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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer
Autoren: Lynn Raven
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ein Stück zurückgezogen.
    Mit einer verächtlichen Bewegung wischte er ihre Antwort beiseite. »ja, natürlich. Und ich sagte, Ihr seid ebenso verrückt, wie man sagt. «
    Noch immer rührte sie sich nicht. »Ich bin so wenig verrückt wie ihr, Rusan, und ich frage Euch noch einmal: Wollt Ihr es zulassen, dass der Mann, der der Sohn Eures Bruders K6dar ist, am Kreuz stirbt und der Pöbel seine Leiche schändet?«
    »Mein Bruder hatte keinen Sohn! - Und schon gar nicht mit einer Kjer«, spuckte er.
    » Ihr irrt Euch! « Bebte ihre Stimme?
    Hart lachte er. » Beweist es! «
    Ganz leicht neigte sie den Kopf, während sie etwas unter dem Kragen ihres Gewandes hervorzog und einen Schritt auf ihn zutrat. »Ich denke, Ihr werdet Euch hieran erinnern, Rusan.«
    Sein Lachen erstarb, als er erkannte, was sie ihm entgegenhielt. In einem halben Ring aus Gold blitzte ein flacher Saphir. Einen schier endlosen Augenblick konnte er die Augen nicht von dem Amulett in ihrer Hand losreißen - das Amulett, dessen andere Hälfte er selbst trug -, dann sah er wütend auf. »Woher habt Ihr das?«
    »Euer Bruder gab es mir für seinen Sohn, an dem Tag, als er Turas verließ, um nach Anschara zurückzukehren. Er wollte ... «
    »Ihr lügt!« Eine barsche Geste schnitt ihr das Wort ab. »Dass Ihr K6dars Hälfte des Amuletts besitzt, beweist gar nichts! Mein Bruder wurde auf Euren Befehl hin ermordet. Einer seiner Mörder wird es Euch gebracht haben - als Beweis für seine Tat. Wenn Ihr keine anderen Beweise habt, Weib ... «
    »Euer Bruder hatte ein Mal, dort, wo der Arm in die Schulter übergeht.
    Es hatte die Farbe von rotem Wein. Ihr habt das gleiche Mal, so wie Euer Vater, dessen Vater und dessen Vater vor ihm, bis hin zum Ahnherrn Eures Geschlechts. Kédars Sohn hat es auch. «
    »Woher ...?« Er unterbrach sich selbst, schüttelte den Kopf. » Ihr lügt! «
    »Schickt einen Eurer Männer, damit er sich davon überzeugt, dass ich die Wahrheit spreche - oder geht selbst! Aber tut es rasch! «
    Die Art, wie sie seinen Blick diesmal zurückgab, sandte ein Frösteln zwischen Rusans Schultern hinab. »Woher wisst Ihr von dem Mal?« Er sank auf seine Kissen zurück.
    »Euer Bruder erzählte mir davon und ich sah es mehr als einmal mit eigenen Augen. Und was Eures Bruders Sohn angeht ... Ich hielt ihn im Arm, als er seinen ersten Schrei tat. Wie sollte ich das Mal nicht kennen, das ihn als seines Vaters Sohn zeichnete und das ihm und mir zum Verhängnis wurde. - Ich bitte Euch, Rusan, was auch immer Ihr tun wollt, tut es rasch! Denn während wir hier reden, stirbt mein Sohn vielleicht an Eurem Kreuz.«
    »Euer ... « Einen Moment blickte er sie fassungslos an, dann begann er erneut zu lachen. »Einen Augenblick hätte ich Euch fast geglaubt, Weib. - Ihr seid tatsächlich verrückt. - Ihr habt keinen Sohn! Ihr habt Euer eigenes Kind gleich nach seiner Geburt ermordet. Ihr wollt Euren Heerführer zurück, das ist alles! Deshalb erzählt Ihr mir diese Mär. «
    » Ich lüge nicht! Dass ich mein Kind umgebracht haben soll, war eine Lüge - erfunden von meinem Gemahl Haffren.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Glaubt mir, Rusan! Mein Sohn lebt - und sein Leben liegt in Euren Händen. Wenn Ihr mir nicht glaubt, so bitte ich Euch um Eures Bruders willen: Schickt einen Eurer Krieger und lasst prüfen, ob der Mann, den Ihr habt ans Kreuz hängen lassen, das Mal trägt, mit dem in Eurem Geschlecht jedes männliche Kind geboren wird, das in der väterlichen Linie direkt von Eurem Ahn Iskadár abstammt.«
    Wieder sah er sie prüfend an, dann nickte er einem der Offiziere aus seiner Leibgarde zu. »Tu, was sie sagt! - Und beeil dich! « Er konnte es sich nicht erklären, aber plötzlich war da ein seltsames Gefühl in seiner Brust.
    Der Mann verneigte sich und verließ rasch den Saal.
    Schweigen breitete sich aus, erdrückend und unbarmherzig, nur durchbrochen von dem leisen Tuscheln der Adligen und dem Rascheln ihrer Roben. Die Kjer-Krieger warteten völlig regungslos. Rusan musterte die Herrscherin der Kjer eingehend. Nur ihre Hände, die mit dem lang herabhängenden Ende ihres Gürtels spielten, kündeten davon, wie es in ihrem Inneren aussah. Augenblicke schienen zu Ewigkeiten zu werden - bis er die Stille nicht mehr ertrug.
    »Wenn er tatsächlich der Sohn meines Bruders und der Eure ist, warum hat er dann nichts davon gesagt, als er vor mir stand?«, fragte er in das Schweigen hinein.
    »Weil er nichts von seiner wahren Herkunft weiß. « Ihre
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