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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman
Autoren: Charlotte Thomas
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deutete auf den Klumpen. »Wenn ich es recht bedenke, sollte ich es ihm am Stück verkaufen.« Sie blickte zu mir auf. »Was meinst du, kann ich dafür das Doppelte verlangen?«

    Der Knall hatte oben alle aufgescheucht, aber Caterina konnte die Situation retten. Rosalinda hatte gerade auf der Bühne mit Pantalone über seine Auswahl der Freier gestritten, als die Explosion das Haus erzittern ließ. Rasch war sie ans Fenster geeilt, hatte hinausgeblickt, sich wieder zum Publikum umgewandt und in allen Einzelheiten das furchtbare Gewitter beschrieben, das draußen tobte. Gewiss sei es ein Zeichen des Himmels, gesandt an Pantalone, auf dass er davon Abstand nehme, sie mit einem ungeliebten Mann zu vermählen.
    »Sie war unglaublich!«, wisperte Iseppo, der zu mir geeilt kam, als ich wieder an meiner Säule Posten bezog. »Ich hätte es fast verpatzt, aber dann ging ich darauf ein. Ich glaube, ich habe es ganz gut hingekriegt. Und das Verrückte ist – einige Zuschauer dachten wirklich, dass es draußen gewittert.« Er schüttelte den Kopf. »In der Nachbarschaft muss ein Pulverfass in die Luft geflogen sein. Manche Leute sind so leichtsinnig! Wo warst du eigentlich die ganze Zeit? Ich habe dich gar nicht mehr gesehen.«
    »Es war der Ofen.«
    »Es war … was ?« Verschreckt sah er mich an, und dann ging sein Blick zum Portikus, wo Giovanni stand. Gemeinsam mit Celsi, dem Notar und dem Prior – Letzterer hatte wider Erwarten entschieden, sich ebenfalls in die Lasterhöhle zu wagen.
    »Der Himmel sei uns gnädig!«, stieß Iseppo hervor. »Sie sind gekommen! Alle! Ich wusste es! Ich hatte letzte Nacht einen prophetischen Traum!«
    »Glaub mir, es ist alles in Ordnung«, sagte ich. »Ich erkläre es dir später. Aber jetzt lass mich bitte mein Stück zu Ende ansehen.«

    Die Incomparabili hätten ihre Sache nicht besser machen können, sie waren allesamt grandios. Herausragend. Phantastisch. Und das wirklich Unfassbare an alledem war: Sie spielten mein Stück! Meine Geschichte! Die ich ersonnen hatte!
    Andächtig lauschend stand ich bei der Säule, genoss Dialoge und Monologe, Lazzi, Gesang, tänzerische Einlagen – auch hier übertrafen die Darsteller sich selbst, es klappte weit besser als bei den Proben! Mein anfängliches Bangen legte sich mit jeder Minute.
    Der dritte Akt kam, und mit ihm die Auflösung aller Konflikte. Ich spürte, wie die Zuschauer mitgingen, fast war die Menge wie ein einziges Wesen, sie lachten und schrien und staunten jeweils alle zugleich, bis sie schließlich sogar alle im selben Rhythmus zu atmen schienen.
    Der Capitano und Colombina betraten die Bühne, für beide ging es ans Abschiednehmen. Der Capitano hatte seinen Plan, Rosalinda zu freien, fallen gelassen, denn inzwischen wusste er, dass sie Flavio liebte. Bevor er in seine Heimat zurückreiste, wollte er auf Wiedersehen sagen.
    Colombina reagierte mürrisch, als er in seinem schneidigen Militärjargon seinen Aufbruch ankündigte, doch als er sich abwandte, schluchzte sie laut in ihre Schürze. Er wandte sich wieder zu ihr um und fragte, warum sie weine, und sie antwortete, er sei so dumm, dass es jedem die Tränen in die Augen treiben müsse.
    Die Leute lachten wie erwartet, doch dann merkte ich, dass in den vorderen Reihen einige Zuschauer innehielten, und gleich darauf sah ich auch den Grund. Franceschina tat nichteinfach nur so, als weine sie, sondern ihr Gesicht war tatsächlich tränenüberströmt. Rodolfo bemerkte es ebenfalls und erstarrte.
    »Man sagte mir, dass du erst einmal in deinem Leben weintest«, sagte er, gänzlich den in den Proben geübten Text außer Acht lassend. »Wann war das?«
    »Als mein erster Gatte starb«, schluchzte Franceschina.
    »Ist nun wieder jemand gestorben?«
    »Nein, aber jemand will für immer fortgehen und mich verlassen.«
    »Meinst du mich?«
    »Ja, du dummer Zwerg!«, schrie sie.
    Wieder lachten die Leute, doch diesmal nur vereinzelt. Die meisten reckten die Köpfe, gespannt, was als Nächstes käme.
    »Ich werde für immer bei dir bleiben, wenn du einen Zwerg lieben kannst.«
    »Aber ich liebe dich doch!«, schrie sie.
    Rodolfo prallte kaum merklich zurück, dann breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. »In dem Falle sollte ich bleiben«, schlug er vor.
    »Es geht nicht!«
    »Warum, zum Teufel, sagst du das, obwohl du mich liebst?«, rief er verärgert.
    Sie schwieg, und die Zuschauer wurden unruhig.
    »Weil sie ein Kind von einem anderen kriegt!«, brüllte jemand aus dem
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