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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer
Autoren: Arthur Escroyne
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nicht die geringste Ahnung.« Er wischt sich einen Schweißtropfen von der Schläfe. »Ich habe nichts gehört. Ich weiß nicht, wann sie nach Hause kam.«
    »Gehen Sie so früh zu Bett?«
    »Nein, aber meistens habe ich beim Fernsehen den Kopfhörer auf.«
    »Sie sagten, Miss Perry wurde manchmal heimgebracht. Bekam sie auch Besuch?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Keine Freundin? Hat ihre Mutter sie nie besucht?«
    »Miss Perry hatte keine Freunde im üblichen Sinn.« Hobbs stellt sein Glas ab. Seine Wangen haben einen rosigen Glanz bekommen. »Sie hatte Verehrer . Sie war beliebt, begehrt. Sie war eine Fee.«
    Ralph wirft einen Blick auf die halb leere Sherryflasche. »Wurde sie immer von der gleichen Person heimgebracht?«
    »Sergeant, ich habe nicht die Angewohnheit, hinter meiner Mieterin herzuspionieren«, antwortet Hobbs mit wachsender Erregung.
    »Sie könnten gesehen haben, ob es das gleiche Auto war.«
    »Es gab eine Menge Leute, mit denen Miss Perry verkehrte. Ich habe mich nicht weiter darum gekümmert. Ich sage lediglich, dass sie eine ungewöhnliche junge Frau war.«
    Rosy bedeutet Ralph, es fürs Erste damit bewenden zu lassen. »Dürfen wir jetzt Miss Perrys Zimmer sehen?«
    Der alte Mann wirft einen Blick zum Kamin, als wollte er bei seiner Frau erst die Erlaubnis einholen. »Ich gehe praktisch nie dort hinauf.«
    Auf dem oberen Absatz wurde eine neue Wand samt Tür eingebaut. Hobbs schließt auf. Hier ist es sauber, still, der Teppichboden ist dick, man hört die Schritte kaum.
    »Gruselig ist das«, murmelt er. »Ein Mensch verschwindet. Gestern war sie noch da, jetzt betreten wir die Räume einer Toten.«
    Das Wohnzimmer ist winzig. Eine Couch mit Tisch, ein Fernseher, wenige persönliche Gegenstände.
    »Hatte Miss Perry einen Computer?«
    »Weshalb?«
    »Weil wir dann Einblick gewinnen könnten, mit wem sie verkehrt hat.«
    »Sie meinen Internet? Ich habe kein WLAN hier. Miss Perry sagte, das braucht sie nicht. Sie hatte so ein Ding .«
    »Ein Handy?«, fragt Ralph. »Wir haben kein Handy bei ihr gefunden.«
    »Aber sie hatte eines, das weiß ich. Eines von diesen ganz modernen Dingern.«
    Rosy schaut aus dem Fenster. Eine Eisentreppe führt von draußen hoch und endet im Flur. Menschen haben Bücher auf den Regalen oder DVD-Boxen. Manche bewahren ihre Musik sichtbar auf, als ob sie gute Freunde um sich scharen. Bei manchen liegt ein Tagebuch auf dem Nachttisch, Fotografien an den Wänden erinnern an lieb gewordene Begebenheiten. Bei Miss Perry steht ein Regal, die wenigen Bücher sind alt und abgelesen, oder sie stecken noch in der Klarsichthülle. Keine Lieblingsfilme. Keine CD-Hüllen. Sie könnte Musik auf ihr Smartphone geladen haben, aber es gibt nicht einmal Lautsprecher.
    Rosy geht ins Schlafzimmer. Die Wände sind fast kahl. Das Plakat einer Kunstausstellung von Chagall wirkt nicht liebevoll, eher zufällig ausgewählt. Statt Fotos, Zeichnungen, Reiseerinnerungen steht ein riesiger Spiegel gegen die Wand gelehnt. So schräg, dass der Betrachter sich nicht frontal sieht, sondern fast aus der Froschperspektive. Man erscheint größer vor diesem Spiegel, bedeutender. Das Bett ist unberührt, die Vorhänge sind halb zugezogen.
    »Sie sehen ja gar nichts.« Mr Hobbs will Licht machen.
    »Bitte nichts anfassen«, sagt Ralph. »Unser technisches Team kommt, sobald sie draußen fertig sind.«
    Hobbs zieht die Hand vom Lichtschalter zurück.
    Rosy bemerkt sich selbst im Spiegel. Mit dieser Frisur hat sie sich auf die Straße getraut? Das sind keine Locken, das sind rotbraune Gewitterwolken. Mutmaßt nicht jeder, der sie sieht, dass diese Frau gerade ihr sexuelles Vergnügen hatte? Die Bluse ist falsch geknöpft, die Jeans hängt an den Hüften. Zum Vorteil einer möglichen Befruchtung will Rosy den Gürtel nicht zu eng ziehen. Darf die Leiterin des Dezernats für Kapitalverbrechen so an die Öffentlichkeit gehen? Ohne Aussicht auf Verbesserung fährt sie sich durchs Haar.
    »Kannte Miss Perry das alte Labyrinth?«
    »Es war einer ihrer Lieblingsplätze«, antwortet Hobbs. »Wenn sie Zeit hatte, ging sie hin und setzte sich unter die Statue von Lady Caroline.«
    Die drei verlassen die Räume, die so wenig Rückschlüsse auf ihre Bewohnerin zulassen. Sollten diese Zimmer ein Spiegel der Seele von Miss Perry sein, muss Rosy Nüchternheit und eine merkwürdige Ichbezogenheit feststellen.
    »Danke, Mr Hobbs.« Die Polizisten verabschieden sich.
    Auf dem Weg zum Auto fragt Rosemary: »Welchen
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