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Der kleine Drache Kokosnuss - Siegner, I: Der kleine Drache Kokosnuss

Titel: Der kleine Drache Kokosnuss - Siegner, I: Der kleine Drache Kokosnuss
Autoren: Ingo Siegner
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darin. Gerade will der kleine Drache sich selbst an seinen Sitz anschnallen, als sich ein ohrenbetäubendes Heulen um
ihn herum erhebt. Millionen winziger Sandkörner wirbeln durch die Luft und plötzlich wird das gesamte Wüstenfahrzeug emporgehoben. Kokosnuss umschließt mit aller Kraft die Sitzstange, um nicht über Bord zu gehen. Hoch hinauf wird das Gefährt getragen. Es rumpelt und ruckelt und pfeift. Die Sandkörnchen peitschen wie kleine, spitze Nadelstiche in Kokosnuss’ Gesicht. Lange, sehr lange wird das Gefährt von dem Sturm wie ein Spielball durch die Lüfte geschaukelt, und irgendwann, als Kokosnuss schon fast die Kräfte verlassen haben, lässt der Sturm es einfach fallen und verzieht sich. Mit einem lauten RUMMS kracht das Wüstenfahrzeug zu Boden und Kokosnuss wird schwarz vor Augen.

    Als er aufwacht, zwitschern bereits die Vögel, und in der Ferne fluten die ersten Sonnenstrahlen über das Land. Benommen erhebt sich Kokosnuss. Zuerst schaut er nach Matilda. Ein Glück, sie ist noch in ihrem Korb. Die Taue haben gehalten. Verwundert merkt der kleine Feuerdrache, dass das Wüstenfahrzeug ein wenig hin und her schaukelt. Als er sich umschaut, traut er seinen Augen nicht: Der Sturm hat sie auf dem Wipfel eines Baumes zurückgelassen. So weit das Auge reicht: nur Baumwipfel! Das muss der Hexenwald sein, denkt Kokosnuss. Der Hexenwald ist eigentlich ein sehr mächtiger, hoher Berg, der über und über mit riesigen Bäumen bedeckt ist. Es ist ein ganz anderer Wald als der Große Dschungel. Im Hexenwald gibt es keine Lianen und Schlingpflanzen, kein undurchdringliches Dickicht und auch keine gefährlichen Würgeschlangen oder Tiger. Im Hexenwald ist der Boden mit dickem, weichem Moos überzogen. Jede Menge Bären und riesige Eulen wohnen dort und es wachsen Büsche mit saftigen roten und blauen Beeren daran.

    »Was willst du hier?«, krächzt eine Stimme hinter Kokosnuss. »Ich mag keinen Besuch! Schon gar keinen Drachenbesuch! Weißt du das denn nicht?«
    Kokosnuss zuckt erschrocken zusammen. Nur zwei Bäume weiter ragt der Hexenturm aus dem Wald heraus und auf dem Dach des Turmes sitzt die dicke Rubinia höchstpersönlich.
    »Oh, ehm«, stottert Kokosnuss. »Wir, äh, ich wurde von einem Sturm hierher getragen.«
    »Das sehe ich!«, blafft Rubinia verärgert. »Das war die windige Sandhose. Kommt jedes Jahr vorbei. Aber was hast du hier in der Gegend zu suchen?«
    »Nun, äh, es handelt sich um einen Notfall.«
    »Schnickschnack. Notfall. Dass ich nicht lache! Du willst bestimmt, dass ich dir das Fliegen beibringe, damit du nicht zur Flugschule musst. Ist doch immer dasselbe.«
    »Nein, nein, liebe Rubinia, darum geht es überhaupt nicht. Ein böser Zauberer hat meine Freundin Matilda zu Stein verwandelt. Sieh nur!«
    Die dicke Rubinia rückt ein Stück vor und reckt nun neugierig ihren Hals.
    »Hm«, murmelt sie vor sich hin, »das ist ja mal was Neues. Eine Versteinerung. Aber was geht mich das an?« Schließlich ruft sie: »Warum sollte ich dir helfen?«
    Kokosnuss überlegt. »Vielleicht aus Freundlichkeit?«
    Da beginnt die dicke Hexe zu lachen. Sie lacht so schallend, dass ein Schwarm Krähen erschreckt aus den Bäumen aufsteigt und Rubinia beinahe vom Dach rutscht. Aber zum Glück hat sie ihren Rettungsring.
    »Aus Freundlichkeit?«, krächzt sie und gluckst vor Lachen. »Da kennst du uns Hexen aber schlecht! Eine
Hexe tut nie etwas aus Freundlichkeit, schreib dir das gefälligst hinter deine Drachenohren!«
    Kokosnuss wird knallrot. Stimmt, das mit der Freundlichkeit waren ja die guten Feen und nicht die Hexen. Hat er ganz vergessen. Doch da fällt ihm etwas ein.
    »Und wenn ich dir das Feuerspeien beibringen würde?«
    Jetzt rutscht die dicke Rubinia noch ein Stückchen weiter über den Rand des Daches.
    »Was? Du kleiner Wicht willst mir das Feuerspeien beibringen?«, krächzt sie. »Dass ich nicht lache! Du kannst ja noch nicht mal fliegen!«
    Aber Kokosnuss lässt sich nicht beirren. Na warte, du dicke, alte Hexe, dir werd ich’s zeigen, denkt er, dreht sich um und sagt: »Na gut, dann eben nicht.« Er nimmt Matilda vorsichtig aus dem Korb heraus und beginnt, in den Baumwipfel zu steigen.
    Jetzt ruft Rubinia eilig: »So warte doch!« Sie schnippt mit dem Finger und murmelt ein paar Worte, die Kokosnuss nicht versteht. Da erscheint ein dickes Tau im Turmfenster. Es schlängelt sich durch die Luft bis zu Kokosnuss’ Wüstenfahrzeug.

    »Komm herüber, kleiner Drache!«, ruft
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