Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0737 - Kreaturen der Finsternis

0737 - Kreaturen der Finsternis

Titel: 0737 - Kreaturen der Finsternis
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Wie heißt der Mann, mit dem du dich treffen willst?« hatte mich Suko beim Verlassen des Büros gefragt.
    »Sabka oder so ähnlich.«
    »Dann lieber so ähnlich«, meinte Glenda Perkins, die ebenfalls zugehört hatte und damit beschäftigt war, Post zu sortieren. Mir drückte sie meine Gehaltsabrechnung in die Hand. Ich öffnete den perforierten Umschlag nicht einmal und steckte die gedruckte Überlebenspauschale sofort in die Innentasche.
    Da beide gegen mich standen, gab ich eine trotzige Antwort. »Dem Klang der Stimme nach zu urteilen, war es ihm sogar ernst.«
    »Dann viel Spaß«, wünschte Suko. Er ärgerte sich etwas, daß er nicht mitkommen sollte.
    »Werde ich haben.«
    Ungewöhnlich war der Ort schon, wo wir uns treffen wollten. Wir waren verabredet in der U-Bahn.
    Nicht in einer der unterirdischen Haltestellen, nein, in einem Wagen. Dem dritten von vorn, und zwar in der Bahn, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in Richtung Heathrow fuhr. Der Anrufer hatte gemeint, daß er mich erkennen würde. Darauf hatte ich mich verlassen.
    Ich war über die Treppe in den Bauch der Erde gestiegen und wartete auf den Zug.
    Da ich mehr als pünktlich war, hatte ich noch etwas Zeit und schaute mich um.
    Es herrschte der übliche Betrieb eines Vormittags. Der große Berufsverkehr war glücklicherweise vorbei, aber die Wagen waren noch immer gut gefüllt.
    Zuspätkommer, viele Frauen, die in der City einkaufen wollten, Halbwüchsige, Farbige, Weiße, ein Kaleidoskop von Menschen und Rassen. Ich sah die abgerissenen Gestalten ebenso wie elegante Managertypen aus dem Bankenviertel.
    Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Da es in der Oberwelt ziemlich kalt war, manche empfanden die Temperaturen Ende Januar sogar als eisig, hatten sich zahlreiche Stromer und Obdachlose die U-Bahnschächte als Quartiere ausgesucht. Sie saßen oder lagen auf den Wartebänken, und viele von ihnen schliefen noch. Eingehüllt in ihre uralten Mäntel sahen sie aus wie Mumien, die eine moderne Zivilisation einfach vergessen hatte.
    Die Rucksacktouristen fehlten. Sie würden erst wieder im Frühjahr erscheinen.
    Ich dachte an Sabka. Stellte mir vor, wie er wohl aussehen würde. Sein Name hörte sich ungewöhnlich an. Vielleicht war er ein Farbiger, ein Mann aus dem Süden. Jedenfalls mußte er Probleme haben, bei deren Lösung ich ihm helfen konnte.
    Dämonen?
    Das Wort stellte sich mir als Frage. Ich ging davon aus, daß ich es mit Schwarzblütlern zu tun bekommen würde. Vielleicht hatte dieser Sabka irgend etwas über sie erfahren, möglicherweise war er selbst betroffen, vielleicht hatte er auch Freunde, die in Schwierigkeiten steckten, da kam einiges zusammen, aber ich konnte nur spekulieren.
    Die Züge fuhren auf verschiedenen Gleisen ein und aus. Allmählich mußte auch der kommen, mit dem ich fahren sollte, und ich hatte mich so aufgebaut, daß ich nicht weit laufen mußte. Ich wußte ungefähr, wo er stoppte.
    Nicht nur ich wollte einsteigen. Die Fahrgäste trudelten ein. Sie kamen zwar nicht aus ihren Verstecken, aber mir kam es beinahe so vor.
    Wir warteten.
    Ich schaute nach rechts. Von dort mußte der Zug kommen. Die Tunnelröhre erinnerte mich an das riesige Glotzauge eines Ungeheuers, das noch leer war.
    Nicht daß mich eine fieberhafte Spannung erfaßt hätte, eine gewisse Gleichgültigkeit steckte auch nicht in mir. Ich war schon gespannt darauf, wer mir gegenübertreten würde und weshalb er mich gerade in einem Wagen der U-Bahn hatte treffen wollen.
    Das wollte mir nicht in den Kopf. Dabei hatte ich versucht, ihn von dem Plan abzubringen, was mir nicht gelungen war. Er hatte sich so verdammt stur gezeigt und mir mit heiserer Flüsterstimme erklärt, daß es sehr wichtig war.
    Mal sehen…
    Das ›Maul‹ füllte sich. In der Düsternis des Tunnels entstand die Bewegung. Etwas Unheimliches, Massiges schob sich näher, angeführt von zwei kalten Glotzaugen. Scheinwerfer, die ihr blassen Gesicht auf die Schienen warfen.
    Der Zug rollte in den Bahnhof. Jede Menge Stahl rollte auf uns Wartende zu.
    Unwillkürlich traten einige Personen zurück, auch ich gehörte dazu. Obwohl der Zug langsamer wurde, war doch etwas von der immensen Kraft zu spüren, die in ihm steckte.
    Die Fenster huschten vorbei. Gesichter von Fahrgästen verschwammen zu Schemen. An den Türen drängelten sich schon die Menschen, die aussteigen wollten.
    Der Zug rollte aus - stoppte dann.
    Ich holte tief Luft und ging einige Schritte zur Seite, um vor den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher