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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin
Autoren: Peter Berling
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zweier Generationen nahmen die Nachkommen Dschingis-Khans den Glauben der Sieger an. Der lange muslimische Gürtel, der sich heute im Süden Russlands vom Kaukasus bis zur Mandschurei erstreckt, hätte im gegenteiligen Fall - gesagt ist es nicht - weiterhin dem nestorianischen Christentum der mongolischen Eroberer frönen können. Der eigentliche Verlierer von Ain Djalud war Rom, das die unheilvolle Lawine der Kreuzzüge einst mutwillig losgetreten hatte und dessen Vertreter in der terra sancta mit ihrer mangelnden oder halbherzigen Unterstützung - um nicht zu sagen: ihrem Verrat - der Mongolen den Ausgang der Schlacht maßgeblich beeinflusst hatten.
    Sicher ist auch das nicht! Geschichte folgt ihren eigenen Regeln, die glückliche - oder unglückliche - Zufälle, nicht vorhersehbare Ereignisse mit einschließen. Wäre der Großkhan im fernen Karakorum nicht gerade zu diesem Zeitpunkt gestorben ...? Vielleicht war es ja auch gut so: Aus egozentrischer europäischer Sicht, aus unserem abendländischen Selbstverständnis heraus betrachtet, hätte - bei einem Sieg - eine mongolische Vorherrschaft in weiten Teilen des Orients und sicher auch in einigen Regionen des Abendlandes unserer Zivilisation und ihrer Entwicklung eine völlig andere Richtung gegeben. Auf jeden Fall, die Welt sähe heute anders aus! Doch geschichtliche Ereignisse lassen sich nicht rückgängig machen.
    Ein Chronist sollte nur das aufschreiben, was sich tatsächlich zutrug. William von Roebruk hat seine Niederschrift mit allem angereichert, was ihn an Gefühlen überkam, schildert seine Wünsche, Ärger und Ängste, spart selbst seine eigenen Schwächen nicht aus.
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    Auch so gesehen war der Mönch ein fragwürdiger Autor und ein liederlicher Bruder des heiligen Franz - wie viele, die nicht ohne Fehl durch ihr Leben gingen. Er liebte und wurde geliebt.
    Nach Abschluss seiner Niederschrift verliert sich seine Spur. Für eine Weile hielten sich Gerüchte, er sei nach Jerusalem zurückgekehrt und hätte die Taverne Zum letzten Nagel eine Zeit lang geführt. Dass er hinter Klostermauern verschwand, ist nicht anzunehmen.
    Rom, den 20.03.2004 Peter Berling
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