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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1
Autoren: Isabell Alberti
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genauso wie ich.«
    Jetzt wurde sie melodramatisch, und das ernüchterte ihn. Das Prickeln in seinem Hinterkopf ließ nach, er lockerte die verkrampften Schultern, streckte die Finger.
    »Ich wünsche das nicht halb so sehr, wie du dir das ausmalst. Tatsächlich denke ich nie mit Begehren an dich.« Er gab seiner Stimme absichtlich einen harten Klang. »Du gehörst zur Dienstfamilie der Earls of Shavick, darin besteht deine Pflicht, und mehr wird zwischen uns nicht sein. Im nächsten Jahr wirst du mir den Bluteid leisten.«
    Vom Bett war ein erstickter Laut zu hören.
    Rhodry redete weiter: »Ich kann dich verstoßen und es wäre, als hätte es dich nie gegeben; dein Vater hätte seine Pflicht mir gegenüber nicht erfüllt. Er müsste in seinem Alter noch einmal heiraten und ein Kind zeugen. Das will ich ihm nicht zumuten, aber wenn es nicht anders geht … «
    »So weit muss es nicht kommen, Mylord.«
    Er hörte Amelia aufstehen und das Zimmer verlassen. Vor der Tür brach sie in Tränen aus. Er hörte sie durch das dicke Holz hindurch schluchzen.
    Beim Vollmond, was war in sie gefahren? Wie hatte sie hoffen können, er würde mit einem Mitglied seiner Dienstfamilie …? Dabei hatte sie es schlau angefangen, verhüllt wie eine Orientalin und mit dem Maiglöckchengestank. Er riss ein Fenster auf. Kühle Nachtluft strömte ins Zimmer, und Rhodry atmete erleichtert ein.
    Schlafen konnte er nicht mehr, unruhig streifte er durch die Flure der Burg. Von Amelia war nichts zu sehen und zu hören. Wenn sie Stillschweigen bewahrte, würde er es auch tun, um ihren Vater zu schonen.
    Vor Nolas Zimmertür blieb er stehen. Wann sah sie ein, dass es sinnlos war, gegen ihn zu kämpfen, und stimmte zu, als ersten Schritt endlich in die Räume der Hausherrin zu ziehen? Wenn sie heute Nacht zu ihm gekommen wäre …
    Wie von selbst griff seine Hand nach der Klinke und öffnete die Tür. Dahinter war alles ruhig — zu ruhig. Ihr Geruch hing schwach in der Luft — zu schwach. Mit einem Sprung durchmaß er den Raum, zog den Bettvorhang beiseite. Das Bett war zerwühlt, aber leer. Nola war nicht da.
    Von Sinnen schleuderte er die Bettdecke beiseite. Nola war fort. Seine Brust zog sich zusammen, schmerzte wie unter der Berührung von Silber. Er merkte nicht, dass Jane mit schreckgeweiteten Augen in der Tür zu ihrer Kammer aufgetaucht war, das Haar vom Schlaf zerrauft. Sie sah aus, als hätte sie einen Geist erblickt. Er reckte das Gesicht nach oben und stieß ein Heulen aus. Schauerlich hallte es von den Wänden wieder, suchte seinen Weg durch die Flure und Gänge der Burg.
    Eugene und Moira waren als Erste bei ihm, die Haare aufgelöst und Morgenmäntel über die Nachthemden gezogen. Eugene hatte seinen nicht geschlossen, Moiras war schief geknöpft. Sie hielten Jane auf, die vor dem Heulen flüchten wollte. Weitere Werwölfe versammelten sich im Flur vor dem Zimmer. Herein traute sich außer Eugene und Moira niemand. Rhodry heulte schauerlich. Eugene packte ihn an der Schulter.
    »Freund, beruhige dich. Was ist passiert?«
    Er erhielt keine Antwort. Moira stand neben Nolas Bett, inspizierte die Kissen, roch an der zerrissenen Decke.
    »Sie war hier, das kann ich mit Bestimmtheit sagen«, meinte sie.
    Eugene verstand sie nur mit Mühe. Er hielt immer noch Rhodry an den Schultern gepackt und schüttelte ihn. Es hatte einen Augenblick gegeben, da hatte er gedacht, Moira bei einem Angriff der Werwolfjäger verloren zu haben. Das war fast 100 Jahre her, der Gedanke daran schmerzte noch — er konnte nachfühlen, was sein Freund durchmachte.
    »Was noch?«
    Moira strich über die Laken, die Bettpfosten. Vor Konzentration hatte sie die Brauen zusammengezogen und die Nase gekräuselt. Sie ließ sich auf die Knie nieder, fühlte mit den Händen über den Teppich, roch an den Fasern. Rhodry verstummte. Zusammen mit Eugene und allen anderen beobachtete er die Werwölfin. Niemand hatte eine so gute Nase wie Moira.
    »Was riechst du?«, fragte er, als er das Warten nicht mehr aushielt. Seine Stimme zitterte hörbar.
    »Sie war hier und ist aus dem Zimmer gegangen.« Moira war auf Knien bis zur Tür gerutscht. Die anderen machten ihr Platz. »Mehr nicht. Draußen verliere ich ihre Spur, zu viele andere Gerüche.« Die Werwölfin richtete sich auf. Ihr Blick fiel auf Jane, die wie ein Häufchen Elend zwischen den anderen stand.
    »Mädchen, hast du was zu sagen?«
    »Nichts.« Janes Stimme zitterte. »Ich - ich habe geschlafen und zuvor Lady
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