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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1
Autoren: Isabell Alberti
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Eleonore zu Bett gebracht. Danach noch ihr Kleid ausgebürstet.«
    »Hast du etwas gehört?«
    »Nichts.«
    Rhodry ließ einen stahlharten Blick über die versammelten Rudelmitglieder schweifen, nicht wenige schauten weg.
    »In den großen Saal. Alle!«, befahl er mit kalter Stimme.
    Moira richtete sich vor ihm auf, die Stirn gerunzelt. Sie atmete keuchend, als wäre sie eine weite Strecke gerannt. »Ist das klug?«
    Der Rudelführer antwortete nicht, seine Augen sprühten Funken. Die anderen beeilten sich, seinem Befehl nachzukommen, als er auf die Tür zukam. Eugene blieb an seiner Seite, Moira ging hinter den beiden.
    Im Bankettsaal brannten keine Kerzen. Regen trommelte gegen die Fenster, ein Vorhang bewegte sich sacht in der Zugluft. Rhodry hatte die Zähne so fest zusammengepresst, dass man befürchten musste, sie würden dem Druck nicht standhalten. In ihm loderte Wut, gepaart mit Angst um Nola; seine Kopfhaut prickelte. Am Tischende drehte er sich abrupt um. Moira wäre beinahe in ihn hineingelaufen. Im letzten Moment konnte sie ausweichen und schlüpfte an Eugenes Seite. Die anderen blieben stehen, als wären sie gegen eine unsichtbare Wand geprallt.
    Moiras Frage war nicht unberechtigt gewesen, und wahrscheinlich war es nicht klug, was er vorhatte — nur konnte er nicht anders. Er holte tief Luft. Das Prickeln seiner Kopfhaut machte das Denken schwer.
    »Ich muss wissen, was geschehen ist. Nola sollte nie ohne Schutz sein. Shavick Castle ist nicht unbewacht, und doch ist sie verschwunden? Fehlt noch jemand?«
    Ein älterer Werwolf trat vor. Sein Name war Frank Moher. »Lady Ianthe ist nicht da.«
    Die Worte trafen Rhodry wie ein Dolch. Ianthe war zu ihm gekommen und hatte ihn vor den Krakauern gewarnt, und er war sicher gewesen, sie hatte ihm nicht alles erzählt. Jetzt war sie weg -wenn sie mit den Krakauern gemeinsame Sache machte…
    »Fehlt noch wer?«
    »Brandon Hatherley«, antwortete Frank. »Vielleicht sucht er Lady Eleonore in der Burg?«
    »Hat ihn und Lady Ianthe jemand heute Nacht gesehen?« Rhodry kam sich vor wie ein Inquisitor der Christen.
    Einige schüttelten die Köpfe, schließlich sagte einer aus den hinteren Reihen: »Nein.« Andere wiederholten seine Antwort.
    »Wir suchen sie«, meinte endlich einer und huschte aus dem Bankettsaal. Eine Handvoll Werwölfe folgten ihm.
    Sie würden Nola nicht in den Mauern von Shavick Castle finden, wusste Rhodry mit schmerzlicher Deutlichkeit. Und Ianthe auch nicht.
    »Wo waren alle?«, herrschte er Frank an, mäßigte sich dann. »Wie können drei Personen aus Shavick Castle verschwinden, ohne dass einer etwas sieht? Die Burg sollte bewacht werden, solange die Krakauer hier herumschleichen.«
    »Sie wird bewacht«, mischte sich Eugene ein. »Vier Werwölfe patrouillieren ständig über das Gelände. Sie können ihre Augen nicht überall haben, und wer ihre Posten kennt, kann an ihnen vorbeischlüpfen. Sie sollen darauf achten, wer sich Shavick Castle nähert, nicht wer die Burg verlässt. Brandon Hatherley hat sich nie was zuschulden kommen lassen und Lady Ianthe auch nicht.«
    »Dann ist es heute das erste Mal.« »Du kannst Werwölfe nicht zu Wachhunden degradieren.«
    »Ich habe die Verantwortung für das Rudel, Shavick Castle und alle seine Bewohner, und da kann ich verdammt noch mal alle Befehle geben, die notwendig sind!«, brüllte Rhodry.
    Die Werwölfe kamen von ihrer Suche zurück und stellten sich neben Frank Moher. »Wir haben sie nicht gefunden«, sagte einer.
    Schlimmer konnte sich ein Werwolf nicht fühlen, wenn ihm eine Silberkugel ins Herz geschossen wurde. Rhodry hätte sich am liebsten auf dem Boden zusammengerollt wie ein Welpe. Der Schmerz war zu groß. Er presste die Fingernägel in die Handballen, bis sie bluteten. Er durfte sich jetzt nicht verwandeln — wenn Werwölfe beteten, in diesem Moment hätte er es getan. Es war nicht Eugenes Verantwortung und nicht Ianthes oder Brandons, es war seine, er war der Rudelführer. Sie warteten auf seine Entscheidung, und sein Kopf war leer.
    »Sucht sie«, sagte er schließlich, »außerhalb der Burg und in jedem Winkel, wo sie sich verbergen könnte. Keiner kehrt ins Schloss zurück, bevor sie nicht gefunden wurde. Wenn ihr auf Brandon Hatherley oder Lady Ianthe stoßt, das Silber soll sie holen.«
    Das war die Erlaubnis, die Werwölfe zu töten. Eugene sog scharf die Luft ein. Ging Rhodry da zu weit? Ein Blick in das Gesicht seines Freundes sagte ihm, es gab keine Chance, ihn
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