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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater
Autoren: Christopher Moore
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umbringen.«
    »Cool. Danke, Breeze.«
    »Keine Ursache.« The Breeze prostete ihm zu.
    Das lief ja alles ganz und gar nicht so wie geplant. Eigentlich hatte er vorgehabt, Billy schnellstens loszuwerden und sich was zum Vögeln zu suchen, und jetzt stand er mit diesem Kerl an der Bar und machte einen auf Männerfreundschaft!
    The Breeze drehte sich um und lehnte sich zurück, um sich einen Überblick zu verschaffen, was alles an brauchbarem Material am Start war. Gerade hatte er eine etwas hausbacken wirkende Blondine ins Auge gefaßt, deren Arsch in ihren Lederhosen allerdings ganz knackig wirkte, als Billy seine Konzentration zunichte machte.
    »Hast du was für die Nase dabei?« brüllte Billy, um sich über die dröhnende Musik Gehör zu verschaffen, doch er hatte den falschen Moment gewählt; just in diesem Augenblick war der Song zu Ende, absolut jeder an der Bar drehte sich um und starrte The Breeze an, als ob er mit den nächsten Worten nun endlich den wahren und wirklichen Sinn des Lebens, die Lottozahlen des nächsten Wochenendes oder Gottes geheime Telefonnummer verkünden würde.
    The Breeze packte Billy vorn am Hemd und zerrte ihn in einen der hinteren Winkel des Clubs, wo eine Gruppe von Techies sich derartig an einem Flipper abrackerten, daß sie außer Bumpers und Klingeln nichts mitbekamen. Billy sah aus wie ein verängstigtes Kind, das man aus dem Kino rausgeschmissen hatte, weil es das Ende des Films lauthals ausposaunt hatte.
    »Erstens«, zischte The Breeze ihn an und fuchtelte mit dem Zeigefinger unter Billys Nase herum, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, »erstens, was Kokain angeht, ich nehme es nicht, und ich verkaufe es auch nicht.« Das stimmte nur zur Hälfte. Er verkaufte keines, nachdem er in Soledad wegen Kokainhandel ein halbes Jahr abgerissen hatte – und ihm weitere fünf Jahre blühten, wenn er wieder erwischt wurde. Er nahm Kokain nur, wenn es ihm angeboten wurde oder er es brauchte, um irgendwelche Weiber abzuschleppen. An diesem Abend hatte er ein Gramm dabei.
    »Zweitens, wenn ich es nehmen würde, hätte ich keine Lust drauf, daß es jeder in San Junipero erfährt, weil es so laut in der Gegend herumposaunt wird.«
    »Tut mir leid, Breeze.« Billy machte sich ganz klein. Er versuchte die Mitleidsmasche.
    »Drittens«, sagte The Breeze und fuchtelte Billy mit drei ausgestreckten Fingern vor der Nase herum, »haben wir eine Abmachung. Wenn einer von uns einen Treffer landet, macht der andere sich vom Acker. Na ja, und ich denke, ich habe einen Treffer gelandet, also mach dich vom Acker.«
    Gesenkten Kopfs schlich Billy zur Tür. Seine Unterlippe hing nach unten wie das unglückliche Opfer eines Lynchmobs. Nach ein paar Schritten drehte er sich um. »Wenn du nachher irgendwie heimkommen mußt – falls es doch nicht klappt –, ich bin jedenfalls im Mad Bull.«
    Als er Billy so fortschleichen sah, zutiefst in seinen Gefühlen verletzt, versetzte es The Breeze doch einen kleinen Stich.
    Schwamm drüber, dachte er. Billy wäre sowieso reif gewesen. Nach dem Deal morgen würde er sich mit den ganzen Kleinkrautern, die ihm vielleicht gerade mal zehn Gramm pro Woche abkauften, nicht mehr abgeben müssen. Er konnte es gar nicht erwarten, bis er es sich endlich leisten konnte, auf Freunde ganz und gar zu verzichten. Er glitt über die Tanzfläche auf die Blondine mit den Lederhosen zu.
    Die langen Jahre des Singledaseins hatten The Breeze gelehrt, daß der erste Satz bei einer Anmache der entscheidende war. Man brauchte einen richtig guten Spruch, der aus dem Rahmen fiel und durch sein ausgewogenes Verhältnis von Bestimmtheit und Poesie in der so Angesprochenen Neugierde und Begierde gleichermaßen weckte. Um diese Feinheiten wissend, steuerte er das Ziel seiner Begierde mit der Gelassenheit eines Mannes an, der über ein gut ausgestattetes Waffenarsenal verfügt.
    »Yo, Baby«, sagte er. »Ich hab ein Gramm kolumbianisches Wunderpulver dabei, und zwar vom Besten. Sollen wir mal kurz rausgehen?«
    »Wie bitte?« fragte das Mädchen mit einer Mischung aus Erstaunen und Ekel. The Breeze fielen ihre großen Augen auf – fast wie bei einem Reh. Bambi mit zu dick aufgetragenem Lidschatten.
    Er setzte sein bestes Surferboy-Lächeln auf. »Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, dir ein bißchen die Nase zu pudern.«
    »Du könntest glatt mein Vater sein«, sagte sie.
    The Breeze war wie vor den Kopf geschlagen von der Abfuhr. Während das Mädchen sich dünne machte, sackte er an die
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