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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1
Autoren: Isabell Alberti
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umzustimmen. Die anderen Rudelmitglieder sahen ebenso erschrocken aus, nur die Ältesten konnten sich an ein Todesurteil gegen einen der ihren erinnern.
    »Bring sie nach oben«, befahl Derenski seiner Seelenpartnerin.
    Der Broch verfügte insgesamt über drei intakte Räume. Sie lagen alle übereinander und Antonia brachte Nola in den Obersten. Vom Erdgeschoss in den ersten Stock hatte eine wackelige Leiter geführt. Die anderen waren ihnen zunächst gefolgt, dann im ersten Stock zurückgeblieben. Der Letzte zog die Leiter ein, ließ eine schwere Falltür polternd zufallen.
    Der Raum war nicht groß und mit neun Personen, von denen acht Werwölfe waren, eindeutig überfüllt.
    Antonia packte Nola an der Schulter und gab ihr einen Schubs. »Los, weiter!«
    Sie stolperte und wäre gefallen, wenn Brandon Hatherley sie nicht gehalten hätte. Sie befreite sich sofort aus seinem Griff, seine verräterischen Finger brannten schlimmer als Feuer. Vorbei war es mit seiner Freundlichkeit, und von Antonias lasziver Verführungskunst war auch nichts mehr zu spüren; dicht unter der menschlichen Hülle lauerte die Bestie, die einem mit einem Biss die Kehle herausreißen konnte. Sie hatte es in London direkt vor ihrer Haustür gesehen. Unwillkürlich griff sie sich an den Hals.
    Ob Rhodry auch so war, überlegte sie, als sie vor der Polin die Leiter hinaufkletterte. Konnte sie so jemanden lieben und mit ihm zusammenleben? Die Frage war müßig, denn sie würde ihn nie wiedersehen. Ihr langer Rock behinderte sie, und sie kam nur langsam voran. Antonia gab ihr von hinten einen Stoß. Sie stolperte die letzten Stufen hoch und in den Raum hinein. Sie schlug sich Knie und Unterarm an.
    »Hier bist du sicher. Es gibt nur einen Weg hinaus.« Antonia ließ den Blick durch den Raum schweifen und kletterte wieder nach unten.
    Nola schaute sich ebenfalls um.
    Der Raum oben war genauso groß wie der untere und wurde fast zur Gänze von einem Bett ausgefüllt. Laken und Decken waren schmuddelig grau. Er hatte vier Fenster — Schießscharten traf es besser, denn sie waren so schmal, dass sich nicht einmal ein Kind hindurchzwängen konnte. Sie ließen kaum Licht in den Raum, es kam nur durch die Bodenluke von unten. Sie setzte die Inspektion des Raumes fort, richtete den Blick zur Decke. Die bestand aus Holzbalken und sah solide aus. Eine Falltür führte auf das Dach. Vielleicht …
    Nola stellte sich aufs Bett und konnte den Riegel an der Tür mit den Fingern erreichen. Als sie daran zog, gab er ein hässliches Geräusch von sich. Erschrocken hielt sie inne. Hatten die Werwölfe es gehört? Von unten drang ein Lachen herauf, dann rief Derenski: »Versuchen Sie es nicht, Lady Eleonore. Sie landen bei Wind und Regen auf dem Dach, von dort gibt es nur einen Weg — den nach unten. Einen Sturz aus dieser Höhe überlebt ein Menschlein nicht.«
    »Wir können dich auch fesseln und aufs Dach legen«, setzte Antonia nach.
    Die Gefangene gab jeden Gedanken an Flucht vorerst auf und kauerte sich auf dem Bett zusammen. Die Matratze war klumpig und klamm. Sie wickelte den Umhang und die Bettdecke um sich und ignorierte deren strengen Geruch. Von unten drangen Stimmen herauf, sie redeten polnisch, hin und wieder hörte sie Rhodrys Namen.
    Der See bereitete Rhodry die größten Sorgen. Wenn Nola in der Dunkelheit vor Brandon und Ianthe aus der Burg geflohen und in das eiskalte Wasser geraten war? Binnen Minuten hätte die Kälte ihren Körper gelähmt, sie in die Tiefe gezogen. Sie hätten keine Chance, sie zu finden.
    Und warum Brandon Hatherley? Er hatte ihn als abenteuerlustigen Jungwolf in Erinnerung. Wenn Nola nicht vor ihm, sondern mit ihm geflohen war? Wenn sie ihn und Shavick Castle so hasste, dass sie lieber mit einem anderen davonlief …
    Er rannte mit Eugene und Moira durch die feuchtkalte Nacht. Die Werwölfin rief immer wieder Nolas Namen. Die anderen waren ebenfalls ausgeschwärmt, das ganze Rudel war unterwegs. Er hatte angeordnet, sofort durch einen Ruf benachrichtigt zu werden, wenn etwas gefunden wurde. Bisher war alles ruhig geblieben.
    »Da vorne glitzert was.« Moira war stehengeblieben.
    Die beiden Männchen spähten angestrengt in die Richtung, in die sie deutete.
    »Da ist nichts«, sagte Eugene mit zusammengekniffenen Augen. Er spähte angestrengt ins Dunkel, aber seine Werwolfsaugen erblickten nichts.
    »Ich habe es gesehen«, beharrte Moira. »Die Wolkendecke riss einen Moment auf und ihm Mondlicht habe ich es
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