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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater
Autoren: Christopher Moore
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Bar und überlegte seine weiteren Schritte.
    Einfach weiter zur Nächsten, jeder erwischt mal 'ne fiese Welle, es kommt nur drauf an, wieder aufs Brett zu klettern und die nächste besser zu erwischen. Er ließ seinen Blick über die Tanzfläche schweifen, um zu sehen, was es da noch zu ernten gab. Nur absolut perfekt frisierte Mädchen aus irgendwelchen Studentenvereinigungen. Sicher, auch er hatte einmal davon geträumt, eine von diesen steifen Tussen zu bespringen und sie so lange durchzurammeln, bis von ihrer Frisur nur noch ein einziger wirrer Knoten übrig war, doch dieser Traum war ihm schon vor langer Zeit abhanden gekommen – schließlich glaubte er ja auch nicht mehr an Mädchen oder an Geld, das vom Himmel fiel.
    In San Junipero stimmten die Vibrationen einfach nicht. Das war nicht weiter tragisch – morgen würde er ein reicher Mann sein. Es war wohl am besten, zurück nach Pine Cove zu trampen. Mit ein bißchen Glück konnte er im Head of the Slug Saloon sein, bevor die letzte Runde eingeläutet wurde und sich bei dieser Gelegenheit noch eine von den Schlampen abgreifen, die dort immer rumstanden und gute Gesellschaft zu schätzen wußten, auch ohne daß man ihnen für hundert Dollar Pulver unter die Nase strich, damit sie mit einem in den Clinch gingen.
     
    Als er auf die Straße hinaustrat, wehte ihm ein frischer Wind um die nackten Beine und machte ihn fröstelnd. Sein dünnes Hemd war auch nicht unbedingt die ideale Kleidung für dieses Wetter – die vierzig Meilen bis Pine Cove per Anhalter hinter sich zu bringen würde eine ziemlich ätzende Angelegenheit werden. Vielleicht war Billy ja noch im Mad Bull? Nein, sagte sich The Breeze, es gibt Schlimmeres, als sich den Arsch abzufrieren.
    Er schüttelte die Kälte ab und trottete in Richtung Highway. Seine neuen neongelben Segelschuhe quietschten bei jedem Schritt. Sie scheuerten ein wenig am kleinen Zeh. Nachdem er fünf Blocks weit gelaufen war, spürte er, wie eine Blase platzte und darunter das rohe Fleisch zum Vorschein kam. Er verfluchte sich dafür, daß auch er sich dem Diktat der Mode unterworfen hatte.
    Eine halbe Meile außerhalb von San Junipero gab es keine Straßenbeleuchtung mehr. The Breeze war schwer genervt, und die Dunkelheit setzte dem noch eins drauf. Nun, da keine Bäume oder Häuser mehr im Weg standen, fegte der Wind ungehemmt vom Pazifik herauf und zerrte an seinen dünnen Klamotten wie an den zerfetzten Fahnen einer geschlagenen Armee. Mittlerweile hatte sein Zeh angefangen zu bluten und das Leinen seines Schuhs dunkelrot eingefärbt.
    Eine Meile außerhalb der Stadt hatte The Breeze aufgehört, irgendwelche Faxen zu machen und zu lächeln, wenn ein Auto vorbeifuhr. Er tippte auch nicht länger an einen imaginären Hut, um irgendwelche Autofahrer dazu zu bewegen, einen armen, gestrandeten Surfer mitzunehmen, sondern trottete nur noch mit gesenktem Kopf und erhobenem Daumen die Straße entlang und streckte den Mittelfinger heraus, wenn wieder einmal ein Wagen mit unverminderter Geschwindigkeit an ihm vorbeizog.
    »Fickt euch! Ihr herzlosen Arschlöcher!« Er war schon ganz heiser vor Schreien.
    Er versuchte, an das Geld zu denken – jenes wunderbare knisternde grüne Material, das ihm die Freiheit bringen würde, alles zu tun, worauf er Lust hatte – doch er wurde immer wieder eingeholt von der im wahrsten Sinne des Wortes kalten und schmerzhaften Realität und der Einsicht, daß seine Chancen darauf, mitgenommen zu werden, sich zunehmend verflüchtigten. Es war schon spät, und mittlerweile kam nur noch etwa alle fünf Minuten ein Auto vorbei.
    Die Hoffnungslosigkeit kreiste über seinem Haupt wie ein Geier.
    Er überlegte sich, ob er vielleicht das Kokain hochziehen sollte, aber er fand den Gedanken doch etwas schwachsinnig. Was hatte er davon, völlig aufgedreht eine einsame, dunkle Straße entlangzuhumpeln, um schließlich von Paranoia-Attacken geplagt in zähneklapperndes Zittern zu verfallen?
    Denk an das Geld. Das Geld.
    An all dem war nur Billy Winston schuld. Und die Kerle in Big Sur; warum mußten die auch seinen VW-Bus nehmen? Es gab nicht den geringsten Grund für so was. Er hatte noch nie jemanden bei einem großen Deal reingelegt. Er war ja schließlich kein schlechter Kerl. Hatte er Robert nicht in seinen Trailer einziehen lassen, nachdem seine Alte ihn an die Luft gesetzt hatte, und zwar ohne daß er dafür was zahlen mußte? Er half ihm sogar, eine neue Zylinderkopfdichtung in seinen Truck einzubauen.
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