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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin
Autoren: Peter Berling
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Euch, Yeza - und nehmt dies bitte auch stellvertretend für Roc Trencavel -, dass ich Euer bewegtes Leben so lange verfolgen durfte«, dem Bretonen fielen seine Worte sichtlich nicht leicht, »so wurde ich vom erbitterten Häscher zum tief ergebenen Verfechter Eurer Sache, doch schoss ich verblendet und selbstgerecht über das sich mir letztlich verbergende Ziel hinaus!« Der harte Mann kämpfte mit einem Kloß im Hals.
    »Verzeiht mir«, würgte er hervor und wandte sich abrupt ab.
    Auch Yeza schien bewegt. »Wir sehen uns morgen Früh«, hielt sie sich nur kurz an Kitbogha. »Ich rechne mit Eurem Arm auf meinem letzten Gang.«
    Auch der alte Feldherr schluckte, besonders als Yeza jetzt Baitschu an sich zog und ihn auf die Stirn und dann auf den Mund küsste. »Dein Vater ist mit Recht stolz auf dich!«, sagte sie aufmunternd zu dem schluchzenden Knaben und reichte ihm ihr Tüchlein. »Zieh für mich in die Welt, nicht als tumber Held, sondern um klug und tapfer kämpfend ihre Torheit und Ignoranz zu überwinden!« Der Knabe riss sich los und rannte aus dem Zelt.
    Yeza sah ihm nach. »Baitschu soll morgen nicht dabei sein!«, forderte sie von Kitbogha. »Geleitet nun bitte den Trencavel in mein Zelt, wir wollen die Nacht zusammen wachen!«, sprach sie mehr
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    zu sich selbst, doch dann fügte sie zu meiner Überraschung plötzlich heiter hinzu: »Und bringt uns Wein! Auch Rumi soll mit uns feiern, Jalal al-Sufi wird mir die schönsten Verse von der Köstlichkeit des einzig Geliebten zu Gehör bringen!«
    Ich fühlte mich ausgeschlossen, und Yeza .musste es gespürt haben. »Mein guter William«, sagte sie. »Ich bin sicher, wenn Roc und ich ins Paradies eintreten, dann wirst du dort schon auf uns warten, unter dem Baum der Erkenntnis sitzend, liebreizende Huris werden dich alle Sünden vergessen machen!« So scherzte sie, aber mir genügte das nicht.
    »Ich will Euch begleiten!«, stieß ich standhaft hervor, »so wie ich immer - «
    »William!«, unterbrach sie mich. »Du warst dabei, als das große Abenteuer begann. Du wirst mir morgen der Nächste sein, wenn ich es beende, um mich in ein weitaus gewaltigeres Sein aufzuschwingen!«
    Kitbogha hieß die Unterführer wieder eintreten, und sie trugen den Trencavel auf ihren Schultern hinaus, Yeza folgte dem Zug -ohne Begleitung, wie sie es wünschte.
    Der Bretone sagte: »Ich werde morgen Früh - vor Sonnenaufgang - das Lager verlassen und nach Paris zurückkehren.«
    Kitbogha nickte. »Ich möchte Euch um etwas bitten, mein Freund -«, er zögerte, bis er sich des
    Einverständnisses des Bretonen sicher war. »Nehmt Baitschu mit Euch ins Land der Franken, damit er dort aufwächst - «
    Herr Yves verneigte sich vor dem Feldherrn. »Das wollte ich Euch sowieso vorschlagen, Kitbogha. Ich verbürge mich für seine ritterliche Erziehung, so wie die Prinzessin Yeza es für ihn gewünscht hat!«
    Ich verließ das Zelt, um draußen, am Ufer des Sees, die Nacht betend zu verbringen, aber ich weinte die ganze Nacht.
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    SULTAN QUTUZ war mit dem Hauptheer der Mameflucken den ganzen Tag über im Eilmarsch den
    ausgetrockneten Belus hinauf und dann durchs Gebirge bis nach Nazareth vorgedrungen. Es dunkelte schon, als er auf seine Vorhut traf, die er unter Baibars vorausgeschickt hatte. Der Emir berichtete ihm, dass er bereits das nahe liegende Gelände besichtigt habe, das ihm als Austragungsort für die Schlacht geeignet schiene. Es handele sich um eine Ebene, die von den Einheimischen »Ain Djalud« geheißen würde, den Christen war die Gegend als »Goliaths Tümpel« geläufig. Am liebsten hätte ihn Baibars noch am gleichen Abend dorthin geführt, um ihm an Ort und Stelle seinen Schlachtplan zu entwickeln. Der Sultan war jedoch erschöpft, und die Besichtigung wurde auf den frühen Morgen verschoben, bei Sonnenaufgang.
    Aus der Chronik des William von Koebr uk
    Im Osten kündigte sich blutrot das erste Licht des Tages an. Die gesamte mongolische Reiterei harrte aufgesessen des angekündigten Ritts über den Teppich. Ganz wohl war den meisten sicher nicht dabei, Yeza genoss beim Heer viel Sympathie und auch Respekt. Deswegen hatte der General Sundchak sich an die Spitze der ersten Tausendschaft gesetzt, denen die rasche Durchführung der todbringenden Kavalkade oblag. Es waren seine Leute, Reiter, auf die er sich verlassen konnte, ein bereits in Schlachtformation gestaffelter Block. Unweit vor ihren unruhigen Hufen lag zusammengefaltet der Kelim. Anstatt der üblichen
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