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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition)
Autoren: Adrian McKinty
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hatten, haben Sie die Imperial 55 weggeworfen?«
    »Gute Arbeit, die Schreibmaschine auszumachen. Aber das hatte ich mir schon gedacht, also, aye, ich hab sie beseitigt. Ich wollte sie erst bei Seawright im Büro verstecken, aber das war nur eine vorübergehende Idee.«
    Ich seufzte. »Sie haben uns ganz schön in Aufregung versetzt, Freddie. Wir dachten, endlich hätten wir mal einen ganz normalen, ordentlichen Mörder an der Hand.«
    Freddie lachte. »Ja, ich hab euch ganz schön rumgescheucht. Muster. Codes. Als ich Zeit hatte, habe ich mich über den Yorkshire Ripper schlau gemacht und den Zodiac-Killer, und ich …«
    Ich hörte nicht weiter zu. Natürlich gab es noch weitere Fragen: die Telefonanrufe, die Täuschungen, war das alles Teil der Nebelwand, oder hatte er einfach nur seinen Spaß dabei gehabt, uns zu verwirren? Aber das zählte alles nicht mehr. Das schien alles schon so lange vorbei zu sein. Ereignisse, die vor langer, langer Zeit in einer anderen Epoche stattgefunden hatten.
    Freddie sah mich an. Er hatte mir eine Frage gestellt.
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Hat sich MI5 nach dem Krankenhaus mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«, wollte er wissen.
    »Ja, vor ein paar Tagen«, antwortete ich.
    »Aye, mich haben sie auch noch mal befragt. Ich habe ihnen natürlich alles erzählt. Aber ich wusste, alles würde in Ordnung kommen. Es war nicht wichtig, wie nah Sie mir gekommen waren. Ich war der neue Kopf der FRU. Ich wusste, ich war in Sicherheit. Sie brauchen mich. Ich bin der Kopf der Innenrevision der IRA. Können Sie sich das vorstellen? Der Kopf der Innenrevision ist ein britischer Agent! Der Typ, der alle Informanten, Doppelagenten und alle Spionageaufgaben kontrolliert. Was für ein Witz!«
    Er lehnte sich zurück und legte die Hände hinter den Kopf. Wieder lächelte er. Ein selbstsicheres, ansteckendes Grinsen, das ich nicht wirklich hassen konnte. Selbst nach allem, was er getan hatte.
    »Und warum haben Sie genau diese Musikstücke ausgewählt? Puccini und Orpheus ?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich mag sie. Die habe ich auf dem Klavier gespielt.«
    »Und dann natürlich che gelida manina . Noch so ein Scherz, richtig?«
    »Das fand ich zum Piepen! Trotz all dem Scheiß, der da lief, musste ich echt lachen. Natürlich hatte ich nur die Klaviernoten, hab aber gehofft, Sie würden den Text dazu finden … Ich wollte sie erst dazuschreiben, aber ich hatte einfach nicht mehr die Zeit dafür. Ich wusste, ein Detective mit genügend Zeit würde sich da richtig hineinsteigern. Er würde völlig vom Weg abkommen und das Ganze wirklich für den Fall eines durchgeknallten Irren halten.«
    »Das habe ich.«
    Freddie lachte. »Brillant, nicht wahr?«
    »Das waren alles keine Hinweise? Auf Lucy? In La Bohème heißt Mimi in Wahrheit Lucia.«
    Er schien schockiert. »Gott, nein! Lucy? Das Letzte, was ich wollte, war, dass jemand auf Lucy kam.«
    Ich nickte. Alles Hinweise. Ich hatte damit vielleicht übertrieben, aber dennoch Hinweise. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, dann hätte er das wohl bemerkt.
    »Sie hatten Glück, Freddie.«
    Das piesackte ihn ein wenig, und sein Gesicht verdüsterte sich. »Nein, Sie hatten Glück! Ihre Regierung hatte Glück, jemanden wie mich anzuheuern. Schauen Sie mich an! Der Kopf der FRU! Alles, was die IRA in den kommenden zwanzig Jahren anstellt, wird durch mich ans Licht kommen. Und demnach Ihrer Regierung bekannt sein. Im voraus. Sie haben Glück!«
    Ich griff in meine Tasche und zog die Schachtel italienischer Zigaretten heraus. Ich zündete mir eine an und pustete den Qualm an die Decke. Die Asche ließ ich auf den Teppich fallen.
    Ja, wir hatten Glück, Freddie Scavanni auf unserer Seite zu haben. Er hatte fünf Menschen umgebracht, um seinen jämmerlichen Hintern zu retten. Im Laufe seiner kläglichen Karriere hatte er Dutzende umgebracht. Als Kopf der FRU würde er zweifellos Dutzende weiterer Menschen ermordenund foltern. Er war ein Ungeheuer. Ein Serienmörder in jeder Bedeutung des Wortes. Ganz egal, ob es dabei um Politik ging oder darum, die eigene Haut zu retten. Er war ein Soziopath.
    Er sah mich an und schien leicht beunruhigt. »Was machen Sie eigentlich hier, Duffy? Die haben mir gesagt, sie hätten Ihnen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Sie haben mir gesagt, das Problem Duffy sei erledigt.«
    »Ist es nicht.«
    »Ja. Habe ich mir gedacht. Ich wusste es besser. Ich wusste, dass Ihre Sorte niemals das Große und Ganze im Auge hat.«
    »Was ist
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