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Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens
Autoren: Patricia Cornwell
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Lösung aus Kupferchlorid und Salzsäure, um das verkratzte Metall aufzulösen und die tief eingestanzte Nummer darunter wieder sichtbar zu machen, die der Killer weggefeilt zu haben glaubte.
    »Man glaubt gar nicht, wie schwer es ist, so etwas unkenntlich zu machen«, drang mir seine Stimme in die Ohren.
    »Es sei denn, man ist ein professioneller Autodieb«, sagte ich.
    »Na ja, wer auch immer das hier gemacht hat, hat keine besonders gute Arbeit geleistet.« Er fotografierte die Stelle. »Ich glaube, wir haben es.«
    »Hoffen wir, daß der Wohnwagen registriert ist«, sagte ich.
    »Wer weiß? Vielleicht haben wir ja Glück.«
    »Wie sieht es mit Fingerabdrücken aus?«
    Die Tür und das Aluminium darum herum waren mit schwarzem Pulver beschmiert.
    »Einige, aber wer weiß, wem die gehören«, sagte er, stand auf und streckte seinen Rücken. »Jetzt nehme ich mir gleich das Innere vor.«
    Unterdessen befaßte Lucy sich eingehend mit dem Computer und fand genau wie ich keinen Hinweis darauf, wer deadoc war. Sie entdeckte jedoch Dateien, die er von unseren Konversationen in den Chat-Räumen gespeichert hatte. Es lief mir kalt den Rücken herunter, als ich sie auf dem Bildschirm sah und mich fragte, wie oft er sie gelesen haben mochte. Interessant waren jedoch die detaillierten Laboraufzeichnungen, die die Züchtung der Viruszellen dokumentierten. Es sah ganz so aus, als habe er erst im Frühherbst mit der Arbeit begonnen, keine zwei Monate, bevor der Rumpf gefunden wurde. Am Spätnachmittag hatten wir alles getan, was wir konnten, ohne zu irgendwelchen bemerkenswerten Ergebnissen gelangt zu sein. Wir gingen unter die Chemiedusche, während der Wohnwagen mit Formalingas eingenebelt wurde. Ich behielt meine armeegrünen Sachen an, denn in mein Kostüm wollte ich, nach allem, was es hinter sich hatte, lieber nicht mehr steigen.
    »Nicht gerade dein Stil«, meinte Lucy, als wir den Umkleideraum verließen. »Vielleicht solltest du Perlen dazu tragen. Das motzt die Sachen vielleicht ein bißchen auf.«
    »Manchmal klingst du wie Marino«, sagte ich.
    Ehe ich es mich versah, war das Wochenende da, und dann war plötzlich auch das vorbei, und alles, was sich bis dahin getan hatte, war höchst unerfreulich. Ich hatte den Geburtstag meiner Mutter vergessen. Keine Minute hatte ich daran gedacht.
    »Was? Hast du jetzt Alzheimer?« maulte sie mich am Telefon an. »Nie kommst du hier runter. Jetzt machst du dir nicht mal mehr die Mühe anzurufen. Ich werd' schließlich auch nicht jünger.«
    Sie begann zu weinen, und auch mir war danach zumute.
    »Weihnachten«, sagte ich wie jedes Jahr. »Ich werde es irgendwie arrangieren. Ich bringe Lucy mit. Ich versprech's. So weit weg ist es schließlich gar nicht.«
    Lustlos und hundemüde fuhr ich in die Stadt. Lucy hatte recht behalten. Der Killer hatte den Telefonanschluß auf dem Campingplatz nur benutzt, um sich bei AOL einzuwählen, und wieder landeten wir bei Perleys gestohlener Kreditkarte. Deadoc meldete sich nicht mehr. Wie besessen sah ich immer wieder nach Mail und ertappte mich manchmal dabei, daß ich in dem Chat-Raum wartete, obwohl ich nicht einmal wußte, ob das FBI ihn überhaupt noch überwachte. Der eingefrorene Virenstamm, den ich in der Stickstoff-Gefrierkartusche im Wohnwagen gefunden hatte, konnte nach wie vor nicht identifiziert werden. Die Versuche, seine DNS zu analysieren, wurden fortgesetzt. Die Wissenschaftler bei den CDC wußten zwar, inwiefern sich das Virus von den bisher bekannten unterschied, aber nicht, um was für einen Erreger es sich genau handelte. Die Primaten, die als Versuchstiere eingesetzt wurden, waren durch keine Impfung dagegen geschützt. Vier weitere Menschen, darunter zwei Fischer, die in Crisfield aufgetaucht waren, hatten die Krankheit nur in einer abgeschwächten Form bekommen. Das Fischerdorf stand weiterhin unter Quarantäne, und seine Wirtschaft lag darnieder. Offenbar gab es dort jedoch keine weiteren Krankheitsfälle. In Richmond war nur Wingo krank. Sein geschmeidiger Körper und sein zartes Gesicht wurden von Pusteln entstellt. Er ließ mich nicht zu sich, egal wie oft ich mich darum bemühte.
    Ich war zutiefst niedergeschlagen, und es fiel mir schwer, mich um andere Fälle zu kümmern, wo doch dieser eine kein Ende nehmen wollte. Wir wußten, daß der tote Mann im Wohnwagen nicht deadoc sein konnte. Die Fingerabdrücke hatten ergeben, daß es sich um einen Landstreicher mit einem langen Vorstrafenregister handelte, das
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