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Der kleine Drache Kokosnuss - Siegner, I: Der kleine Drache Kokosnuss

Titel: Der kleine Drache Kokosnuss - Siegner, I: Der kleine Drache Kokosnuss
Autoren: Ingo Siegner
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wichtig und Tauchen auch. Nur die ganz kleinen Drachen dürfen noch Schwimmringe benutzen.

    Nach dem Sommer kommt der Herbst. Er ist meistens ziemlich warm und auch ganz kurz. Ein kräftiger Wind fegt dann über die Insel. Im Felseichenwald, gar nicht weit von den Drachenhöhlen entfernt, fällt dann so viel Laub zu Boden, dass die Drachenkinder dort wunderbar Verstecken spielen können.
    Meist folgt dem Herbst wieder der Frühling, denn auf der Dracheninsel gibt es nur ganz, ganz selten einmal einen Winter. Palmen und Dschungel vertragen sich nämlich nicht besonders gut mit dem Winter und die Drachen mögen ihn schon gar nicht.
    In diesem Jahr aber wird der Herbst immer herbstlicher, der Wind immer kühler, dann wird er kalt, dann sogar sehr kalt und bald herrscht klirrender Frost auf der Insel. Es dauert nicht lange, da fallen die ersten Schneeflocken vom Himmel.
    »Was ist das denn?«, fragt Kokosnuss erstaunt.
    »Schnee«, sagt Magnus. Er packt gerade die große Reisetasche. Das machen alle Drachen, die fliegen können, denn bei Schneefall ziehen sie zur Sommerinsel in die südliche Südsee. Dort fällt nämlich garantiert kein Schnee.

    Und die kleinen Drachen, die noch nicht fliegen können? Die müssen auf der Dracheninsel bleiben, bei der alten Fluglehrerin Proselinde. Bei ihr müssen sie dann den ganzen Winter über Fliegen üben, und das ist nicht gerade lustig, denn Proselinde ist streng und versteht überhaupt keinen Spaß.

    »Das ist ungerecht!«, protestiert Kokosnuss.
    »Sei nicht traurig, Kokosnüsschen. So ist das nun mal, wenn man noch nicht fliegen kann. Lerne fliegen, dann kannst du beim nächsten Mal mit zur Sommerinsel«, entgegnet Mette. Mette ist die Mutter von Kokosnuss.

    »Trotzdem ungerecht!« Kokosnuss ist wütend.
    Aber das nützt nichts: Die großen Feuerdrachen ziehen in den südlichen Süden und die uralten und ganz jungen Feuerdrachen bleiben auf der kalten, verschneiten Dracheninsel zurück – die alten bleiben, weil ihre Flügel lahm geworden sind, und die jungen bleiben, weil sie eben noch nicht fliegen können.
    Und dann ist Flugunterricht angesagt.
    »So«, schreit Proselinde. »Alle mal herhören! In einer Reihe aufstellen und nacheinander auf die Schanze laufen, aber zack, zack!« Proselindes Stimme klingt wie das Schrubben einer Drahtbürste durch eine löchrige Dachrinne.

    Toller Winter, denkt Kokosnuss. Den ganzen Tag über war er in der Flugschule und gerade mal fünf Drachenschritte weit ist er geflogen. Missmutig schlurft er zur Bucht hinunter.
    Der Mond spiegelt sich auf dem Meer, das ganz ruhig und riesig und dunkel vor ihm liegt wie ein großes blaues
Tuch. Da plötzlich zerteilt sich die Wasseroberfläche und etwas Weißes schwimmt direkt auf ihn zu. Kokosnuss erschrickt und macht einen Sprung rückwärts.

    »Hab keine Angst«, sagt das große weiße Ding.
    »Ui«, Kokosnuss bringt vor Staunen erst kein Wort heraus. »Ein Riesenfisch!«, flüstert er schließlich.
    »Nein, nein, ich bin kein Fisch. Ich bin ein Wal.«
    »Ein Wal?«
    »Genauer gesagt bin ich ein Pottwal. Noch genauer gesagt, bin ich ein weißer Pottwal. Wir weißen Pottwale sind eine Seltenheit, ungefähr so selten wie ein Vulkanausbruch, nur nicht so gefährlich«, erklärt der Wal. »Ach ja, und ich heiße Kasimir«, fügt er hinzu.
    »Oh, äh, Kokosnuss.«
    »Wie bitte?«, fragt Kasimir.
    »Kokosnuss. So heiße ich.«
    »Merkwürdiger Name für einen Drachen.«
    »Mein Vater sagt immer, ich war bei meiner Geburt gerade so groß wie eine Kokosnuss. Deshalb wurde ich so genannt.«

    »Aha«, sagt der Wal, und dann sagt er: »Sag mal, Kokosnuss, könntest du mir helfen?«
    »Bei was denn?«
    »Ich bin eigentlich in die Bucht gekommen, um mich ein bisschen auszuruhen, aber als ich wieder zurück ins Meer tauchen wollte, hatte sich ein Eisberg vor den Ausgang der Bucht geschoben. Jetzt komme ich nicht mehr heraus.«
    Kokosnuss überlegt angestrengt. Hm, ein Eisberg, hm. Dann schnippt er mit den Krallen und ruft: »Das ist überhaupt kein Problem! Eis und heiß wird Wasser, stimmt’s?«
    »Äh, ja, stimmt«, antwortet Kasimir, aber so ganz versteht er noch nicht.
    Schnurstracks marschiert Kokosnuss zu dem Eisberg. Funkelnd und glitzernd wie ein Diamant liegt er im Wasser. Kokosnuss holt tief Luft und speit einen gezielten Feuerstrahl auf das Eis. Gleich beginnt das Eis zu schmelzen. Zuerst nur ein paar Tropfen, aber als Kokosnuss noch mehr Feuer speit, fließt immer mehr Wasser vom Eisberg ins
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