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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman
Autoren: Charlotte Thomas
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Publikum. »Sie ist nicht einfach bloß dick, sondern schwanger! Ein Blinder sieht das!«
    Die Unruhe löste sich in allgemeinem Gelächter auf.
    »Wer hat das gesagt?« Rodolfo marschierte zum Rand der Bühne und suchte in der Menge nach dem Zwischenrufer, doch der hatte schon den Kopf eingezogen. Rodolfo grinste auf die Zuschauer herab. »Nun, sagt mir eines, ihr guten Leute: Sehe ich aus, als sei ich blind?«
    »Nein!«, schrie das Publikum wie aus einem Mund. Überall brach Lachen aus, als er sich wieder zu Franceschina umwandte.»Da hast du es. Ich bin nicht blind, und ich sehe es selbst. Weil ich es längst weiß. Denn entgegen deiner Behauptung bin ich nicht dumm.« Und dann eilte er zu Franceschina und drängte sie auf einen Schemel, damit sie sich setzen und er sie küssen konnte.
    Die Zuschauer johlten und trampelten, und der Applaus dauerte an, als Rodolfo und Franceschina mit hochroten Köpfen abgingen und im Requisitenraum verschwanden.
    Cipriano sprang auf die Bühne und stimmte ein Lied auf der Laute an, um die Pause zu überbrücken. Sein Spiel war exquisit wie immer, desgleichen sein Gesang. Von irgendwoher war Iseppos Seufzen zu hören.
    Dann wurde es Zeit für Flavios und Rosalindas letzten Auftritt, gemeinsam mit Pedrolino, Flavios Diener. Bernardo, Caterina und Elena betraten die Bühne, während Cipriano sich in den Requisitenraum begab, um sich für den letzten Auftritt als Leandro zu kostümieren – die Schlussszene mit Elena. Obwohl Bernardo sich in der vergangenen Woche in jeder nur denkbaren Weise mustergültig aufgeführt hatte, mochte sie sich nicht von ihm küssen lassen, sodass hier nach wie vor Cipriano einzuspringen hatte.
    Ich wollte ihm folgen, blieb dann aber bei der Tür stehen, als ich hörte, wie Iseppo drinnen weinte.
    »Was ist?«, fragte Cipriano bestürzt.
    »Ich bin traurig«, schluchzte Iseppo.
    »Warum?«
    »Das fragst du wirklich?«
    »Ja. Natürlich frage ich dich. Es macht mich traurig, wenn du traurig bist.«
    Iseppos ungläubiges Schweigen war fast mit Händen zu greifen.
    »Also, warum weinst du?«, wiederholte Cipriano.
    »Weil ich es nicht ertrage, wenn du nicht mehr da bist!« Erneutes Schluchzen.
    »Iseppo, kannst du dir vorstellen, dass es mir ebenfalls schrecklich schwerfällt, von hier wegzugehen? Und dass es mir jetzt noch viel schwerer fällt, da ich weiß, dass du deswegen traurig bist?«
    »Das sagst du nur so! Es ist dein allergrößter Wunsch, in Frauenkleidern zu spielen! In London kannst du das täglich tun! Es ist sogar vorgeschrieben !«
    »Das ist mir egal. Dort kenne ich doch niemanden. Ich gehe nicht fort, wenn du es nicht willst. Sieh mich an. Sieh mir in die Augen!«
    Schweigen. Dann ein leises Oh! von Iseppo, gefolgt von weiterem, diesmal anhaltendem Schweigen.
    Die beiden fuhren auseinander, als ich den Raum betrat. Iseppo verschwand sofort in den chaotischen Tiefen zwischen den Kostümständern und gab vor, dort etwas zu suchen, während ich Cipriano mein Anliegen vortrug. Erheitert hörte er es sich an und gab mir einige nützliche Hinweise, die ich mir im Geiste immer wieder vorsagte, bevor ich kurz darauf wieder zurück in den Saal ging.
    Nur mit halber Aufmerksamkeit verfolgte ich die Szene auf der Bühne. Der tot geglaubte Flavio war zur Überraschung seines Dieners von der Reise zurückgekehrt. Pedrolino bürstete seinem Herrn unter allerlei Lazzi den Staub vom Wams und bestürmte ihn zugleich mit ungezählten Fragen, während dieser vergeblich versuchte, sich der Fürsorglichkeit seines Dieners zu entziehen, weil er schnellstmöglich erfahren wollte, ob Pantalone in der Zwischenzeit etwa seine Ankündigung wahrgemacht und seine Nichte Rosalinda vermählt habe.
    Die Zuschauer lachten herzlich über die Szene, Elena war als Pedrolino wunderbar komisch, und Bernardos Verrenkungen, ihrer Staubbürste zu entkommen, waren köstlich.
    Die einsame Rosalinda saß derweil im Hintergrund in ihrer Kammer und weinte bitterlich, weil sie ihre Einsamkeit nicht ertragen konnte. Endlich verlor Flavio die Geduld und versohlteseinem aufdringlichen Diener unter lauten Beifallsrufen aus dem Publikum den Hintern. Anschließend fragte er ihn, ob Rosalinda nun unter der Haube sei oder nicht, worauf Pedrolino schnippisch erklärte, das solle Flavio gefälligst selbst herausfinden.
    Während Pedrolino beleidigt abging, trat Rosalinda ins Freie und sah Flavio dort stehen. Zuerst glaubte sie, es handle sich um Leandro und stellte ihm entsprechende Fragen –
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