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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer
Autoren: Lynn Raven
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schwarz flammendes Ashentai, das ihr entgegenschnaubte - Ired. Der grauhaarige Krieger half ihr in den Sattel, hinter sich hörte sie Raulen etwas sagen, das wie »Ihr habt da etwas, das nicht Euch gehört, Nivard! « klang, doch als sie sich umdrehte, kam er schon wieder aus Ahmeers Richtung auf sie zu. Gerade zog er die Hand aus der Gürteltasche. Hilflos schaute sie zu Niégra. Ein paar Gesegnete der Göttin waren von der Anwesenheit der Krieger vor das Tor der Halle gelockt worden. Nun drängten sie sich um die alte Frau und sahen Lijanas ebenso entsetzt an, wie die anderen Nivard es bereits taten. Um sie herum schwangen sich die Kjer auf ihre- Pferde, nahmen sie in die Mitte und verließen mit ihr Anschara, begleitet von einem Trupp Reiter, auf deren Schilden der Seedrache Astrachars prangte. Als sie die Stadttore passiert hatten, drehte Lijanas sich im Sattel um. Ihr Herz war schwer.
    Nachdem Ahmeer nun wusste, dass sie eine Edari und eine Seelenhexe war, konnte sie nie mehr nach Hause zurück!
    Schweigend nahmen die Kjer-Krieger die Anwesenheit ihrer Eskorte hin und ritten die Straße hinunter nach Norden, nur um nach einiger Zeit in einen schmalen Fahrweg abzubiegen, der durch ein kleines Waldstück führte. Schließlich öffneten sich die Bäume zu einer Senke, in der sie ihr Lager errichtet hatten. Die Nivard blieben an ihrem Rand zurück, wo bereits ein zweiter Trupp ihrer Kameraden wartete und unruhig verfolgte, was zwischen den Zelten der Kjer vor sich ging.
    Lijanas ritt mit den anderen weiter, bis auf den Platz in der Mitte des Lagers, wo ein schweigender Kreis aus Kriegern um einen Scheiterhaufen herum die Totenwache hielt. Ohne darauf zu warten, dass ihr jemand half, glitt sie aus dem Sattel und ging hinüber. Niemand hielt sie auf, als sie den Ring aus Kjer passierte und an den Holzstoß trat, auf dem die Mumie des Toten lag. Die Hand, die sie auf das ölgetränkte Leinen legte, zitterte.
    Unerklärlicherweise war Mordan ihr größer erschienen, als er noch lebte.
    Sie ließ den Blick über die Krieger gleiten, die sie umstanden. Keinen von ihnen kannte sie. Einen Herzschlag lang fragte sie sich, warum nicht Brachan, Raulen und die anderen aus der Leibgarde ihrem Heerführer die letzten Ehren erwiesen, dann berührte ein Kjer sie am Arm und leitete sie ehrerbietig aus dem Kreis heraus. Wie bei Corfars Bestattung stellten sich vier Krieger auf jeder Seite des Scheiterhaufens auf, jeder sagte einige Worte und legte eine Münze auf die Mumie - dann wurden die Fackeln in das Holz gestoßen, das sofort hell brannte. Schweigen senkte sich über den Platz, nur durchbrochen vom Knistern der Flammen und Krachen der Scheite.
    Nach einem Augenblick spürte sie wieder eine Hand am Arm. Brachan stand neben ihr. » Kommt! « Mehr sagte er nicht. Dann führte er sie zu einem mächtigen Zelt, das am Rand des Platzes stand - und um das die Männer aus Mordans Leibwache herumschlichen wie hungrige Seelenfresser. Verwirrt blickte sie Brachan an, doch der schob sie einfach durch den Eingang. Das Innere wurde von Feuerbecken erhellt, Teppiche und Felle bedeckten weich den Boden und der leise Duft von Blumen erfüllte das prächtig ausgestattete Rund. Der grauhaarige Krieger führte sie hindurch, bis zu einem Vorhang aus fein gewebter Wolle, vor dem er stehen blieb und sich vernehmlich räusperte. Einen Moment später erklang das leise Rascheln eines Gewandes, dann trat eine Frau hindurch und Lijanas stand der Herrscherin der Kjer gegenüber. Ein Zögern, ein kurzer Blick in den Teil des Zeltes, der hinter dem Vorhang verborgen war, und Königin Naísee schritt auf sie zu. In nichts ähnelte sie mehr der besinnungslosen Frau, die an der Steinsäule gehangen hatte. Ihre sturmdunklen Augen gingen zu Brachan, der schweigend nickte. Ein warmes Lächeln glitt über ihre Lippen, während sie Lijanas Hände ergriff und sacht drückte. »Willkommen, Kind! Ich freue mich, Euch kennenzulernen - und nicht nur, weil Ihr verhindert habt, dass mein Volk wieder zu Sklaven eines Dämonengottes wurde. - Danke, Brachan, es ist gut! Kommt! Aber seid leise, er schläft! «
    Unsicher sah Lijanas sie an, blickte kurz in die Richtung, aus der sie das Prasseln der Flammen zu hören glaubte, die den Scheiterhaufen verzehrten - dann trat sie langsam an der Kjer vorbei, die den Vorhang für sie beiseitehielt. Auch der hintere Teil des Zeltes wurde von Feuerbecken erhellt. Für die Dauer eines Atemzugs stockte ihr Schritt, dann eilte sie zu
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