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Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren
Autoren: Doris Loesel
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sehr unangenehme Frage bringt mich aber immerhin dazu, wieder in die Realität zurückzukehren.
„Ich … ich glaube, es geht wieder“, flüstere ich tonlos. Meine Stimme ist noch nicht wieder mit mir zurück. Er kann mich trotzdem hören.
„Sicher?“
Ich nicke, wobei mir schwindelig wird.
„Sicher!“
Er schiebt mich ein wenig von sich. Ich sehe, wie er sich zunächst auf die Fersen hockt und mir gleichzeitig unter die Arme greift.
Langsam, ganz langsam dieses Mal – vermutlich hat er Angst, dass ich erneut wie festgetackert
an seiner Brust klebe – erheben wir uns gemeinsam.
Wütend werfe ich den Holzdielen einen Blick zu. Als ob die etwas dafür könnten. Aber an irgendwem muss ich meine Wut ja auslassen. Und er kommt hierfür definitiv nicht in Frage.
Sanft lockert er seine Hände, nimmt sie aber nicht ganz weg.
Ich überlege, ob ich meine Arme ganz fest an meinen Körper pressen soll, um allen Eventualitäten vorzubeugen, verwerfe diesen Gedanken aber ganz schnell wieder.
„Alles in Ordnung mit dir? Ich meine, hast du dich bei dem Sturz wirklich nicht verletzt?“
Er klingt ehrlich besorgt.
Ich taste meinen inzwischen eiskalten Hintern nach versteckten Verletzungen ab.
„Alles gut“, sage ich und freue mich, da meine Stimme sich entschlossen hat, wieder zu mir zurückzukehren.
Ich gratuliere mir insgeheim zu dem Entschluss, heute Morgen statt des geplanten kurzen Sommerkleidchens, zu den Jeans-Shorts gegriffen zu haben. Das alles wäre ja noch viel peinlicher geworden … nicht auszudenken, wenn …
So unauffällig wie möglich, führe ich einen Ganzkörper-Scann an meinem Traumboy durch.
Seine Jeans hängen in dieser lässig-sexy Art auf seinen Hüften, die den Bund seiner Boxershorts erkennen lassen. Sein – ich vermute mal, gewollt – knappes T-Shirt zeigt mir für den Bruchteil einer Sekunde ein Sixpack.
Sweet Jesus!
„Denk bitte nicht, dass ich dich für schusselig halte, oder so. Du kannst ja nix dafür. Es war ganz alleine meine Schuld!“, reißt mich seine Stimme aus meinen überaus angenehmen Betrachtungen.
Ich starre ihn an.
„Vielleicht hilft es deinem angeknacksten Selbstbewusstsein ja, wenn ich dir verrate, dass ich noch niemanden gesehen habe, der anmutiger auf seinem süßen Po gelandet ist!“
„Woher willst du wissen, dass mein Po süß ist?“, blöke ich ihn an.
Gott, Kim, du bist dämlicher als die Polizei erlaubt.
Er grinst, doch bevor er irgendetwas sagen kann, fauche ich ihn an.
„Was tust du überhaupt hier oben? Ist das nicht ein reiner Mädchentrakt?“
Er räuspert sich. Selbst sein Räuspern klingt sexy.
„Ist es nicht. Und ich wohne hier!“
„Du … was?“
Das ist sicher nicht sein Ernst. Er verarscht mich. Ja, ganz bestimmt ist das so eine Art Aufnahmeritual hier. Okay, dann spiele ich eben mit.
„Ich wohne hier“, wiederholt er und sieht mich aufmerksam an.
„Okay“, sage ich, „das ist fein. Weißt du, ich hätte doch ziemlich Angst, alleine hier oben zu hausen. Oder mit einem anderen Mädchen.“ Ich reiße entsetzt die Augen auf. „Da ist ein männlicher Aufpasser doch wirklich die bessere Alternative.“
Es gelingt mir, tussimäßig mit den Wimpern zu klimpern und ich genieße den verwirrten Ausdruck in seinem hammermäßig schönen Gesicht.
Ich strecke ihm meine Hand entgegen. „Lass uns noch mal von vorn beginnen, ja?“
Er nickt.
„Also, ich bin Kim“, sage ich lächelnd.
Er greift nach meiner Hand und umschließt sie mit seinen warmen, schlanken Fingern.
Himmel!
„Angenehm, Kim, freut mich, dich kennen zu lernen. Ich bin Kay.“
Mein Lächeln erstirbt.

4)
    „ W as?“ Kay sieht mich mit seinen durchdringenden blauen Ozeanaugen an.
„Du … bist … Kay Monroe?“ Ich habe meine Sprache wiedergefunden … Jubel!! „Ähm, jaaa?“
„Aber … aber du hast einen Mädchennamen!“, platze ich heraus.
„Hab‘ ich nicht!“
„Hast du wohl!“
„Und du hast einen Jungennamen!“, kontert er.
„Hab‘ ich nicht!“
„Hast du wohl!“ Für einen kurzen Augenblick starren wir uns giftig an. Dann brechen wir in einen wahren Lachflash aus. Ich wische mir die Lachtränen von der Wange und halte mir den Bauch.
Kay japst nach Luft.
„Das“, kichere ich noch immer, „erklärt wohl einiges, oder?“
„Was meinst du?“
„Naja, unsere Namen! Also, ich meine, es sind sowohl Mädchen- als auch Jungennamen.“ Geschlechtsneutral sozusagen. Kay scheint noch immer nicht zu begreifen, worauf ich hinaus will. Ich setze meine beste Oberlehrermiene auf
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