, das will ich. Du verknickst sie.« Er schob seine Halbschwester von sich. »Ich werde dich nie verletzen. Du bist meine Seelenpartnerin für alle Ewigkeit. Wenn du spielen willst, such dir einen Menschen!«
    Derenski zeigte ein wölfisches Grinsen, und sie zog einen Schmollmund, stand aber von seinem Schoß auf.
    Sie waren Werwölfe. Wenn einer den anderen verletzte, erwachte die Bestie in ihnen, und sie würden sich beide in das Monster verwandeln, das stets dicht unter der Oberfläche lauerte. Nichts und niemand könnte sie dann aufhalten, kein Werwolfjäger und auch nicht die Tatsache, dass ihnen ihr Seelenpartner gegenüberstand, das einzige Wesen in der Unendlichkeit der Zeit, das einen Werwolf lieben und mit ihm leben konnte.
    »Ich suche mir ja Menschen, aber die meisten sind langweilig.« Antonia zog einen Sessel neben Derenskis und ließ sich hineinfallen. Sie schleuderte die fellbesetzen Pantoffeln fort und legte ihre Füße neben seine auf den Hocker. Ihre Fußnägel waren ebenso rot lackiert wie ihre Fingernägel. Maksym Derenski glättete »Le Monde« auf seinem Schoß und wandte sich wieder der Lektüre zu.
    Eine Weile war nur das Prasseln des Kaminfeuers und das gelegentliche Umblättern der Zeitung zu hören. Dann begann Antonia, mit ihren Füßen seine Pantoffeln abzustreifen. Nachdem es ihr gelungen war, fuhr sie mit den Zehen schlangengleich in sein Hosenbein.
    »Warum liest du all diese Zeitungen?«, maulte sie.
    »Damit ich weiß, was in der Welt vor sich geht.«
    »Schau Fernsehen.«
    »Ich mag diese neumodischen Apparate nicht.«
    Dieses Gespräch hatten sie schon oft geführt, und so klang es auch. Es langweilte Derenski, weshalb er sich nicht beim Lesen stören ließ.
    »Was erwartest du zu finden?«, fing sie wieder an.
    »Nichts.«
    »Ich weiß, warum du all diese Zeitungen liest.« Jetzt klang Antonia wie ein naseweises Mädchen — was einen reizenden Kontrast zu ihrer sinnlichen Aufmachung bildete. Die meisten Männer wären spätestens jetzt schwach geworden, aber Derenski kannte ihre Art seit Jahrhunderten und griff sich einfach die nächste Zeitung.
    Sie nahm sie ihm weg, zerknüllte sie und warf sie in den Kamin. »Das ist alles, wozu sie gut sind.« Dabei zog sie einen Schmollmund, der sie wieder zu einer Mischung zwischen Vamp und unschuldigem Mädchen machte.
    Derenski seufzte geziert und bemühte sich absichtlich, streng auszusehen. »Man sollte nicht denken, dass du mehr als dreihundert Jahre auf deinen Schultern hast.«
    »Fast vierhundert. Ich habe mich eben gut gehalten.«
    »Viel zu gut. Dir gehört der Hintern versohlt.« Er ließ seinen Worten Taten folgen, und sie begannen eine Rangelei auf dem Zebrafell vor dem Kamin.
    Antonia schälte sich flugs aus Morgenmantel und Nachthemd. Sie rekelte sich nackt vor Derenskis Blicken, fasste mit einer Hand nach seinem Hosenbund und ertastete dort eine beginnende Schwellung, die ihre Lust noch steigerte. »Machs mir wie die Menschen!«
    Er half ihr, seine Hose zu öffnen. »Genauso hastig und wild, nicht wie Seelenpartner und
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