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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition)
Autoren: Adrian McKinty
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denn das Große und Ganze, Tommy? Die Hungerstreiks?«
    »Natürlich. Ein enormer Sieg. Für beide Seiten. Mrs Thatcher hat den IRA-Häftlingen in den Augen der Öffentlichkeit gar nichts zugestanden, und das hat ihre Reputation als Eiserne Lady unter ihren Wählern nur noch verstärkt. Der Märtyrertod von zehn Leuten der IRA und INLA war das reinste Rekrutierungsplakat für beide Organisationen. Ende der Siebziger haben sie verzweifelt nach Freiwilligen gesucht, heute müssen sie die Männer in Scharen abweisen. Und dann noch der politische Aspekt: Sinn Fein hat sich von einer kleinen politischen Partei voller Extremisten zu einer bedeutenden Macht in der nordirischen Politik entwickelt. Das ganze Spiel hat sich verändert.«
    »Und Sie stehen mitten im Zentrum.«
    »Verdammt richtig!«
    »Sie können Leuten wir mir keine Schuld dafür geben, sich wie Bauernopfer vorzukommen.«
    Freddie schüttelte den Kopf. »Ich gebe Ihnen keine Schuld dafür, Duffy, aber nun legen Sie sich mit den großen Jungs an, und wie Clint Eastwood schon so richtig gesagt hat, ein Mann muss seine Grenzen kennen.«
    Ich zog noch mal an meiner Zigarette, hustete und sah aus dem Fenster. Es schneite in großen Flocken.
    »Ich habe in sechs Morden ermittelt, seit ich Detective geworden bin, und in keinem einzigen Fall habe ich eine Verurteilung erreicht.«
    »Eine Schande«, meinte er höhnisch.
    »Was mache ich nun mit Ihnen, Freddie?«
    Er lachte. »Gar nichts machen Sie. Wir stehen auf derselben Seite. Wie ich schon sagte, hier gewinnen alle, richtig?«
    So konnte man es auch betrachten. Freddie hatte nur sich selbst geschützt. Der Krieg war lang, aber eines Tages würde in Nordirland Frieden einkehren und das wegen Leuten wie ihm.
    »Tun Ihnen die unschuldigen Zivilisten denn nicht leid, Freddie?«
    »Wer? Die Schwuchteln? Wir sollten sie besser alle auf irgendeine Insel schicken, genau wie Seawright schon sagte. Und Lucy? Ach Scheiße, schauen Sie sich doch mal ihre Lage an. Ihr Mann sitzt im Knast, und sie vögelt mit mir? Kommen Sie schon, so was macht man doch nicht.«
    »Nein, schätze nicht.«
    Er gähnte. »Hören Sie, Duffy, es wird spät, und ich habe Ihnen alles gesagt, was Sie wissen müssen. Werden Sie erwachsen, legen Sie die Waffe weg, gehen Sie mir aus den Augen, und wir verlieren kein Wort mehr darüber. Ich werde Sie nicht bei Ihren Vorgesetzten melden.«
    Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich war mir immer noch nicht sicher. Nach all der Zeit, nach der langen Reise.
    »Ich glaube, ich kann noch nicht gehen, Freddie«, sagte ich.
    »Also, ich habe genug davon. Sie langweilen mich. Sie haben mich von Anfang an gelangweilt. Was geht denn in Ihrem Kopf vor, Duffy? Vergessen Sie Ihren blöden kleinen Fall undgenießen Sie das große Schauspiel. Genießen Sie es auf dem Rückflug nach Belfast.«
    Ich nickte und trat die Kippe auf seinem Wohnzimmerboden aus.
    »Ich sehe das große Schauspiel, Freddie, aber ich frage mich … Ich frage mich, ob Sie nicht die Bühne übersehen, auf der das große Schauspiel stattfindet?«
    »Was soll das heißen?«, knurrte er.
    »Wenn Sie so wertvoll sind, warum lebe ich dann noch? Warum durfte ich das alles wissen? Warum bin ich hier? Wer zieht an meinen Schnüren?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe da so eine Hypothese, die Sie vielleicht interessieren könnte. Was, wenn es noch eine größere Ratte gibt als Sie, Freddie? Was, wenn es sich um einen der obersten Leute handelt? Ich meine ganz oben. Gerry Adams, Martin McGuinness, Marty Ferris, Ruari, einer von denen. Was, wenn MI5 einen von denen umgedreht hat und seit zehn Jahren für sich arbeiten lässt?«
    Seine braunen Augen verdunkelten sich, und er schüttelte den Kopf. Aha, der Gedanke war ihm also auch schon mal gekommen.
    »Ich bin ihr Agent. Ich bin der Beste, den sie haben, verdammt! Ich bin der Beste, den es jemals gab. Ich bin die Garbo. Ich bin Kim Philby!«
    »Da bin ich mir sicher, Freddie. Da bin ich mir sicher. Aber ich wundere mich schon ein kleines bisschen, warum man mir erzählt hat, dass Sie in Italien sind. Könnte es nicht sein, dass zwar MI5 Sie nicht beseitigen will, aber irgend so ein irrer, stinkiger Bulle? … Nun, das wäre ja wohl was anderes, nicht? Schauen Sie sich doch mal das Chaos an, das Sie angerichtet haben. Schauen Sie sich doch mal diesen Sumpf an, den Sie hinterlassen haben, um Ihre Spuren zu verwischen. Vielleicht, aber nur vielleicht, Freddie, sind Sie, ach,ich weiß nicht … ersetzbar geworden.
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