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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger
Autoren: Jeffery Deaver
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nicht.
    »He!«
    Und im nächsten Moment raste er an der Ausfahrt zur Queensboro Bridge vorbei.
    »Scheiße«, schrie John. »Wo fahren Sie denn hin? Nach Harlem. Ich wette, er bringt uns nach Harlem.«
    T. J. blickte aus dem Fenster. Ein anderer Wagen fuhr neben ihnen her, zog langsam vorbei. Sie trommelte an die Scheibe.
    »Hilfe!« schrie sie. »Bitte ...«
    Der andere Fahrer warf ihr einen Blick zu, dann noch einen, und runzelte die Stirn. Er fuhr langsamer und reihte sich hinter ihnen ein, doch das Taxi scherte jäh aus, nahm schlitternd eine Ausfahrt nach Queens, bog in eine Gasse ab und raste durch eine menschenleere Lagerhausgegend. Sie mußten um die hundert Stundenkilometer fahren.
    »Was machen Sie da?«
    T. J. hämmerte an die Trennscheibe. »Fahren Sie langsamer. Wohin-?«
    »O Gott, nein«, murmelte John. »Schau.«
    Der Fahrer hatte eine Skimaske übergezogen.
    »Was wollen Sie?« rief T. J.
    »Geld? Wir geben Ihnen Geld.«
    Noch immer kein Ton von vorne.
    T. J. riß ihre Targus-Tasche auf und zog ihren schwarzen Laptop heraus. Sie holte aus und knallte die Kante des Computers gegen die Trennscheibe. Das Glas hielt, doch der Schlag hatte den Fahrer anscheinend zu Tode erschreckt. Der Wagen brach aus und hätte beinahe die Ziegelwand des Hauses gestreift, an dem sie gerade vorüberrasten.
    »Geld! Wieviel? Ich kann Ihnen jede Menge Geld geben!« John geiferte geradezu, und die Tränen liefen ihm über die dicken Backen.
    Wieder rammte T. J. ihren Laptop mit aller Kraft gegen das Fenster. Der Bildschirm flog weg, doch die Trennscheibe blieb ganz.
    Sie versuchte es noch mal, und diesmal zerbrach das Computergehäuse und rutschte ihr aus der Hand.
    »O Mist...«
    Sie wurden beide heftig nach vorn geschleudert, als das Taxi in einer schmuddeligen, unbeleuchteten Sackgasse scharf abbremste.
    Der Fahrer stieg aus. Er hatte eine kleine Pistole in der Hand.
    »Nein, bitte«, flehte sie.
    Er ging zur Hintertür, beugte sich hinab und schaute durch das schlierige Glas. Er stand eine ganze Weile so da, während sie und John sich in die andere Ecke drängten und die schweißnassen Leiber aneinanderdrückten.
    Der Fahrer schirmte die Augen mit der Hand ab und schaute sie sich genau an.
    Plötzlich ertönte ein lautes Krachen, und T. J. fuhr zusammen. John schrie kurz auf.
    In der Ferne, hinter dem Fahrer, zuckten rot-blaue Feuerzungen über den Himmel. Dann weiteres Geknatter und Geheul. Er drehte sich um und blickte auf, als eine riesige orangerote Spinne ihre Beine über der Stadt ausstreckte.
    Ein Feuerwerk. T. J. fiel ein, daß sie in der Times etwas darüber gelesen hatte. Ein Geschenk des Bürgermeisters und des UN-Generalsekretärs, mit dem sie die Konferenzteilnehmer in der großartigsten Stadt der Welt empfingen.
    Der Fahrer wandte sich wieder dem Taxi zu. Mit einem lauten Schnappen entriegelte er das Schloß und öffnete langsam die Tür.
    Ein anonymer Anruf. Wie üblich.
    Folglich konnte man nicht nachhaken und feststellen, welches unbebaute Grundstück der Anrufer meinte. »Siebenunddreißigste, Nähe Eleventh Avenue, hat er gesagt. Das ist alles«, hatte die Zentrale über Funk durchgegeben.
    Anonyme Anrufer waren, was genaue Ortsbeschreibungen anging, bekanntlich nicht die Zuverlässigsten.
    Amelia Sachs, die jetzt schon schwitzte, obwohl es erst neun Uhr morgens war, kämpfte sich durch das hohe Gras. Sie ging in Schlangenlinie, schritt den Suchabschnitt ab - so nannte man das bei der Polizei. Nichts. Sie beugte sich zu dem Funkmikrofon, das an ihrer marineblauen Uniformbluse befestigt war.
    »Streife 5885. Kann nichts feststellen, Zentrale. Haben Sie weitere Angaben?«
    »Nicht zur Örtlichkeit, 5885«, meldete sich knisternd und knackend die Einsatzzentrale. »Aber eins noch ... der Anrufer hat gesagt, er hofft, daß das Opfer tot ist. Ende.«
    »Sagen Sie das noch mal, Zentrale.«
    »Der Anrufer hat gesagt, er hofft, daß das Opfer tot ist. Um seinetwillen. Ende.«
    »Ende.«
    Hofft, daß das Opfer tot ist?
    Sachs kletterte über einen durchhängenden Stacheldrahtzaun und suchte eine weitere unbebaute Parzelle ab. Nichts.
    Sie wollte am liebsten aufgeben. Einen 10-90 melden, eine Fehlanzeige, und zum Deuce zurückkehren, ihrem üblichen Streifenbezirk. Ihre Knie schmerzten, und sie kochte förmlich vor Hitze in diesem mistigen Augustwetter. Sie wollte sich zur Hafenbehörde verziehen, bei den Kollegen herumhängen und eine große Dose Arizona-Eistee trinken. Danach, um halb zwölf - in etwas über
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